Ich bin Tina Trapp, freiberufliche Kinderbuchillustratorin, und man findet mich auch immer wieder gerne auf der ein oder anderen Messe. Dort stehe oder sitze ich dann häufig mit vielen anderen Kollegen/innen in den langen Schlangen vor Verlagssprechstunden und hoffe darauf, dass noch genug Zeit ist, mein Portfolio zeigen zu können. Aber ich liebe es ebenfalls, neue Kontakte zu knüpfen und liebe Kollegen/innen wiederzusehen. Heute möchte ich mit Euch meine persönlichen Erfahrungen von meinem ersten Besuch auf der Kinderbuchmesse in Bologna teilen.
Auf dem Messegelände angekommen, musste ich mich erst einmal orientieren, denn ich stand vor einer verschlossenen Tür auf der Haupteingang zu lesen war, aber offensichtlich nicht der richtige Zugang zur Buchmesse war. Also fragte ich die erste Passantin, die mir über den Weg lief und da sie ebenfalls auf die Messe wollte, bot sie an mich dorthin zu begleiten. Was soll ich sagen, die Gastfreundschaft in diesem Land begeistert mich immer wieder auf's Neue.
Ohne lange warten zu müssen, befand ich mich auch schon in der Haupthalle, in welcher nicht nur die Projekte des Gastlandes, sondern auch deren wunderschöne Illustrationen ausgestellt wurden. Es war also bereits sehr bunt und als Illustrator/in kommt man sich vor als wäre man direkt im Himmel gelandet. Weiter hinten findet man dann auch sofort die berühmte Illustrationswand an der man die unterschiedlichsten Illustrationsstile und Illustratoren/innen finden kann und schwups hatte auch ich meine Postkarte und meine Visitenkarten dort hinterlegt. Keine Ahnung, ob sie nicht einfach im Anschluss im Müll landen oder sich tatsächlich jemand für Dich und Deine Kunst interessiert. Egal wie, es gehört dazu und ist einfach Pflicht, wenn man sich schon einmal dorthin begeben hat und gibt einem das Gefühl dazuzugehören.
Von dort aus kommt man direkt in die Halle in welcher alle italienischen Verlage und Kreativschaffenden zu finden sind. Es wird eng und laut. Man fühlt sich wie auf einem Basar oder vielleicht sogar eher wie auf einem großen italienischen Fest. Hier findet man auch den Bereich in dem die prämierten Bücher von der Decke herabhängen, damit man einen Blick hineinwerfen kann. Diese Möglichkeit wurde auch rege genutzt.
Ich selbst schlendere die Stände entlang und lasse das alles auf mich wirken. Denn eigentlich bin ich diesmal ganz unvorbereitet hier. Vor kurzem erst war ich auf der Leipziger Buchmesse und hatte bereits viele Verlage abgeklappert, so dass ich eher mit dem Ziel nach Bologna gekommen war, diesmal anderen als den deutschen Verlagen meine Mappe zu zeigen. Bei Agenturen war das auch gut möglich. Bei den Verlagen lag ich jedoch ziemlich daneben, denn es werden nur ganz, wirklich ganz vereinzelt Mappenstunden von anderen als den deutschen Verlagen dort angeboten. Also, begab ich mich in die Halle in der die deutschen Verlage zu finden waren und traf sofort auf bekannte Gesichter und Mitstreiter. Ich reihte mich also brav, wie auch bei anderen Messen in der Schlange der Illustratoren/innen ein, die ebenfalls Ihre Arbeiten vorzeigen wollten. Glück für mich, dass es sich um einen Verlag handelte, der in Leipzig keine Sprechstunde angeboten hatte. Dort traf ich dann nicht nur einen Verleger aus Leipzig wieder, der mich gerne kurz noch einmal sprechen wollte, sondern auch eine gute Bekannte, mit der ich schon oft Schlange gestanden hatte. Die Freude war groß!
