- Gast
- 26. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Ich bin Tina Trapp, freiberufliche Kinderbuchillustratorin, und man findet mich auch immer wieder gerne auf der ein oder anderen Messe. Dort stehe oder sitze ich dann häufig mit vielen anderen Kollegen/innen in den langen Schlangen vor Verlagssprechstunden und hoffe darauf, dass noch genug Zeit ist, mein Portfolio zeigen zu können. Aber ich liebe es ebenfalls, neue Kontakte zu knüpfen und liebe Kollegen/innen wiederzusehen. Heute möchte ich mit Euch meine persönlichen Erfahrungen von meinem ersten Besuch auf der Kinderbuchmesse in Bologna teilen.

Auf dem Messegelände angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren, denn ich stand vor einer verschlossenen Tür auf der Haupteingang zu lesen war, aber offensichtlich nicht der richtige Zugang zur Buchmesse war. Also fragte ich die erste Passantin, die mir über den Weg lief und da sie ebenfalls auf die Messe wollte, bot sie an mich dorthin zu begleiten. Was soll ich sagen, die Gastfreundschaft in diesem Land begeistert mich immer wieder auf's Neue.
Ohne lange warten zu müssen, befand ich mich auch schon in der Haupthalle, in welcher nicht nur die Projekte des Gastlandes, sondern auch deren wunderschöne Illustrationen ausgestellt wurden. Es war also bereits sehr bunt und als Illustrator/in kommt man sich vor als wäre man direkt im Himmel gelandet. Weiter hinten findet man dann auch sofort die berühmte Illustrationswand an der man die unterschiedlichsten Illustrationsstile und Illustratoren/innen finden kann und schwups hatte auch ich meine Postkarte und meine Visitenkarten dort hinterlegt. Keine Ahnung, ob sie nicht einfach im Anschluss im Müll landen oder sich tatsächlich jemand für Dich und Deine Kunst interessiert. Egal wie, es gehört dazu und ist einfach Pflicht, wenn man sich schon einmal dorthin begeben hat und gibt einem das Gefühl dazuzugehören.

Von dort aus kommt man direkt in die Halle in welcher alle italienischen Verlage und Kreativschaffenden zu finden sind. Es wird eng und laut. Man fühlt sich wie auf einem Basar oder vielleicht sogar eher wie auf einem großen italienischen Fest. Hier findet man auch den Bereich in dem die prämierten Bücher von der Decke herabhängen, damit man einen Blick hineinwerfen kann. Diese Möglichkeit wurde auch rege genutzt.
Ich selbst schlendere die Stände entlang und lasse das alles auf mich wirken. Denn eigentlich bin ich diesmal ganz unvorbereitet hier. Vor kurzem erst war ich auf der Leipziger Buchmesse und hatte bereits viele Verlage abgeklappert, so dass ich eher mit dem Ziel nach Bologna gekommen war, diesmal anderen als den deutschen Verlagen meine Mappe zu zeigen. Bei Agenturen war das auch gut möglich. Bei den Verlagen lag ich jedoch ziemlich daneben, denn es werden nur ganz, wirklich ganz vereinzelt Mappenstunden von anderen als den deutschen Verlagen dort angeboten. Also, begab ich mich in die Halle in der die deutschen Verlage zu finden waren und traf sofort auf bekannte Gesichter und Mitstreiter. Ich reihte mich also brav, wie auch bei anderen Messen in der Schlange der Illustratoren/innen ein, die ebenfalls Ihre Arbeiten vorzeigen wollten. Glück für mich, dass es sich um einen Verlag handelte, der in Leipzig keine Sprechstunde angeboten hatte. Dort traf ich dann nicht nur einen Verleger aus Leipzig wieder, der mich gerne kurz noch einmal sprechen wollte, sondern auch eine gute Bekannte, mit der ich schon oft Schlange gestanden hatte. Die Freude war groß!
Das Gespräch mit dem Verleger verzögerte sich und schließlich gab er mir eine Visitenkarte von der Kneipe DAL SARTO in Bologna, in der sich wohl abends die verschiedensten Leute von der Messe treffen würden. Ein Hotspot also. Ich war gespannt.
