Du hast dich bei der Akademie für Kindermedien beworben. Was hat es mit dieser Akademie auf sich?
Die Akademie für Kindermedien (AKM) ist ein Stoffentwicklungsprogramm des Fördervereins Deutscher Kinderfilm e.V.. Gute Geschichten für Kinder (6-12 Jahre) oder Jugendliche (13-19 Jahre) zu entwickeln ist das Herzensanliegen der Akademie.
Innerhalb eines neunmonatigen Stipendiatenprogramms werden Nachwuchstalente darin unterstützt, Projekte von der Idee bis hin zur Marktreife zu entwickeln und auszuarbeiten. Die vier Bereiche Buch, Story World, Film und Serie bilden jeweils einen Schwerpunkt, für den man sich bewerben kann.
Was war dein Ziel für deine Bewerbung?
Da ich gern dauerhaft mit einem renommierten Kinderbuchverlag zusammenarbeiten möchte, habe ich mich mit meiner ausgearbeiteten Idee (Romanprojekt für Leser*innen ab 10 Jahre) beim AKM im Bereich Buch beworben.
Eine vielschichtige Story, Charaktere etc. mithilfe von Mentor*innen und Fachleuten der Branche so zu entwickeln, dass das entstehende Buch wirklich eine Chance auf dem Kinderbuchmarkt hat, war (und ist) mein großer Traum und zugleich mein Ziel für die Bewerbung gewesen.
Außerdem fand ich es ungemein spannend und motivierend, dass ich dort neben Büchermenschen auch Leute von Film und Serie antreffen würde. Wie werden Geschichten für Kino und Fernsehen entwickelt – und kann ich davon auch als Kinderbuchautorin profitieren? Diese Fragen haben mich geleitet.
Wie bewirbt man sich bei der Akademie und wie sah das bei dir aus?
Von Juni bis August kann man sich jährlich beim AKM für das Stipendiatenprogramm bewerben. Wann der Bewerbungszeitraum genau stattfindet und welche Unterlagen jeweils dafür erforderlich sind, wird immer rechtzeitig auf der Homepage bekanntgegeben.
einem Exposé,
einer Leseprobe und
einem Motivationsschreiben, in dem ich dargestellt habe, warum ich mich beim AKM bewerbe.
Außerdem war ein Lebenslauf erforderlich.
Zudem sollte ich eine Markteinschätzung formulieren, wie ich das Thema meines Projekts auf dem aktuellen Buchmarkt selbst einordnen würde UND ich musste erläutern, auf welchen weiteren Plattformen (neben dem Buch) ich noch Potential für meinen Roman sehe.
Wie lange hast du auf eine Rückmeldung gewartet und was bedeutet dann die Einladung zum Einführungs- und Auswahlworkshop? Wie viele Bewerberinnen werden zu diesem Workshop eingeladen? Und welchen Umfang hat der?
Ich habe mich Anfang August beworben und erhielt die Rückmeldung gute vier Wochen später, via Mail. Das war die Einladung zur Workshopwoche – und ich habe einen Luftsprung vor Freude gemacht! Denn das bedeutete, dass ich mit meinem Projekt gemeinsam mit 24 weiteren Kandidat*innen die erste Hürde genommen hatte.
Ganz konkret: 25 Leute wurden in einem ersten Schritt aus allen Bewerbungen ausgewählt und zum Einführungs- und Auswahlworkshop eingeladen. Dieser dauerte eine Woche und fand in Neudietendorf (Nähe Erfurt) statt. Einerseits dient er der Auswahl der 16 Stipendiat*innen, aber auch dazu, dass man als Teilnehmer*in die Arbeitsweise der AKM kennenlernt sowie nachhaltig von den Angeboten für sein Projekt profitiert.
Was musstest du im Vorfeld für den Workshop vorbereiten?
Als ich die Einladung zur Workshopwoche erhalten hatte, folgten kurz darauf noch weitere Aufgaben, die schriftlich erfolgen mussten:
Ich sollte mein Projekt in einer Synopsis darstellen, eine Kurzdarstellung mit den Möglichkeiten für andere Plattformen auf Englisch verfassen sowie die Idee zu einer Horrorgeschichte oder einer Komödie (für Kinder oder Jugendliche) aufs Papier bringen (in Deutsch und Englisch).
Wie hast du den Auswahlworkshop für dich erlebt?
