Wie es dazu kam, dass wir von der freien Lektorin Susanne Ospelkaus Tipps für das Kinderbuch Richtung Verlag erhalten haben? Susanne hat für den Brunnen Verlag mit uns in der KinderbuchManufaktur eine PitchParty erlebt. Mitglieder der KinderbuchManufaktur konnten während einer Zoom Session in einer Minute ihre geschriebenen oder illustrierten Projekte und die Person dahinter vorstellen, um sich beim Verlag zu bewerben.

Im Anschluss an diese Veranstaltung wurden einige der TeilnehmerInnen eingeladen, sich in einer nächsten Runde mit einer ausführlichen Bewerbung dem Verlag vorzustellen.
Hier haben wir nun die Möglichkeit, noch einmal von Susanne zu lernen:
Susanne, wenn du an die PitchParty zurückdenkst, welche 3 persönlichen Tipps würdest du KinderbuchKreativen gerne für die Zukunft mit auf den Weg geben?
Ich fand alle Beiträge der PitchParty sehr sympathisch.
Mich interessiert die Person hinter den Geschichten, deswegen war es sehr hilfreich, wenn der Bezug zum Thema deutlich wurde. Wenn Autor_innen aufgrund von Erfahrungen, Beruf oder Hobby Expert_innen sind, möchte ich es wissen.
Mit einem Pitch kann viel Spannung erzeugt werden und das ist gut, um mich neugierig zu machen. Doch ich muss spüren, dass Autor_innen auch das Ende der Geschichte kennen bzw. wissen, wie sie die Spannung auflösen.
Ich empfehle, dass man die eigene Geschichte nicht direkt lobt. Das entscheiden letztendlich die Leser_innen. Wenn der Pitch und Plot präzise formuliert sind, braucht es keine Beschreibungen wie liebevoll, spannend, kreativ oder originell.
Was gehört für dich in eine Verlags-Bewerbung?
Wenn ich nach einem Pitch, um Exposé und Leseprobe bitte, möchte ich tatsächlich die komplette Geschichte sehen. Nur eine Idee zu formulieren, reicht mir nicht. Natürlich ist das auch eine Vorgehensweise und manchmal fragt ein Verlag auch an, ob man eine Idee hat, aber dann kennt der Verlag Stil und Arbeitsweise der Autor_innen. Für Folgeprojekte reichen Exposé und Leseprobe.
Wenn Autor_innen sich Gedanken zur Vermarktung und Platzierung ihrer Geschichte im Buchhandel machen, ist das für mich sehr hilfreich. Es müssen keine ausgeklügelten Strategien sein, sondern Ideen und Anknüpfungspunkte, die ich aufnehmen kann.
Je besser Vermarktungsideen sind, umso eher lässt sich auch die Verlagsrunde begeistern.
Auf was achtest du besonders, damit du diese Bewerbung in die Verlagsrunde mitnehmen kannst?
Ich schaue, ob wir mit neuen Projekten an vorhandene Titel anknüpfen können. Erfolgreiche Bücher zeigen uns, was sich Kunden_innen wünschen und ich überlege, ob ein neues Buch ein Thema fortsetzt, ergänzt oder intensiviert. Dabei bin ich auch für Neues aufgeschlossen. Sobald eine Geschichte mit viel Magie oder Zauber arbeitet, muss ich abwägen, ob sie im christlichen Verlag gut aufgehoben ist.
Eine Absage von Brunnen bedeutet nicht, dass ein Manuskript schlecht ist. Alle Teilnehmerinnen der Pitch-Party, die mir Manuskript / Portfolio eingesandt hatten, erhalten eine kurze Begründung, warum ihr Projekt (noch) nicht zu Brunnen passt.
In der Verlagsrunde wird beraten, welche Projekte und Personen infrage kommen. Wer gehört hier bei Brunnen dazu und wie können wir uns das vorstellen?
In der Verlagsrunde treffen sich Verleger, Mitarbeiter_innen aus Marketing und Produktion und Lektor_innen. Hier wird eine Buchidee sehr demokratisch besprochen.
Je überzeugter ich von einem Projekt und Autor_in bin, umso besser kann ich der Kritik oder den Bedenken von Kollegen und Kolleginnen begegnen.
Hier lohnt es sich, wenn ich aufzeigen kann, was Autor_innen selbst tun möchten, um die Geschichte voranzubringen, z. B. durch Veranstaltungen, Bastel- bzw. Onlinematerial.