Das Gespräch mit dem Verleger verzögerte sich und schließlich gab er mir eine Visitenkarte von der Kneipe DAL SARTO in Bologna, in der sich wohl abends die verschiedensten Leute von der Messe treffen würden. Ein Hotspot also. Ich war gespannt.
Weiter ging es mit noch ein paar weiteren Verlagen. So wie man das von Frankfurt ebenfalls kennt. Allerdings waren die Schlangen bei den Illustrationssprechstunden nicht ganz so lang. Mit meiner Bekannten verbrachte ich auch außerhalb der Sprechstunden etwas Zeit. Ich schlenderte in den Hof, in dem Essen und Getränke angeboten wurden. Das ganze wurde mit Musik untermalt. Sitzplätze waren rar und so pflanzten sich die meisten auf den Boden, ob drinnen oder draußen oder auf die Treppen, die zu den oberen Etagen führten, in der sich angeblich auch ein Aufenthaltsraum für Illustratoren/innen befindet. Nachdem ich noch ein paar Verlage abgeklappert hatte, begann ich auch schon meinen Rückzug anzutreten. Ich wollte ja auch noch etwas von Bologna sehen und abends war ich dann auch verabredet.
Die Bar war noch recht leer, als ich eintraf. Ich war definitiv zu früh dort. Den Verleger traf ich jedoch noch kurz, er ging dann aber nach unserem Gespräch erst einmal weiter in ein Restaurant, riet mir aber unbedingt zu bleiben oder wiederzukommen, da sich gegen 23h alle mit Rang und Namen hier treffen würden. Ich habe es bis dahin leider nicht mehr geschafft, da ich am nächsten Tag die Rückreise nach Deutschland mit dem Auto antreten musste und das wollte ich auf keinen Fall in übermüdetem Zustand. Den Bericht müsst ihr Euch dann wohl von jemanden holen, der bis 23h und länger geblieben ist. Ein paar bekannte Gesichter habe ich jedenfalls auch noch dort getroffen.
Bologna ist sicherlich einen Besuch wert. Wenn du hinfährst, dann bleibe aber mindestens 2 Tage dort und gehe an einem Abend in die besagte Kneipe. Denn im Vergleich zu anderen Messen, kann man hier ganz ungezwungen auch außerhalb der Messe Kontakte knüpfen. Ob Bologna jedoch rentabler für Illustratoren ist, im Vergleich zu anderen Messen, kann ich nicht sagen. Meine persönliche Lieblingsmesse ist Leipzig und wenn ihr mögt, schreibe ich auch gerne dazu mal einen Bericht. ;)
Meine Tipps zur Vorbereitung auf die Messe
Unterkunft:
es macht Sinn seine Unterkunft frühzeitig zu buchen (geraten wird von einem 1⁄2 Jahr im Voraus). Viele Autor/innen oder Illustrator/innen haben über die üblichen Reiseportale ihre Unterkunft gebucht. Campingplätze findet man ebenfalls in näheren Umkreis. Allerdings ist die Busverbindung von dort aus sehr schlecht. Ein Bus geht nur alle 2 Stunden und auch sehr unpünktlich und für die Rückreise benötigt man ein Taxi.
Vorbereitung auf die Messe:
Man sollte sich wie üblich mit Portfolio, Visitenkarten, Postkarten, Stiften, Notizbuch und evtl. Namensschild bewaffnen. Allerdings rate ich für die Illustrators Wall ebenfalls Tesafilm oder eine andere Befestigungshilfe mitzunehmen. Manche haben richtige Aufbewahrungsboxen gebastelt und waren sehr kreativ damit, ihre Illustrationen zu positionieren. Ein Übersetzungsprogramm oder ein kleines Wörterbuch ist auch von Vorteil, die meisten Italiener/innen, die ich dort getroffen habe, sprachen kein Englisch. Etwas zum Knabbern und Trinken schadet auch nicht, denn es befinden sich immer sehr lange Schlangen an den Versorgungsständen und es kann passieren, dass man tatsächlich an der falschen Kasse ansteht und dann auf etwas zurückgreift, was man eigentlich gar nicht essen wollte ;).