Wenn ich auf die gesamte Woche zurückblicke, steht vor meinem inneren Auge ein großes WOW!!! geschrieben. So eine Menge an Inhalten und Informationen aus dem kompletten Spektrum der Kindermedien zu erhalten, das war wirklich etwas Besonderes für mich.
Ich habe die Woche als sehr intensiv erlebt, gespickt voll mit Vorträgen, Einzel- und Gruppengesprächsrunden und Gruppenarbeitsphasen. Immer wieder war ich indirekt aufgefordert, meine Komfortzone zu verlassen, sei es, um mich auf ein neues, mir (noch) unbekanntes Thema einzulassen und in einer Gruppe eine Aufgabe zu erarbeiten oder sei es während der Einzelgesprächsrunden.
Dort fühlten die Mentor*innen sowie das Leitungsteam mir und meinem eingereichten Projekt auf den Zahn. Aber auch, wenn mich die Einzelgespräche ein bisschen an Prüfungsphasen aus meinem Studium erinnert haben, konnte ich gerade darin wertvolle Tipps und Feedback erhalten. Ich habe nun weiteres Rüstzeug, mit dem ich an meinem Buchprojekt weiterarbeite. Die gemeinschaftlichen Aktivitäten, wie das abendliche Zusammensitzen am Lagerfeuer oder eine Nachtwanderung mit spannenden Sagen und Geschichten aus Thüringen fand ich richtig schön.
Herzklopfen hatte ich bei den Vorträgen bzw. Gesprächen auf Englisch gehabt. Sie betrafen den Bereich Story World. Meine Englischkenntnisse entstammen meiner eigenen Schulzeit – und die ist doch schon mehr als nur einige Jahre her. Ich hatte die Befürchtung, nur wenig zu verstehen. Das Gegenteil war der Fall: Ich war überrascht, dass ich so vieles für mich mitnehmen konnte.
Welche Vorträge, Workshops oder Gespräche sind die in Erinnerung geblieben? Wie sah dort dann das weitere Auswahlverfahren aus?
Neben vielem Neuen, das ich aus dem Film-, Serie- und Story-World-Spektrum erfahren habe, ist mir vor allem der Workshop zum Thema Kinderbuchverlage in Erinnerung geblieben.
Innerhalb einer Gruppenarbeit sollten wir in die Rolle eines Verlagsmitarbeiters schlüpfen und über ein Buchprojekt entscheiden. Hier war es sehr interessant für mich zu sehen, welche Interessen jeweils beachtet werden mussten; beispielsweise hat eine Verlagsredakteurin bei der Aushandlung eines Angebots für ein Buchkonzept andere Schwerpunkte im Blick als der Vertriebsleiter. Das war mir zuvor in dieser Tragweite noch nicht bewusst gewesen.
Zum Abschluss der Woche hatte jede*r nochmals die Aufgabe erhalten, sein Projekt zu pitchen, seine Erkenntnisse der Woche zu benennen und zu sagen, ob für ihn / sie grundsätzlich eine weitere Teilnahme am Programm aus Interesse- und Termingründen möglich ist oder nicht.
Das weitere Auswahlverfahren für das komplette Stipendiatenprogramm wurde erst nach unserer Abreise seitens der Mentor*innen und des Leitungsteams entschieden. Das Ergebnis über die Entscheidung, ob ich weiterkomme oder nicht, wurde mir zeitnah in einer persönlichen Mail mitgeteilt.
Du hast am Ende kein Ausbildungsstipendium erhalten, aber was nimmst du dennoch an guten Impulsen und Learnings mit?
Für mein Romanprojekt nehme ich mit, dass ich mir die psychologische Tiefe meiner Figuren genauer ansehen muss.
Aber auch insgesamt hat mir die Woche meinen Horizont erweitert. Gerade das Thema Diversity im Kinder- und Jugendbuch hat mein Interesse entfacht, so dass ich diesbezüglich weiter recherchieren werde.
Interessant fand ich den Impuls aus dem Bereich Film, eine Handlung mittels Playmobilfiguren nachzustellen. Ich habe mir vorgenommen, mit dieser Methode künftig zu plotten.
Viel mitgenommen habe ich auch aus dem Bereich Story World: Welche Welt tut sich in meinem Roman auf und auf welchen verschiedenen Plattformen kann ich sie darstellen, vielleicht sogar interaktiv? Dieser Gesichtspunkt der Weiterentwicklung eines Stoffes war für mich neu und ich habe ihn ebenfalls für meine künftige Arbeit als Kinderbuchautorin mitgenommen.
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