Der Verleger überlegt sehr gezielt, wie er Vertriebler und Buchhändler_innen für ein neues Buch gewinnen kann. Erst wenn Buchhändler_innen von einem Buch begeistert sind, werden sie es ihren Kunden empfehlen.
Stimmt die Verlagsrunde einer Buchidee zu, wird das Projekt kalkuliert. Erst danach erhalten Autor_innen/ Illustrator_innen eine Rückmeldung und Verträge werden formuliert. Diese Prozesse nehmen oftmals bis zu 12 Wochen in Anspruch.
KinderbuchautorInnen haben die Möglichkeit, an ihren Bewerbungen mit dir als freie Lektorin zu arbeiten. Das sind Coachings unabhängig vom Brunnen Verlag. Wie genau sieht das aus und in welcher Form kann das hilfreich für KinderbuchKreative sein?
Ich biete unterschiedlichste Lektoratsleistungen an.
Ein Entwicklungslektorat klopft ein Manuskript auf Dramaturgie, Figurenentwicklung, Logik und altersentsprechende Themen ab. Anschließend erstelle ich ein Gutachten, mit dem Autor_innen weiterarbeiten können. Für viele Schreiberlinge ist es hilfreich, eine Einschätzung von außen zu bekommen. Dabei spielen meine Vorlieben keine Rolle. Es geht immer um das Handwerk und wie aus einer guten Idee eine noch bessere Geschichte wird.
Ich orientiere mich an den Wünschen der Autor_innen, ob das Projekt eine Agentur- bzw. Verlagsbewerbung oder eine Selbstveröffentlichung wird oder Exposé oder Klappentext.
Korrektorat und typografische Arbeiten übernehme ich nicht. Für solche Anfrage empfehle ich meine Kollegen und Kolleginnen aus dem Verband der freien Lektoren und Lektorinnen.
Wir danken Susanne für den Einblick, um unseren nächsten Schritt Richtung KinderbuchTraum planen und leben zu können! Wir fiebern mit dir mit!
Und wenn du noch mehr von Susanne Ospelkaus sehen möchtest, wirst du hier fündig: https://www.susanne-ospelkaus.com/lektorat
Als Leiterinnen der KinderbuchManufaktur wurden wir kürzlich gefragt, wie wir dazu stehen, dass Kinderbücher nun auch von KI (Künstlicher Intelligenz) erstellt werden können.

Unsere ganz persönliche Meinung zum Thema haben wir in diesem Blog-Artikel für dich zusammengefasst:
Katrin Grieco: Was ich davon halte, dass Kinderbücher mit KI erstellt werden können? In meiner Antwort beziehe ich mich beim „Erstellen von Kinderbüchern“ auf den gesamten Prozess von der Idee bis zur Druckerei. Kinderbücher sind für mich Kunstwerke für eine ganz besondere Zielgruppe. Diese Kunst braucht in meinen Augen menschliche Emotionen, Sinneseindrücke, Wünsche und Werte, die nicht künstlich erstellt werden können. Eng mit der Frage verbunden sehe ich die Frage: was meinen wir denn, wenn wir von „Kinderbüchern“ sprechen? Sind es Pappbilderbücher mit Klappen, Fühlelementen, Spiegeln oder anderen Elementen, die in ihrer Konzeption auf die Interaktion des Kindes mit dem Buch ausgelegt sind? Zu den Kinderbüchern zählen auch Wimmelbücher oder Mitmachbücher, bei denen die Interaktion mit dem Kind während der Entstehung mit zu konzipieren ist. Die Vielfalt der Genres im Bereich Kinderbuch ist breit gefächert von Bilderbüchern über Vorlesebücher, Erstleserbücher, Kinderromane oder Kindersachbücher in den verschiedensten Formen, zu denen mittlerweile auch die Graphic Novels, die Comicromane auch für Kinder zählen. KinderbuchautorInnen stimmen ihre Themenwahl, ihre Art und Weise des Erzählens, ihre Wortwahl und Wahl der Stilmittel innerhalb dieser Genres altersgerecht auf ihre Zielgruppe ab. Vielen Genres im Kinderbuch ist gemeinsam, dass sie hohe Bildanteile enthalten. Dabei kann der Anteil des Erzählens variieren: mal werden Geschichten zur Hälfte durch Text erzählt und zur anderen Hälfte durch Illustrationen. Illustrationen in Kinderbüchern geben dabei nicht nur in Bildern das geschriebene Wort wieder, sie haben eine viel größere Aufgabe. Dieses besondere Zusammenspiel von Bild und Text kann in Kinderbüchern ganz unterschiedlich eingesetzt werden: Humor kann dadurch entstehen, dass Illustrationen Gegenteiliges entdecken lassen, was im Text geschildert wird. Es kann Spannung entstehen oder gelöst werden, indem die Illustrationen mehr erzählen als der Text, oder es können (eigene Neben-) Geschichten erzählt werden, die ausschließlich durch Bilder und die Betrachtenden entstehen. (Und dabei gehe ich an dieser Stelle gar nicht auf die Frage ein, mit welchen Bildern, wessen Arbeit und Kunst und mit wessen Rechten die KI trainiert wurde!) Außerdem spielen in verschiedenen Genres im Kinderbuch Sinneseindrücke eine entscheidende Rolle, um für die Zielgruppe besondere Leseerlebnisse zu ermöglichen. Ich möchte mich darin nicht auf fremde Beschreibungen berufen, sondern selber Erlebnisse sammeln!