Eure Tina Trapp
Tina Trapp ist Illustratorin und Mitglied der KinderbuchManufaktur. Bilder, findet sie, sind eine ganz eigene Sprache, von der sie schon immer fasziniert war. Sie illustriert Kinderbücher und Karten, ihr Portfolio zeigt sie hier.
Mein Name ist Mimi Hecher und ich bin Illustratorin. Ich war jüngst auf der Bologna Children's Book Fair (BCBF), der Internationalen Kinderbuchmesse in Bologna. Als passionierte Messebesucherin möchte ich für die unter euch, die schon auf der Frankfurter Buchmesse (FBM) und/oder der Leipziger Buchmesse (LBM) waren, ein paar Vergleiche ziehen, damit ihr euch ein Bild von der BCBF machen könnt.
Die BCBF ist die größte, ausschließlich auf den Kinderbuchmarkt ausgerichtete Messe der Welt. Ich war dieses Jahr zum ersten Mal dort, während mich die FBM schon über ein Dutzend Mal zu Gesicht bekam, und Leipzig sieben Male.
Messegrösse
Zunächst einmal möchte ich die Bezeichnung „größte Kinderbuchmesse“ einordnen. Die BCBF findet in vier einstöckigen Hallen und einem Eingangsbereich statt, in denen sich etwa 1.500 AusstellerInnen ausbreiten. Viele Verlagsstände sind klein oder Gemeinschaftsstände von mehreren Verlagen.
Auf der LBM finden sich etwa 2.000 AusstellerInnen, in Frankfurt 4.000. Beide deutschen Messen sind also größer, haben aber eben eine breiter gefächerte Auswahl an Buchgenres und Verlagen, bzw. tummeln sich in Frankfurt auch zahlreiche „Verlagsdienstleister“, wie z.B. Druckereien.
Messeart
Im Gegensatz zu LBM und FBM ist die BCBF eine ausschließliche Fachbesucher-Messe. Sie findet passenderweise unter der Woche statt – von Montag bis Donnerstag. „Nur für Fachbesucher“ bedeutet, dass nur Menschen, die beruflich mit der Kinderbuchverlags-branche zu tun haben, auf die Messe dürfen. Aber fragt mich nicht, wie das kontrolliert wird, denn schließlich kann sich jeder als „noch nicht veröffentlichter Autor auf der Suche nach einem Verlag“ ausgeben und hat damit bereits das Kriterium erfüllt. ;D
Ich hatte mich im Voraus digital als Illustratorin registriert und konnte dadurch meinen Ticketpreis um 50% reduzieren.
Das Tollste an einer „Fachbesuchermesse“ ist, dass dort nicht ganz so viele Menschen die Hallen füllen.
Die FBM ist eine gemischte Messe: Mittwoch, Donnerstag und Freitag Vormittag sind reine Fachbesuchertage, und von Freitag Nachmittag bis Sonntag wird sie zur Publikumsmesse. Man kann also 2,5 Tage lang durchatmen, und dann beginnt der Trubel.
Die LBM ist eine reine Publikumsmesse. Deshalb gehe ich da auch nicht gerne hin, obwohl ich in Leipzig lebe - weil sie mir persönlich zu überfüllt ist.
Knüpfen von Verlagskontakten
Für IllustratorInnen ist die BCBF definitiv einen Besuch wert. Viele der deutschsprachigen Verlage bieten Illustratorenstunden an, bei denen man sein Portfolio zeigen kann. Da die Stände kleiner sind als auf der FBM, muss man manchmal von einer Mappensichtung zur nächsten nur 4 Meter gehen.
Man kann auch die FBM gut nutzen, um persönliche Kontakte zu Verlagen zu knüpfen, auch dort gibt es zahlreiche Mappenstunden.