Weiter ging es mit noch ein paar weiteren Verlagen. So wie man das von Frankfurt ebenfalls kennt. Allerdings waren die Schlangen bei den Illustrationssprechstunden nicht ganz so lang. Mit meiner Bekannten verbrachte ich auch außerhalb der Sprechstunden etwas Zeit. Ich schlenderte in den Hof, in dem Essen und Getränke angeboten wurden. Das ganze wurde mit Musik untermalt. Sitzplätze waren rar und so pflanzten sich die meisten auf den Boden, ob drinnen oder draußen oder auf die Treppen, die zu den oberen Etagen führten, in der sich angeblich auch ein Aufenthaltsraum für Illustratoren/innen befindet. Nachdem ich noch ein paar Verlage abgeklappert hatte, begann ich auch schon meinen Rückzug anzutreten. Ich wollte ja auch noch etwas von Bologna sehen und abends war ich dann auch verabredet.

Die Bar war noch recht leer, als ich eintraf. Ich war definitiv zu früh dort. Den Verleger traf ich jedoch noch kurz, er ging dann aber nach unserem Gespräch erst einmal weiter in ein Restaurant, riet mir aber unbedingt zu bleiben oder wiederzukommen, da sich gegen 23h alle mit Rang und Namen hier treffen würden. Ich habe es bis dahin leider nicht mehr geschafft, da ich am nächsten Tag die Rückreise nach Deutschland mit dem Auto antreten musste und das wollte ich auf keinen Fall in übermüdetem Zustand. Den Bericht müsst ihr Euch dann wohl von jemanden holen, der bis 23h und länger geblieben ist. Ein paar bekannte Gesichter habe ich jedenfalls auch noch dort getroffen.
Bologna ist sicherlich einen Besuch wert. Wenn du hinfährst, dann bleibe aber mindestens 2 Tage dort und gehe an einem Abend in die besagte Kneipe. Denn im Vergleich zu anderen Messen, kann man hier ganz ungezwungen auch außerhalb der Messe Kontakte knüpfen. Ob Bologna jedoch rentabler für Illustratoren ist, im Vergleich zu anderen Messen, kann ich nicht sagen. Meine persönliche Lieblingsmesse ist Leipzig und wenn ihr mögt, schreibe ich auch gerne dazu mal einen Bericht. ;)
Meine Tipps zur Vorbereitung auf die Messe
Unterkunft:
es macht Sinn seine Unterkunft frühzeitig zu buchen (geraten wird von einem 1⁄2 Jahr im Voraus). Viele Autor/innen oder Illustrator/innen haben über die üblichen Reiseportale ihre Unterkunft gebucht. Campingplätze findet man ebenfalls in näheren Umkreis. Allerdings ist die Busverbindung von dort aus sehr schlecht. Ein Bus geht nur alle 2 Stunden und auch sehr unpünktlich und für die Rückreise benötigt man ein Taxi.
Vorbereitung auf die Messe:
Man sollte sich wie üblich mit Portfolio, Visitenkarten, Postkarten, Stiften, Notizbuch und evtl. Namensschild bewaffnen. Allerdings rate ich für die Illustrators Wall ebenfalls Tesafilm oder eine andere Befestigungshilfe mitzunehmen. Manche haben richtige Aufbewahrungsboxen gebastelt und waren sehr kreativ damit, ihre Illustrationen zu positionieren. Ein Übersetzungsprogramm oder ein kleines Wörterbuch ist auch von Vorteil, die meisten Italiener/innen, die ich dort getroffen habe, sprachen kein Englisch. Etwas zum Knabbern und Trinken schadet auch nicht, denn es befinden sich immer sehr lange Schlangen an den Versorgungsständen und es kann passieren, dass man tatsächlich an der falschen Kasse ansteht und dann auf etwas zurückgreift, was man eigentlich gar nicht essen wollte ;).
Eure Tina Trapp
Tina Trapp ist Illustratorin und Mitglied der KinderbuchManufaktur. Bilder, findet sie, sind eine ganz eigene Sprache, von der sie schon immer fasziniert war. Sie illustriert Kinderbücher und Karten, ihr Portfolio zeigt sie hier.
- Gast
- 17. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Mein Name ist Maria Leon, ich bin Kinderbuchautorin, Mitglied der KinderbuchManufaktur und ich durfte die phänomenale Erfahrung meiner ersten Buchmesse machen. Es war nicht nur für mich die allererste Ausstellung, auf der ich mein Kinderbuch „Pauline Polle zieht um“ präsentiert habe, sondern auch für die Stadt Stuttgart eine Premiere. Dementsprechend aufregend war es für alle Beteiligten.