Neben den Texten und Illustrationen werden manche Arten von Kinderbüchern auch durch die Art der Haptik ihre Geschichte erzählen: d.h. die Form des Papiers oder anderen Materials spielt in der Entstehung von Kinderbüchern eine weitere entscheidende Rolle. In diesem Gesamtwerk stellt sich die Frage, von welchen Kinderbüchern wir überhaupt sprechen, die von künstlicher Intelligenz erstellt werden könnten.
Für mich sind die geschilderten Arten von Kinderbüchern Kunstwerke, die Handwerk, eigenen Stil, Persönlichkeit und das Wissen um die Zielgruppe erfordern.
Nora Rath-Hodann:
Zuerst einmal sprechen wir hier von "können" – also rein von der Möglichkeit, Kinderbücher mit KI-Unterstützung herzustellen. Dass eine KI das KANN, ist an sich eine große technologische Leistung. Ob sie es (zur Gänze) SOLLTE – sprich, ob es die Zielsetzung sein sollte, dass eine KI diese Aufgabe übernimmt, steht für mich auf einem anderen Blatt.
Ich stelle mir eher die Frage: Warum sollte man die Erstellung von Kinderbüchern an KI abgeben wollen? Meine Einstellung ist, dass Technologie und Tools uns Menschen bei der Erreichung unserer Ziele oder deren Umsetzung unterstützen sollten.
Realistisch betrachtet, wird uns diese Technologie erhalten bleiben. Also, wo könnte uns die KI unterstützen? Und hier gibt es entlang des Herstellungsprozesses sicherlich einige Einsatzmöglichkeiten – diese müssen aber nicht unbedingt im Bereich der Kreativität sein.
Denn Kinderbücher haben zwei Ziele: 1. Kindern Geschichten zu erzählen und unsere Werte zu vermitteln, sowie 2. ihnen das Lesen schmackhaft zu machen. Das sollte jedenfalls weiterhin gewährleistet sein. Und kann das eine KI?
Zuletzt sehe ich noch ein ganz wesentliches Problem hinsichtlich des Urheberrechts: Wie speist sich die KI und wie stelle ich sicher, dass keine Rechte verletzt werden? Hier geht es mir nicht rein um den rechtlichen Grauzonen – es ist auch eine Frage des Respekts gegenüber den UrheberInnen!
Wir wurden gefragt, ob wir – durch die weiter voranschreitende Nutzung von Künstlicher Intelligenz – einen negativen Effekt auf die Kinderbuchbranche befürchten.