Von der LBM habe ich bislang nur von vereinzelten Mappensichtungen gehört. Vermutlich machen es die vielen Messebesucher sehr viel schwerer, solche Portfoliostunden durchzuführen.
Auch auf der FBM kann man nicht-deutschsprachige Kinderbuchverlage antreffen und seine Kontaktdaten hinterlassen. Ich habe sowohl in Bologna, als auch in Frankfurt die positive Erfahrung gemacht, dass die übliche Reaktion auf die Frage „Are you also looking for new illustrators to work with?“ ein „Yes, just leave your business card and we will hand it over to the editors/art directors when we are back home.“ ist.
Während mir in Frankfurt aber tatsächlich kein einziges Mal bei so einer Frage eine LektorIn/Art DirectorIn begegnete, waren in Bologna häufiger auch diese zugegen und nahmen sich auch mal spontan die Zeit, sich das Portfolio anzusehen. Eine Freundin kam so an 3 unerwartete Portfoliosichtungen, während sie ursprünglich nur ihre Karte hatte abgeben wollen.
Stimmung
Insgesamt kamen mir die Menschen auf der BCBF entspannter als auf der FBM vor. Vielleicht liegt das an der Größe der FBM.
Oder daran, dass man auf der FBM nur 2,5 Tage zum Lizenzhandeln Zeit hat und in Bologna 3,5.
Den Entspanntheitsgrad der LBM traue ich mich nicht einzuschätzen, da ICH auf der LBM aufgrund der Menge an Menschen viel angespannter bin.
Oder es liegt einfach daran, dass die Stadt Bologna so unheimlich schön ist und ich so viel Dolce Vita einfach nicht widerstehen kann. ;)
Mein Fazit
Ich empfehle jedem und jeder, der/die es sich leisten kann: Besuche die BCBF und nimm dir Zeit für Sightseeing in Bologna! Es ist eine extrem bereichernde Erfahrung.
P.S. Meine schönste Anekdote der BCBF
Manche Verlage verkaufen auf der Messe ihre Bücher, andere nicht.
Ich saß mit zwei Illustratorinnen aus Ungarn und einer aus Österreich am großflächigen Gemeinschaftsstand katalanischer Verlage und sie zeigten mir ein unglaublich niedliches Kinderbuch, das sie entdeckt hatten.
Ich war schockverliebt. Ich verstand zwar kein Wort, weil es auf Katalanisch war, aber die Illustrationen…! Da das Buch dreimal dort stand, ging ich an den Tresen, den es an diesem Stand gab, und hinter dem zwei Damen standen, und wollte fragen:
„May I ask...“ wurde aber mit einem gelächelten
„No English...“ gestoppt.
„Which language?“ fragte ich.
„Espanol.“ :/
Hoffnungslos ging ich zu den drei anderen und fragte, ob zufällig eine von ihnen Spanisch spräche – und tatsächlich meldete sich eine der beiden Ungarinnen. Sie fragte also für mich, ob das Buch gekauft werden könnte, aber die Antwort war leider ein Nein. Ich sagte „Oh, that‘s very sad.“
Die Dame am Stand zeigte uns eine Broschüre, in der alle Verlage, die an diesem Stand ausstellten, gelistet waren und markierte den Verlag, der das Buch gedruckt hatte, damit ich es dort bestellen könnte. Ich bedankte mich und wir gingen die 10 Schritte zurück zu den anderen. Ich hatte mich kaum gesetzt, als die Dame vom Tresen auftauchte, die Ungarin ansprach und auf mich deutete und was von „regalar“ sagte.
Mir wurde übersetzt: „Sie schenken es dir.“
<3
Über Mimi
Mimi Hecher ist Illustratorin und Mitglied der KinderbuchManufaktur.
Sie bloggt unter kinderbuchcoach.de.
In der Vergangenheit hat Megan McGary als Mitglied der KinderbuchManufaktur und Selfpublisherin im Kinder- und Jugendbuchbereich ihre Erfahrungen und Empfehlungen zu Leserunden geteilt.
