Ich bin Tina Trapp, freiberufliche Kinderbuchillustratorin, und man findet mich auch immer wieder gerne auf der ein oder anderen Messe. Dort stehe oder sitze ich dann häufig mit vielen anderen Kollegen/innen in den langen Schlangen vor Verlagssprechstunden und hoffe darauf, dass noch genug Zeit ist, mein Portfolio zeigen zu können. Aber ich liebe es ebenfalls, neue Kontakte zu knüpfen und liebe Kollegen/innen wiederzusehen. Heute möchte ich mit Euch meine persönlichen Erfahrungen von meinem ersten Besuch auf der Kinderbuchmesse in Bologna teilen.
Auf dem Messegelände angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren, denn ich stand vor einer verschlossenen Tür auf der Haupteingang zu lesen war, aber offensichtlich nicht der richtige Zugang zur Buchmesse war. Also fragte ich die erste Passantin, die mir über den Weg lief und da sie ebenfalls auf die Messe wollte, bot sie an mich dorthin zu begleiten. Was soll ich sagen, die Gastfreundschaft in diesem Land begeistert mich immer wieder auf's Neue.
Ohne lange warten zu müssen, befand ich mich auch schon in der Haupthalle, in welcher nicht nur die Projekte des Gastlandes, sondern auch deren wunderschöne Illustrationen ausgestellt wurden. Es war also bereits sehr bunt und als Illustrator/in kommt man sich vor als wäre man direkt im Himmel gelandet. Weiter hinten findet man dann auch sofort die berühmte Illustrationswand an der man die unterschiedlichsten Illustrationsstile und Illustratoren/innen finden kann und schwups hatte auch ich meine Postkarte und meine Visitenkarten dort hinterlegt. Keine Ahnung, ob sie nicht einfach im Anschluss im Müll landen oder sich tatsächlich jemand für Dich und Deine Kunst interessiert. Egal wie, es gehört dazu und ist einfach Pflicht, wenn man sich schon einmal dorthin begeben hat und gibt einem das Gefühl dazuzugehören.
Von dort aus kommt man direkt in die Halle in welcher alle italienischen Verlage und Kreativschaffenden zu finden sind. Es wird eng und laut. Man fühlt sich wie auf einem Basar oder vielleicht sogar eher wie auf einem großen italienischen Fest. Hier findet man auch den Bereich in dem die prämierten Bücher von der Decke herabhängen, damit man einen Blick hineinwerfen kann. Diese Möglichkeit wurde auch rege genutzt.
Ich selbst schlendere die Stände entlang und lasse das alles auf mich wirken. Denn eigentlich bin ich diesmal ganz unvorbereitet hier. Vor kurzem erst war ich auf der Leipziger Buchmesse und hatte bereits viele Verlage abgeklappert, so dass ich eher mit dem Ziel nach Bologna gekommen war, diesmal anderen als den deutschen Verlagen meine Mappe zu zeigen. Bei Agenturen war das auch gut möglich. Bei den Verlagen lag ich jedoch ziemlich daneben, denn es werden nur ganz, wirklich ganz vereinzelt Mappenstunden von anderen als den deutschen Verlagen dort angeboten. Also, begab ich mich in die Halle in der die deutschen Verlage zu finden waren und traf sofort auf bekannte Gesichter und Mitstreiter. Ich reihte mich also brav, wie auch bei anderen Messen in der Schlange der Illustratoren/innen ein, die ebenfalls Ihre Arbeiten vorzeigen wollten. Glück für mich, dass es sich um einen Verlag handelte, der in Leipzig keine Sprechstunde angeboten hatte. Dort traf ich dann nicht nur einen Verleger aus Leipzig wieder, der mich gerne kurz noch einmal sprechen wollte, sondern auch eine gute Bekannte, mit der ich schon oft Schlange gestanden hatte. Die Freude war groß!
Das Gespräch mit dem Verleger verzögerte sich und schließlich gab er mir eine Visitenkarte von der Kneipe DAL SARTO in Bologna, in der sich wohl abends die verschiedensten Leute von der Messe treffen würden. Ein Hotspot also. Ich war gespannt.