Katrin Grieco:
Was Kinderbücher in der Zukunft betrifft, setze ich auf die kleinen und großen LeserInnen von Kinderbüchern, die sich durch Handwerk mit Herz und Kreativität begeistern lassen. Und ich setze auf KinderbuchKreative, die ihre Persönlichkeit und Leidenschaft einbringen, die ihr Handwerk weiterentwickeln und wachsen wollen, die miteinander und voneinander lernen, wie wir das in der KinderbuchManufaktur erleben. Daher möchte ich möglichen Befürchtungen keinen allzu großen Raum geben. Durch voranschreitende Nutzung künstlicher Intelligenz ist es sicherlich in einem schnelleren Tempo möglich, Texte zu produzieren und diese in den Druck zu schicken. Momentan erleben wir in der Buchbranche Herausforderungen, was verfügbares Papier und Zeitslots der Druckereien betrifft. Hier könnte es durch größeren Bedarf zu weiteren Engpässen kommen. Gleichzeitig müssen auch in Zukunft Papierkosten und Herstellungskosten (ähnlich wie das im Selfpublishing bekannt ist) gedeckt werden, daher wird sich zeigen, ob die Druck-Zahlen überhaupt derart steigen werden, dass von einem negativen Effekt gesprochen werden könnte. Wichtiger als Befürchtungen, ist mir die Frage, welche Bedeutung wir der künstlichen Intelligenz geben wollen. Wie mit allen Neuerungen in der Buchbranche werden wir uns auch hier mit der Frage auseinandersetzen, wer wir als Schaffende in der Kinderbuchbranche sein wollen und wie eine sinnvolle Nutzung im Sinne unserer eigenen Ziele und Werte aussehen kann. KI wird aktuell vielfach thematisiert und diskutiert und ich halte die Thematik für einen wichtigen Anstoß, um einmal mehr in den Austausch zu kommen, wer wir als AutorInnen oder IllustratorInnen sein wollen, wie wir miteinander und mit unseren Werken umgehen wollen und wie wir unsere Zielgruppe sehen und behandeln wollen. Für mich sind das Fragen, wie:
Warum möchte ICH schreiben?
Warum möchte ich FÜR KINDER schreiben?
Warum möchte ich GENAU DIESES BUCH für Kinder schreiben?
Und WAS BRINGE ICH an persönlich Erlebtem, Erlernten oder Erlittenem MIT, um dieses Buch zu entwickeln und damit auch Kinder zu erreichen?
Diese Fragen werde ich mir selbst und als Leiterin der KinderbuchManufaktur unseren Mitgliedern immer wieder stellen, werde dabei die Kinder im Fokus sehen und werde sie auch immer wieder zur Sprache bringen, wenn wir uns über die Entstehung von Kinderbüchern austauschen. Unabhängig von der Frage, wie wir das Miteinander und unsere Arbeit innerhalb der Kinderbuchbranche gestalten wollen, stelle ich mir eine noch ganz andere Frage. Dabei geht es um die Arbeitsbedingungen und den Umgang mit den Menschen, deren Vollzeit-Arbeit darin besteht, Bilder und Texte zu sichten, hochzuladen, zu sortieren, um sie mit entsprechenden Labels zu versehen, damit sie von der KI erkannt und eingeordnet werden können. Dazu forscht die Soziologin und Informatikerin Milagros Miceli vom Weizenbaum Institut in Berlin. Das Institut ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt und Miceli leitet eine Forschungsgruppe. Deren Arbeit konzentriert sich auf die ethischen und sozialen Auswirkungen der Entwicklung von KI und Miceli hat u.a. in Argentinien und Bulgarien vor Ort geabeitet, um die Arbeitsbedingungen z.B. für Jugendliche in Armenvierteln zu dokumentieren und weiß um Arbeitsbedingungen in Kenia, um KI zu trainieren. Es ist für mich unvorstellbar, welchen Bildern und Textpassagen die Menschen Tag für Tag ausgesetzt sind, um diese z.B. für die KI als unpassend gewaltverherrlichend zu kennzeichnen. Wenn ich mich also frage, wer ich als Kinderbuchautorin sein möchte, wie ich unsere Branche in Zukunft mitgestalten möchte und ob ich mich der Begeisterung zum Nutzen von KI anschließen möchte, dann will ich das nicht ignorieren.
Nora Rath-Hodann:
Zuerst einmal muss ich festhalten, dass ich erst ein Kinderbuch gesehen habe, das von einer KI geschrieben wurde – und es war nicht besonders gut. Aber ich nehme an, dass sich dies bald ändern wird – und zwar je mehr wir selbst die KI mit Texten füttern.
Ich denke aber, hier muss man zwischen dem Effekt auf die Kinder (moralischer) und dem Effekt auf die Branche (betriebswirtschaftlicher) unterscheiden – jedenfalls kurzfristig. Betriebswirtschaftlich orientierte Akteure werden sicherlich einen Vorteil darin sehen, diverse Aufgaben unter Zuhilfenahme der KI umzusetzen. Auch heute gibt es einfallslose und einfältige Kinderliteratur. Ob diese von einer KI oder einem Menschen stammt, macht aus der LeserInnnen-Perspektive wahrscheinlich keinen Unterschied.