Im Moment beobachten wir zu diesem Thema eine große Verunsicherung, weil es Veränderungen der Plattform LovelyBooks gibt. Um auch hier Herausforderungen zu meistern und Wege zu finden, hat Megan ihre aktuellen Gedanken und Einschätzungen der LovelyBooks Regelungen in Form eines Interviews zusammengetragen.
Dazu gibt es am Ende eine Ankündigung. Bitte beachte beim Lesen, dass hier alles noch ganz neu und im Werden ist. Wir bleiben dran, werden aktualisieren und beobachten, wie weiter das KinderbuchKonfetti wirbeln kann! Und jetzt kommt Megan zu Wort:
„Ich mag LovelyBooks. Seit mehreren Jahren veranstalte ich dort als Autorin Leserunden.
Mit der Zeit habe ich einen ziemlich großen Erfahrungsschatz angesammelt und für mich ganz gut herausgefunden, wie man es schafft, viele BewerberInnen zu finden, die richtigen Fragen zum Buch zu stellen, einen guten Austausch mit vielen Meldungen hinzukriegen und, nicht zuletzt, Rezensionen zu erhalten.
Als Leserin mag ich es, an Leserunden teilzunehmen. LovelyBooks ist eine tolle Möglichkeit, neue Bücher kennenzulernen. Ab und an gewinne ich ein Print oder E-Book und freue mich, meine Meinung zum Buch sagen zu können. Für Autoren ist dieser Austausch mit einem größeren Kreis neuer LeserInnen unschätzbar wertvoll.
Leserunden sind wichtige Marketinginstrumente. Bis zum 31.12.23 war LovelyBooks – im Gegensatz zu anderen deutschen Plattformen wie NetGalley und Vorablesen.de – für Autoren kostenlos.
Mit dem neuen Jahr ist nun alles anders: LovelyBooks führt sogenannte „Credits“ ein: Leserunden werden kostenpflichtig (nein, nicht alle, aber die meisten. Leider genau die, die wir als Schreibende wollen).
LovelyBooks finanziert sich grundsätzlich durch Werbung, also durch die Werbebudgets der Verlage, die Leseplätze bei LB buchen. Verlage haben somit schon immer Geld dafür ausgeben müssen, bei LovelyBooks sichtbar zu sein – etwa mit Bannern, Erwähnung im Newsletter, der Berücksichtigung in Sonderaktionen und einer prominenteren Darstellung in der Auswahlliste für Leserunden.
Neu sind die Regelungen, dass Leserunden mit Credits bezahlt werden müssen.
1. Was ist ein „Credit?
Credit ist nicht im Sinne von „Darlehen“ zu verstehen, sondern eher im Sinne einer virtuellen Geldbörse für eine bestimmte Verfügung, Handlung oder Überlassung. Den Begriff kennt jeder, der schon mal Stockfotos erwerben wollte.
Ein Credit ist der Preis (= Gebühr) für eine Leserunde oder Buchverlosung, bei der Prints oder E-Books an die Lesenden vergeben werden. LovelyBooks erhält das Geld (im Rahmen von gebuchter Werbung), im Gegenzug kann eine Leserunde durchgeführt werden.
2. Was kostet das denn?
10 Credits kosten 790 € (Rabattierung möglich, aber erst ab 30 Credits. Billiger wird’s, wenn man große Kontingente kauft.
Für Einzelpersonen wäre das allerdings utopisch, da die Punkte innerhalb eines Jahres aufgebraucht sein müssen und nicht übertragen werden können.)
Somit kostet eine Leserunde (wenn es zu 10 Leserunden in einem Jahr kommt) den Verlag oder Selfpublishing-Dienstleister maximal 79 €, zuzüglich der Bücher und deren Versand (wenn ihr bei einem Dienstleister seid, müsst ihr selbst für die „Hardware“ in Form von Lesestoff aufkommen. Denkt daran, dass die Verlosung von E-Books zwar günstig ist, aber in vielen Fällen nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Bei Kinderbüchern könnt ihr euch das mit den E-Books eigentlich gleich sparen).