Meine Erfahrungen, Learnings und die Achterbahn der Gefühle darf ich nun mit euch teilen.

Wie kam es dazu?
Auf die 1. Stuttgarter Buchmesse bin ich über Social Media gestoßen. Dort haben die beiden organisierenden Autor*innen etwa ein Dreivierteljahr vor der Ausstellung einen Aufruf gestartet.
Für mich war sofort klar: Ich muss als Ausstellerin dabei sein! Denn ich hatte nicht nur einen Heimvorteil, sondern ich durfte auch Teil der allerersten Stuttgarter Buchmesse sein. Wie aufregend!
Wie habe ich mich vorbereitet?
Für mich galt schon immer: Vorbereitung ist alles! Denn nur, wenn ich gut vorbereitet bin, kann ich mich voller Freude ins Geschehen werfen.
Einige Monate vorher
habe ich mir Gedanken über die Strategie gemacht und mir folgende Fragen gestellt:
Wie möchte ich mich und Pauline Polle präsentieren?
Wie kann ich sowohl die kleinen auch als auch die großen Besuchenden ansprechen?
Welche Werbemittel benötige ich dafür?
Welche Goodies möchte ich anbieten?
Welche Kooperation könnte ich im Vorfeld eingehen?
Ich habe mir eine lange Liste mit allen Dingen, die ich mitnehmen wollte, angelegt und diese in den darauffolgenden Monaten immer wieder angepasst oder ergänzt.
Einige Wochen vorher
habe ich individualisierte Werbemittel wie Flyer, Postkarten, Lesezeichen und Aufkleber gestaltet und bestellt. Auf ein Roll-Up habe ich dieses Mal aus Platzgründen verzichtet.
Außerdem habe ich Samentütchen abgefüllt, die ich ebenfalls als Goodies verteilen wollte. Für eine süße Leckerei in Form von Bio-Honig Bonbons war auch gesorgt: Hierfür konnte einen Bonbon-Hersteller für eine kleine Kooperation gewinnen.
Schließlich habe ich noch Hilfsmittel wie Buchaufsteller, Prospekthalter und Kartenaufsteller besorgt, damit ich sowohl mein Buch als auch Flyer und Postkarten gut sichtbar platzieren konnte.
Bedenke, dass die Konzeption deines Standes und die Gestaltung und Bestellung deiner Materialien mehrere Wochen dauern kann. Plane hierfür daher genügend Zeit ein.
Überlege dir auch, ob dich jemand begleiten und dir beim Aufbau und/oder Betreuung deines Standes helfen kann. Das kann sinnvoll sein, wenn du selbst mal andere Stände besichtigen möchtest.
Der Tag der Tage kam immer näher und ich wurde immer nervöser! Klappt alles, wie es mir vorstelle? Funktioniert es daheim mit meiner 10-Monate alten Tochter? Werden die Gäste meinen Stand besuchen? Und worüber spreche ich mit den Besuchenden überhaupt? Mit so vielen Buchbegeisterten hatte ich bis dato noch nie auf einmal über Pauline Polle gesprochen. Die Nervosität stieg von Tag zu Tag – die Vorfreude aber auch!
Einen Tag vorher
habe ich mich informiert, wie der Verkehr für die Anreise zu erwarten war: Waren Streiks vorhergesagt? Waren Ausfälle bei der Bahn gemeldet? Wann müsste ich aus dem Haus gehen, um genügend Zeit für den Aufbau zu haben?
Für Frühlingsfeeling habe ich außerdem frische Topfblumen gekauft. Die sollten meinem Stand auch das Gefühl von Lebendigkeit und Leichtigkeit verleihen.
Nun mussten nur noch die Koffer sorgfältig gepackt werden – dann war ich bereit!
Am Tag der Buchmesse
War es endlich soweit! Frühzeitig aufstehen, fertig machen und schon konnte es losgehen! Die Aufregung hatte ihren Höhepunkt erreicht, doch als mentale Unterstützung konnte glücklicherweise spontan meine Schwester dabei sein. Sie konnte mir bei Transport und Aufbau helfen und mich von der Nervosität weglenken.