Gleichzeitig sollte man aber auch erwähnen, dass über 99% der Manuskripte nicht veröffentlicht werden – die Filterfunktion v.a. der Verlage ist also in der Buchbranche umfangreich. Sollte aufgrund von KI-Texten die Qualität sinken, weil der Maßstab nicht mehr so hoch angesetzt würde, dann wäre das sicherlich kein Vorteil. Aber, um ehrlich zu sein, habe ich nicht die Befürchtung, dass AutorInnen und IllustratorInnen bald von KIs ersetzt werden. Schon alleinig, weil die rechtliche Lage ungeklärt bliebe.
Die Frage, die ich mir eher stelle – und die ich selbst nicht beantworten kann – ist: Wie beurteilen die Kinder den Lesestoff der KI im Vergleich zu einem AutorInnentext? Für mich wäre das ein sehr relevanter Maßstab. Macht die KI einen besseren Job? Das wäre langfristig eine sehr spannende Fragestellung, die wohl eng damit zusammenhängt, wie und ob die KI zu einem selbstlernenden System avanciert oder nicht.
Wir haben die Frage beantwortet, was in unseren Augen eine menschliche Autorin der Künstlichen Intelligenz voraus habe.
Katrin Grieco: Das ist der eigene Stil, die Erzählweise und Persönlichkeit, die aus Neugier, Erfahrungen und eigenen Erlebnissen mit Sinneseindrücken und Emotionen in den Werken authentisch erkennbar werden können. Das sind persönliche Werte der menschlichen AutorInnen, die sich in Themenwahl, Verlauf der Geschichte und Art des Erzählens widerspiegeln.
Das ist der persönliche Blick auf die Lebenswelt der Kinder in der jeweiligen Zielgruppe, mit ihren Herausforderungen und Träumen, ihrem Humor, ihrer Begeisterung, der Neugier und ihren Ängsten. Und bei diesem Blick geht es um mehr, als darum, ein Buch zielsicher zu verkaufen. Für mich bedeuten all meine Entscheidungen: Verantwortung zu übernehmen. Und das kann ich nur als Mensch. Das sind eigene Träume und Hoffnungen, die Welt mit dem Schreiben ein Stückchen zu verbessern, hoffnungsvoller, freundlicher, lustiger, ermutigender oder verantwortungs-bewusster zu gestalten.
Nora Rath-Hodann:
Nun: Zu mindest anfangs repliziert die KI Inhalte menschlichen Ursprungs. Daher sind wir – noch – per Definition einen Schritt voraus. Je mehr wir sie füttern, desto mehr lernt sie. Es liegt also in unserer Hand, bis zu welchem Grad wir die Entwicklung der KI vorantreiben.
Davon abgesehen: Jeder Mensch hat eine ganz eigene Perspektive, Vorstellungskraft und Stimme. Wir können Emotionen verspüren und vermitteln. Das macht uns individuell. Wissen ist nicht schlicht gesammelte Information, sondern deren Verknüpfung mit persönlichen Erfahrungen, Ideen und Annahmen.
Und das ist es genau, was wir der KI voraus haben. Die KI wird – v.a. langfristig – einen Durchschnitt generieren. Das bedeutet, dass es jede Menge Platz an den unterschiedlichen Ende von Spektren gibt, denn: Kein Mensch ist durchschnittlich.
Nach all diesen Überlegungen: Was muss ein gutes Kinderbuch für uns als Leiterinnen der KinderbuchManufaktur enthalten?