3. Wie kommt man an Credits?
Verlage und Selfpublishing-Dienstleister (z.B. BoD, TwentySix, Epubli, Tredition) erwerben im Rahmen von Marketingpaketen Credits. Die werden dann, solange Vorrat reicht, an die AutorInnen weitergegeben. Die jeweiligen Credits können nur für Bücher aus den Programmen der jeweiligen Anbieter eingesetzt werden.
Autoren haben derzeit nicht die Möglichkeit, selbst Credits zu kaufen. Allerdings kann man Marketingpakete buchen: ein (1) Credit ist dann enthalten. Kostenpunkt für ein Marketingpaket/Zusatzpaket: ab 300 €. Pro Buch.)
4. Wie viele Credits hat der Verlag oder Dienstleister, bei dem ich veröffentliche?
Das steht leider nirgends, kann man aber bei LovelyBooks, dem Verlag oder dem Dienstleister erfragen. Wie transparent und verlässlich die Auskunft sein wird, bleibt abzuwarten.
5. Wie bekomme ich mit, ob ich vorhandene Credits nutzen kann oder ob auf mich diese Veränderung vielleicht gar nicht zutrifft und ich ohne Credits wie gehabt eine Leserunde einrichten kann?
Indem du eine Leserunde erstellst bzw. zu erstellen versuchst. Laut LovelyBooks kommt sehr zeitnah eine Info, ob Credits verfügbar sind oder nicht.
6. Und wenn es keine Credits mehr gibt?
Dann kannst du leider auch keine Leserunde oder Buchverlosung machen.
7. Wer braucht keine Credits?
Kleinstverlage brauchen keine.
Verlage, mit deren Büchern bisher nur selten Leserunden Leseaktionen durchgeführt wurden, brauchen keine.
Selfpublisher, die ohne Dienstleister (= „independent“, = komplett in Eigenregie, Auflagendruck) veröffentlichen, brauchen keine. Da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Ob jetzt alle Schreibenden einen Auflagendruck machen können, wage ich zu bezweifeln.
Leserunden ohne Rezensionsexemplare sind nach wie vor kostenlos und können von jedem LovelyBooks-Mitglied wie gewohnt angelegt werden. Ob Leserunden ohne Rezi-Exemplare für euch sinnvoll sein könnten, müsst ihr bitte selbst entscheiden (für mich sind sie es nicht).
8. Gibt es kostenlose Alternativen?
Ja: Leserunden auf Facebook, Instagram oder über die eigene Homepage.
Eine Umgehung der neuen Richtlinien – also, indem ihr woanders Bücher verlost und auf LovelyBooks eine Leserunde ohne Rezensionsexemplare durchführt; siehe Punkt 7 – sind unzulässig und führen zum Ausschluss von LovelyBooks.
Ihr könnt aber auch andere kostenfreie Leseplattformen nutzen (Achtung: teils fremdsprachig oder weniger stark frequentiert).
9. Funktionieren diese Alternativen?
Aus eigener Erfahrung: nicht so gut wie die auf LovelyBooks…
10. Was sind die Vor- und Nachteile dieser Veränderung bei LovelyBooks?
Nachteile aus meiner Sicht: höhere Kosten, Rückzug von kleinen Verlagen und Selfpublishern, Stärkung größerer Verlage, mangelnde Vielfalt, weniger Chancen, sein Buch zu bewerben
Der Vorteil könnte darin liegen, die Qualität der angebotenen Bücher zu steigern. LovelyBooks möchte mit den Mehreinnahmen „wachsen“, was sich als Vorteil erweisen könnte.
11. Verändert sich die Leserunden-Landschaft?
Ich fürchte, ja. Schon jetzt sind bei den Leserunden-Angeboten deutlich weniger Bücher. Die, die ohnehin schon den Spiegel-Bestseller-Button tragen, herrschen vor. Kinderbücher waren schon immer in der Minderzahl.