Und was soll ich sagen: Der Tag war der Wahnsinn! Es kamen deutlich mehr Menschen als erwartet, die Stimmung war einfach grandios! Sowohl die Ausstellenden als auch die Besuchenden haben sich voller Freude ins Getümmel gestürzt.
Pauline Polle kam bei den Gästen super an! Ich durfte unheimlich viele inspirierende Gespräche führen. Zudem konnte ich andere Schreibende, die ich bisher nur aus der Online Community der Kinderbuchmanufaktur oder Social Media kannte, endlich kennenlernen. Mit so viel Zuspruch, wertvollen Gesprächen und guter Laune hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Mit schmerzenden Füßen und ohne Stimme, aber überglücklich kam ich abends zu Hause an. Ich war so beflügelt, dass mich diese Glückseligkeit noch Tage danach getragen hat.

Learnings
Trotz aller Vorbereitungen kamen wir knapp vor Beginn der Buchmesse an und mussten uns mit dem Aufbau beeilen, daher habe ich gelernt: Egal wieviel zeitlichen Puffer du dir eingeplant hast, leg noch eine Schippe drauf!
Hilfreich ist es, wenn eine Begleitperson deinen Stand mit betreuen kann. So hast du während der Messe Zeit, zwischendurch mal auf Toilette zu gehen, dir ein Brötchen zu kaufen oder dich auch einfach mal umzusehen.
Aus meinen eigenen Messebesuchen weiß ich, dass ich mich an einem Stand zunächst in Ruhe selbst umsehen möchte. Doch als Ausstellerin habe ich gelernt, dass es vielen Gästen hilft, wenn sie aktiv angesprochen werden. Ein freundliches „Sie dürfen sich gerne ein Samentütchen oder eine Postkarte mitnehmen“ konnte das Eis für ein bereicherndes Gespräch brechen.
Und mein wichtigstes Learning: Es könnte auch Spaß machen! Im Vorfeld war ich so nervös, dass ich nie wirklich den Gedanken zugelassen habe, dass es auch Spaß machen könnte. Aber es HAT Spaß gemacht! Mehr als ich es mir hätte vorstellen können. Die Stimmung unter den Gästen und den Ausstellenden war einfach großartig. Noch Tage danach habe in Glückseligkeit geschwelgt.
Rechtlicher Exkurs
Denk daran, dass du keinen Messerabatt für deine Bücher gewähren kannst, wenn dein Buch noch der Buchpreisbindung unterliegt (zu Ausnahmen und Dauer siehe § 7 und § 8 BuchPrG).
Verkaufen darfst du nur das, wovon du die vollen Urheberrechte innehast oder wofür du das Nutzungsrecht erworben hast. Willst du beispielsweise Lesezeichen oder Poster mit Illustrationen aus deinem Buch verkaufen, musst du dies vorab mit deiner*m Illustrator*in klären.
Als Verlagsautor*in darfst du deine Bücher in der Regel nicht selbst verkaufen. Genauso wenig darfst du Belegexemplare oder Exemplare, die du mit Autorenrabatt erhalten hast, veräußern. Lies dir hierzu am besten deinen Verlagsvertrag durch.
Arbeitest du als Selfpublisher*in mit einem Vertriebsdienstleister zusammen, darfst du deine Bücher nicht selbst verkaufen, wenn dieser ein Exklusivitätsrecht an deinen Titeln hat. Dies dürfte aber bei den wenigsten Distributoren der Fall sein.
Nun bleibt nur noch zu sagen: Nur Mut – stürzt euch in das Abenteuer Buchmesse und habt Spaß!
- Gast
- 9. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Auf der Leipziger Buchmesse kommen jedes Jahr Buchbegeisterte und Verlage das erste Mal im neuen Bücherjahr zusammen. 2024 zählten die Messeveranstalter insgesamt 2085 Verlage, die ihre Neuigkeiten ausstellten, und über 283.000 Besucher.
Wie kannst du als AutorIn die Buchmesse nutzen, um deine Buchideen Verlagen vorzustellen? Julia Osbahr nimmt uns mit auf ihrem Besuch durch die Messehallen.

Da stand ich nun, in Halle 3 der Leipziger Buchmesse, umgeben von Menschengruppen, bunten Cosplay-Wölfen und natürlich jeder Menge Kinderbüchern. Ich hatte mir vorgenommen, Verlage anzusprechen und meine Buchprojekte vorzustellen.