Katrin Grieco:
Ein gutes Kinderbuch sorgt in meinen Augen durch das Zusammenspiel von Themen, Texten und Bildern für KinderbuchKonfettiMomente. Das ist für mich ein zufriedenes Lächeln im Gesicht der Kinder oder ein Schluckauf und: „Nochmal, nochmal!“ Manche Kinderbücher lassen die kleinen LeserInnen oder ZuhörerInnen einen Kopf größer und stärker wirken, neugierig in die Welt starten, verträumt in eine Fantasiewelt eintauchen oder gespannt umblättern und fasziniert staunen. Das erlebe ich als Sozialpädagogin besonders dann, wenn Bücher Kinder in ihrer Lebenswelt, in ihrer Neugier oder in ihrer Art von Humor begegnen. Das sind Kinderbücher, die Abenteuer ermöglichen, aber auch Kinder in ihren Träumen und der eigenen Fantasie begegnen und Raum dafür einräumen oder besonders sorgsam mit den Ängsten und Sorgen von Kindern umgehen. In einem Satz: Wenn es für Kinder geschrieben ist und nicht für Erwachsene. Wenn dazu die Kinderbuchkreativen hinter den Büchern ihr Schreibhandwerk entwickelt haben, mit ihrem Stil und ihrer Wortwahl berühren, mit Charakteren bewegen, einem Geschichtenaufbau faszinieren oder einfach Spaß machen, dann freue ich mich über ein gutes Kinderbuch.
Nora Rath Hodann:
Ich kann Katrins Ausführung nur unterstreichen und möchte einen kleinen Aspekt ergänzen: Ein gutes Kinderbuch nimmt Kinder ernst. Und wenn ich sie ernst nehme, dann fordere ich sie auch ein wenig, ohne sie zu überfordern. Das kann sich z.B. im Thema, in der Sprache oder der Illustration manifestieren – mit einer Ausnahme: Erstleserbücher sollten meiner Meinung nach den Kindern das Lesen einfach machen. Wenn sie unterhaltsam sind und dadurch zum Lesen animieren, haben sie ihren Zweck erfüllt!
Für uns war es wertvoll, uns über diese Fragen auszutauschen und wir haben uns überlegt, welche Fragen heute wohl in den Briefen an eine gewisse Sofie stehen würden. Vielleicht ist es mal wieder Zeit, das Buch von Jostein Gaarder zur Hand zu nehmen, "Sofies Welt" mit neuen Augen zu lesen und der Frage nachzugehen: Wer bist du?
Wir laden dich herzlich dazu ein und sind gespannt auf die weitere gemeinsame Reise mit Menschen, menschlichen Emotionen und dem Austausch in der KinderbuchWelt!
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Fachbesucher-Tage der Buchmesse
Gleich im Eingang bekomme ich das Magazin "Publishing Perspectives" angeboten.
Die Titelüberschrift: "2022: BACK TO BUSINESS"

Das lässt keine Fragen offen, wir sind FachbesucherInnen und es geht um Business.
Buchbusiness.
Das weiß ich. Und ich sehe die Menschen, die darin richtig gut sind. Ich begegne großartigen AgentInnen.
Ich bewundere einmal mehr die KinderbuchKreativen, die in Schlangen vor den Verlagen anstehen, um ihre Mappe fachkundigen LektorInnenaugen vorstellen zu können.
Diese AgentInnen kennen die Branche. Die Verlage kennen ihre Zahlen und Zielgruppen.
Ich staune über die Größe von manchen Ständen und deren Vielfalt an Büchern oder der Anzahl an ein und demselben Titel. Regale-füllend beeindruckend.
Ich bewundere die Stand-Gestaltung von kleinen Verlagen und deren Programme.
Ich sehe gelungene Marketingkonzepte und ausgeklügelte Verkaufsplattformen.
Ich höre von angekündigten Programmen und Vorträgen zum Umgang mit Papierknappheit und Problemen in Lieferketten. Es gibt Angebote zu Globalisierung, Lizenzen, zum Tempo der Veröffentlichungen, Digitalisierung und anderen Herausforderungen.
Diese Menschen machen Business.
Sie haben den Einblick in die Branche und den Überblick über das Große Ganze.
93.000 FachbesucherInnen sind es in diesem Jahr.
Und mittendrin: Ich.
Sozialarbeiterin und Kinderbuchautorin samt einer Vorliebe für bunte Geschichten mit rotem Faden.
Wer bin ich in diesem Business?
(Wo) habe ich meinen Platz?
Und wenn überhaupt, mit welchen Werten, welcher Einstellung möchte ich diesen Platz füllen?
Ich setze mich auf eines der Sofas oberhalb der Messehalle für Kinder- und Jugendbücher und schaue über das Getümmel.
Und da kommt mir ein Lächeln.
Ich bin dankbar, dass es diese Menschen gibt.
Diejenigen, die es schaffen, einen Messetag – nein, eine ganze Messewoche in hohen Schuhen und/oder Jackett zu verbringen. Die sich in den Pausen nicht auf den Boden setzen und Möhrenkuchen als Mittagessen genießen. Ich bin dankbar, dass sie sich mit Zahlen und Herausforderungen beschäftigen und auch noch top darin sind!