Der Vorteil von LovelyBooks war immer die Zugänglichkeit für Selbstverleger und damit ein sehr breites Angebot, was auch viele Leser schätzen. Wenn nur noch die „Großen“ in den Leserunden vertreten sind, ergibt sich daraus möglicherweise eine Vorauswahl, wie sie auch bei NetGalley und Vorablesen bereits getroffen wird.
Hoffentlich werden jetzt nicht die Crowdfundings mit dem Ziel, Marketingpakete zu kaufen, explodieren…
12. Wo gibt es weitere Infos?
In den LovelyBooks-FAQ für Autoren: https://www.lovelybooks.de/info/faq-fuer-autoren/credits-a/
Zusätzlich erklärt Daniela Liesing von LovelyBooks die Sache: lovelybooks.de/autor/LovelyBooks/Neuerungen-Fragen-und-Antworten-rund-um-LovelyBooks-11892916072-w/leserunde/11892942446/11892942447/#thread
Und es gibt einen Beitrag auf dem Blog der „Autorenwelt“: https://www.autorenwelt.de/blog/branchen-news/lovelybooks-fuehrt-credits-ein-ohne-moos-nix-los
13. Grundsätzlich ist eine Kostenpflicht legitim, machen andere ja auch. Aber wieso nimmt LovelyBooks eigentlich kein Geld von den Lesern? Man könnte doch meinen, für kostenlosen Lesestoff, oft noch mit Extras wie Goodies und Bonus-Infos, würden Nutzer einen kleinen Obolus zahlen?
Das wäre eine absolute Veränderung im Public-Reading-Geschäft. LovelyBooks ist die am meisten frequentierte Community und extrem beliebt bei Lesern, weil die Auswahl super ist und die Gewinnchancen hoch sind.
Diese Leser mit der Einführung einer Lesegebühr zu verschrecken, ist nach meinem Dafürhalten zu viel Aufwand und bislang ein No-Go.
Aber vielleicht kommt das ja noch. Das wäre dann für uns AutorInnen nämlich ein echter Vorteil, weil möglicherweise die Qualität der Leserschaft – im Sinne der Bereitschaft, sich an den Leserunden zu beteiligen – steigt.
Fazit:
Wie sich die Sache entwickelt, bleibt abzuwarten. LovelyBooks verwendet in seinen Ausführungen zum Thema häufig den Begriff „aktuell“, womit deutlich wird, dass die Dinge sich noch ändern können. Derzeit ist alles noch neu und in der Erprobung begriffen.
Ich hoffe, dass die Investition auch dazu dienen wird, der zunehmenden Abgreifermentalität entgegenzuwirken.
Meine aktuelle Leserunde – mit einem BoD-Buch – hatte ich glücklicherweise vor der Neuerung begonnen, am 30.12. endete die Bewerbungsfrist. Bis dahin hatten die Wenigsten von den „Credits“ gehört – LovelyBooks verweist erst in der neuesten Version (2024) der Website rückwirkend auf die Neuerung, und selbst im Börsenblatt der Buchbranche kam der Hinweis erst nachträglich. Womit Lovelybooks sich durchaus einen gewissen Informationsrückhalt vorwerfen lassen muss. Die Verlage hatten die Info allerdings schon zur Frankfurter Buchmesse.
Zweites Fazit und ein Versprechen:
Billiger – oder einfacher – wird’s für Schreibende ohne Publikumsverlag und gut gepolstertes Werbebudget nicht. Wenn jemand eine Idee hat, wie man weiterhin Leserunden gestalten und ohne herausfordernde Suchen nach BloggerInnen zuverlässig an fundierte Rezensionen (heißt: mit Text!) kommt – meldet euch gern bei mir!
Davon abgesehen verspreche ich, ab Anfang Februar einen Selbstversuch mit „Benni und Keks“ (Independently published, SP-Preis-nominiert ) zu machen und darüber zu berichten!“