Weiter ging es mit noch ein paar weiteren Verlagen. So wie man das von Frankfurt ebenfalls kennt. Allerdings waren die Schlangen bei den Illustrationssprechstunden nicht ganz so lang. Mit meiner Bekannten verbrachte ich auch außerhalb der Sprechstunden etwas Zeit. Ich schlenderte in den Hof, in dem Essen und Getränke angeboten wurden. Das ganze wurde mit Musik untermalt. Sitzplätze waren rar und so pflanzten sich die meisten auf den Boden, ob drinnen oder draußen oder auf die Treppen, die zu den oberen Etagen führten, in der sich angeblich auch ein Aufenthaltsraum für Illustratoren/innen befindet. Nachdem ich noch ein paar Verlage abgeklappert hatte, begann ich auch schon meinen Rückzug anzutreten. Ich wollte ja auch noch etwas von Bologna sehen und abends war ich dann auch verabredet.
Die Bar war noch recht leer, als ich eintraf. Ich war definitiv zu früh dort. Den Verleger traf ich jedoch noch kurz, er ging dann aber nach unserem Gespräch erst einmal weiter in ein Restaurant, riet mir aber unbedingt zu bleiben oder wiederzukommen, da sich gegen 23h alle mit Rang und Namen hier treffen würden. Ich habe es bis dahin leider nicht mehr geschafft, da ich am nächsten Tag die Rückreise nach Deutschland mit dem Auto antreten musste und das wollte ich auf keinen Fall in übermüdetem Zustand. Den Bericht müsst ihr Euch dann wohl von jemanden holen, der bis 23h und länger geblieben ist. Ein paar bekannte Gesichter habe ich jedenfalls auch noch dort getroffen.
Bologna ist sicherlich einen Besuch wert. Wenn du hinfährst, dann bleibe aber mindestens 2 Tage dort und gehe an einem Abend in die besagte Kneipe. Denn im Vergleich zu anderen Messen, kann man hier ganz ungezwungen auch außerhalb der Messe Kontakte knüpfen. Ob Bologna jedoch rentabler für Illustratoren ist, im Vergleich zu anderen Messen, kann ich nicht sagen. Meine persönliche Lieblingsmesse ist Leipzig und wenn ihr mögt, schreibe ich auch gerne dazu mal einen Bericht. ;)
Meine Tipps zur Vorbereitung auf die Messe
Unterkunft:
es macht Sinn seine Unterkunft frühzeitig zu buchen (geraten wird von einem 1⁄2 Jahr im Voraus). Viele Autor/innen oder Illustrator/innen haben über die üblichen Reiseportale ihre Unterkunft gebucht. Campingplätze findet man ebenfalls in näheren Umkreis. Allerdings ist die Busverbindung von dort aus sehr schlecht. Ein Bus geht nur alle 2 Stunden und auch sehr unpünktlich und für die Rückreise benötigt man ein Taxi.
Vorbereitung auf die Messe:
Man sollte sich wie üblich mit Portfolio, Visitenkarten, Postkarten, Stiften, Notizbuch und evtl. Namensschild bewaffnen. Allerdings rate ich für die Illustrators Wall ebenfalls Tesafilm oder eine andere Befestigungshilfe mitzunehmen. Manche haben richtige Aufbewahrungsboxen gebastelt und waren sehr kreativ damit, ihre Illustrationen zu positionieren. Ein Übersetzungsprogramm oder ein kleines Wörterbuch ist auch von Vorteil, die meisten Italiener/innen, die ich dort getroffen habe, sprachen kein Englisch. Etwas zum Knabbern und Trinken schadet auch nicht, denn es befinden sich immer sehr lange Schlangen an den Versorgungsständen und es kann passieren, dass man tatsächlich an der falschen Kasse ansteht und dann auf etwas zurückgreift, was man eigentlich gar nicht essen wollte ;).
Eure Tina Trapp
Tina Trapp ist Illustratorin und Mitglied der KinderbuchManufaktur. Bilder, findet sie, sind eine ganz eigene Sprache, von der sie schon immer fasziniert war. Sie illustriert Kinderbücher und Karten, ihr Portfolio zeigt sie hier.
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