Das bedeutet nicht, dass ich mich vor diesen Einblicken verschließen möchte. Das wäre ignorant und naiv.
Ich lerne gerne von ihnen!
Und Ich bin dankbar dafür, dass sie alle mir die Möglichkeit geben, meinen Platz einzunehmen.
Mit meinem Blick.
Dem Blick auf Menschen.
Einzelne Menschen. Kinder. Und KinderbuchKreative.
Mit ihren Bedürfnissen, Träumen, Hoffnungen und Ängsten, mit ihrem Humor und ihrer Lebenswelt.
Die ich mit meinem Schreiben erreichen möchte.
Und für die ich mich und mein Schreibhandwerk und auch mein Autorinnenleben entwickeln und weiter voranbringen will.
Nein, ich bin mittendrin in diesem Fachbesucher-Business nicht geduldet, ich werde gebraucht und bin ein Teil davon.
Ok, ok, ich werde vielleicht ein bisschen pathetisch. Aber ich glaube, das schadet nicht.
Einschüchternde Momente begegnen uns ausreichend auf dem Weg unserer KinderbuchTräume.
Da braucht es Mut für den nächsten Schritt.
Du wirst gebraucht.
Mit deinem Blick auf die Welt, auf die Kinder und Jugendlichen.
Mit deinem Schreibstil, deiner Art zu erzählen, mit deinem Pinselstrich oder Illustrationsstil.
Mit deiner Persönlichkeit, dich in der Kinderbuchbranche mit deinen Werten einzubringen und dazu beizutragen.
Wie du deinen persönlichen Blick bewahren kannst?
Ich treffe mich mit Mitgliedern der KinderbuchManufaktur.
Auf genau diesem Sofa oberhalb der Messe. Gemeinsam schauen wir über das Getümmel und tauschen uns aus.
Über das soeben Erlebte: das Gute und auch über so manche Hürde.
Und wir ermutigen uns gegenseitig. Für unsere KinderbuchTräume und die kleinen Leserinnen und Leser.
Ein paar bunte Konfettipunkte und Umarmungen.
Du schaffst das! Alles Gute für deinen nächsten Termin! Ok, jetzt geht es weiter mit den Illustrationen? Anstehen für die nächste Mappenstunde? Wir drücken die Daumen!
Die KinderbuchKreativen verteilen sich wieder auf der Messe und zwischen den Ständen. Manche ziehen zu zweit oder zu dritt weiter, andere einzeln. Und alle wissen: du bist nicht alleine auf dieser Messe - mitten in diesem Buchbusiness! Wir unterstützen uns gegenseitig, lernen miteinander und voneinander.
Vielleicht gilt bereits im nächsten Jahr einer dieser Agenturtermine dir?
Vielleicht besprichst du auf der nächsten Messe mit einer Verlagslektorin oder einem Lektor dein Manuskript oder deine Illustrationen?
Vielleicht bestaunen wir kommendes Jahr ein Buch von dir auf der Messe, schicken dir Fotos davon, weil wir uns mit dir freuen oder besuchen eine deiner Lesungen an einem Stand?
Wenn du mich noch nicht so gut kennen solltest: Ich studiere die Veröffentlichung "Buch und Buchhandel in Zahlen" sobald sie jährlich druckfrisch erscheint. Mit pink Unterstreichen und Grübeleien zu möglichen Konsequenzen für meinen KinderbuchTraum und mich als Autorin von Kinderbüchern. Und doch hätte ich persönlich einen Titel auf diesem Messe-Magazin bevorzugt, wie "Back to Buchbegeisterung!" oder noch lieber Richtung Zukunft "KinderbuchKonfetti voraus!"
Vielleicht gibt es im nächsten Jahr Konfetti, wenn 75 Jahre Frankfurter Buchmesse gefeiert wird. Und ansonsten kann ich mir ja das immer noch für die KinderbuchManufaktur aufheben.
Bis es so weit ist, werde ich jetzt Verlagsprogramme durchstöbern – meine Lieblingsbeschäftigung nach einem Buchmessebesuch – und die Menschen feiern, die dazu beigetragen, dass Bücher in Kinderhände wandern.
Und darunter auch das eine oder andere Buch aus der KinderbuchManufaktur. Konfetti voraus!