Obwohl ich die Pitches im Kopf und die Exposés im Rucksack hatte, bezweifelte ich in diesem Moment, dass ich es wirklich durchziehen würde. Die Stände waren voll, alle Leute wirkten beschäftigt – und das schon Donnerstagmittag. Puh! Ich ließ mich eine Weile treiben und fand mich plötzlich vor einem kleinen Stand wieder, an dem nichts los war. Eine Person saß vor ein paar Bilderbüchern und schaute abwartend durch die Halle. Aber klar! Ich kannte sie und den Verlag über Insta … und auch die Website, auf der steht, dass man von Manuskripteinsendungen absehen soll. Ich hatte also höchstwahrscheinlich nichts zu gewinnen, aber auch nichts zu verlieren. Perfekt zum Üben!
„Sie kommen aus Stadt XY, oder?“, fragte ich.
Die freundliche Person bejahte und erzählte ein bisschen von sich und seiner Motivation. Ich nahm ein Buch, dessen Cover ich schon online bewundert hatte, in die Hand. Beim Blättern musste ich mehrmals grinsen, weil es wirklich so lustig war wie der Klappentext vermuten ließ. Eigentlich eine hervorragende Überleitung zu meinem Projekt … Ich gab mir einen Ruck.
„Ich bin Kinderbuchautorin“, sagte ich selbstsicher, „und ich habe auch ein humorvolles Bilderbuch geschrieben. Das Manuskript hätte ich Ihnen schon längst geschickt, wenn auf Ihrer Homepage nicht dieser Satz stehen würde.“
„Ach, toll! Erzählen Sie doch mal“, forderte mich die Person auf.
Ich fasste Themen und Handlung kurz zusammen (den Pitch habe ich nicht Wort für Wort aufgesagt, dass kam mir gekünstelt vor). Die Person hörte amüsiert zu, dann sagte sie (tatsächlich!):
„Schicken Sie es mir gerne zu. Mein Programm ist zwar durchgeplant bis 2026, aber wenn mir was Besonderes begegnet … vielleicht kann ich noch was draufpacken.“
Ich machte innerlich Freudenhopser, als wir auch noch Visitenkarten tauschten. Was für ein Einstieg!
Dieses wertschätzende Gespräch gab mir den Mut, auch bei weiteren Ständen zu „pitchen“.
Insgesamt war ich an drei Tagen auf der Messe und möchte meine persönlichen Erfahrungen hier teilen.
1. Es ist besser, die Bücher des Verlags als Gesprächseinstieg zu nutzen als das eigene Werk
Ich zumindest habe mich dadurch wohler und weniger „aufdringlich“ gefühlt und konnte ehrliches Interesse zeigen. Wenn man einen Verlag mag, kennt man mindestens eins der Bücher am Stand. Falls man weder Verlag noch dessen Bücher kennt, bringt es Spaß, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen: Bestimmt gibt es mindestens ein interessantes Cover, über das man ein Gespräch beginnen kann. Wenn alles nicht zutrifft, dann passt der Verlag eh nicht zum eigenen Projekt. Mich hat z.B. der Illustrationsstil eines Meeres-Bilderbuchs sofort angesprochen. Darüber habe ich eine Verbindung zu meinem maritimen Buch herstellen und die Visitenkarte der Verlegerin gewinnen können.
2. Wie so oft sind Geduld und Zeit gute Begleiterinnen
Ich habe viel beobachtet (hinter Buchdeckeln geht das wunderbar 😉): Wer hat hier welche Funktion (manchmal steht es auf den Namensschildern)? Wen spreche ich am besten an? Sind mir die Leute sympathisch, wie verhalten sie sich im Gespräch mit Kundschaft und Geschäftspartner*innen? Es gab einen Stand, den ich statt Donnerstag erst am Freitag besucht habe, weil ich mitbekam, wie zickig die Mitarbeiterin mit einer Kundin sprach. Mein Plan ging auf, denn am Freitag hatte ein Kollege sie abgelöst.
3. Punkt 2 funktioniert besser, wenn man allein unterwegs ist
Ich war mit Freundinnen auf der Messe, aber wir haben uns ab und zu für 1-2 Stunden getrennt und irgendwo verabredet.
4. Kleinere und mittelgroße Verlage
sind offener für spontane Gespräche als Publikumsverlage (hier wirkten die Mitarbeiter*innen dauerbeschäftigt. Es kann sinnvoll sein, rechtzeitig vor der Messe einen persönlichen Termin auszumachen). Ich habe es trotzdem bei einigen größeren Verlage versucht, wenn ich eine Lücke erwischt habe. Einmal hat man mir per Handy die Homepage und die dortige Rubrik „Manuskripteinsendungen“ gezeigt (Na, darauf war ich auch schon selbst gekommen!), die anderen nannten allgemeine Mailadressen und selten (nur auf direkte Nachfrage und eher aus Höflichkeit) konkrete Ansprechpartner*innen.
5. Lesungen zu besuchen und mit anderen Menschen zu quatschen
(zum Beispiel mit Kinderbuchmanufaktur-Mitgliedern 😊), ohne ein Ziel zu verfolgen, half mir, locker zu bleiben und offen für Zufallsbekanntschaften zu sein (pausenlos sämtliche Verlage abzuklappern muss sehr ermüdend sein, weil man sich selbst nervt).
6. Papierausdrucke von Exposés
brauchte ich nicht zum Verteilen, aber es war ein gutes Gefühl, sie für den Fall der Fälle dabei zu haben.
7. Ich habe einige Überraschungen erlebt, positive und auch negative.
Von einem der (mittelgroßen) Verlage auf meiner Favoritenliste haben meine Kinder und ich viele Schätze im Bücherregal stehen. An einem der Messetage war sogar die inhabende Person vor Ort. Ich schlich mehrmals umd den Messestand herum, doch immer saß der Person schon jemand gegenüber. Ein Karosakko-Herr löste eine Seidenschal-Frau ab, es folgte ein Brillenband-Mann.
Ich drehte meine Runden und als ich dem Brillenband-Mann woanders begegnete, flitzte ich zurück zu dem Lieblingsverlag. Mittlerweile aß die Person ein Käsebrot. Och nee! Ich ging einen Kaffee trinken und als ich wiederwiederwiederkehrte, traf ich sie endlich allein an.
Nach der ganzen Mühe erlaubte ich mir kein Zögern und fragte einfach, ob die Person kurz für mich Zeit hatte. Sie bat mich, Platz zu nehmen. Ich lobte die Verlagsausrichtung und erzählte kurz von unseren Lieblingsbüchern, bevor ich mein Projekt erwähnte.
„Illustrieren Sie auch?“, unterbrach sie mich.
Ich schwärmte von der Illustratorin, die meine Geschichte bebildern würde, wenn das gewünscht wäre.
Wieder dazwischen: „Haben Sie Bilder dabei? Sonst kann ich dazu nichts sagen.“
Ich zog ein Blatt mit dem Portfolio der Illustratorin aus dem Rucksack.
Nach nicht mal drei Sekunden ein Kopfschütteln.
„Nee! Ich würde sofort weiterklicken! Gefällt mir nicht. Dann brauchen Sie mir über Ihr Projekt gar nichts sagen.“
Ich schluckte, stand auf und war erstaunt über die Art und Weise.
Im zweiten Moment erleichtert, weil ich wusste, woran ich war. Diesen Verlag konnte ich von meiner Bewerbungsliste streichen. Ohne die Buchmesse wäre er vermutlich immer noch auf der Liste. Drei andere Verlage hingegen nicht.
Drei ganz neue Chancen, die mir mehr Hoffnung geben als ich bei meinem ehemaligen Favoriten jemals hatte.
8. Ein Gedanke hat mir vor dem “Pitchen“ besonders geholfen:
Genauso wie der Verlag ein Gewinn für mich (oder dich?) sein kann, kann auch mein (oder dein?) Buchprojekt ein Gewinn für den Verlag sein - er weiß es nur noch nicht! 😊
Also, los, packen wir es an!
Und ich bin dann mal abgetaucht: Exposés an meine neuen Kontakte verschicken - und Daumen drücken.
DANKE für diesen Beitrag an Julia Osbahr!
Julia Osbahr ist Autorin von Bilderbüchern und Kinderromanen und hat 2020 ihr erstes Bilderbuch („Hilfe, Honigbeerbiest!“) im Selfpublishing veröffentlicht. Sie ist seit fast drei Jahren Mitglied der Kinderbuchmanufaktur und wünscht sich, Verlage für ihre Herzensprojekte zu finden.
