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Aktualisiert: 13. Feb. 2024

Interview mit Dagmar und Elisabeth aus der Buchhandlung Kunterbuch



Rund die Hälfte des Bücher-Umsatzes wird – in gewöhnlichen Zeiten – über den Sortimentsbuchhandel (also die klassische Buchhandlung) erzielt.


Nun beschäftige ich mich mit vielen Themen aus der Sicht der Autorin, der Verlegerin, der SelfPublisherin. Deshalb dachte ich mir, es wäre spannend, auch einmal mehr über die Perspektive des Handels zu erfahren.


Also habe ich die Buchhandlung Kunterbuch aus Wien gebeten, mir ein paar Fragen zu beantworten, die ich gerne mit dir teile – ein paar Buchempfehlungen gibt es natürlich gleich dazu ;-)


Die "Kunterbücher", wie sie sich selbst liebevoll nennen (das sind Dagmar und Elisabeth), sind nicht nur langgediente Profis (sie führen übrigens ausschließlich Kinderbücher), sondern auch absolute Skeptiker, wenn es um das Thema SelfPublishing geht. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn: Das macht sie zu perfekten Lehrerinnen! Die beiden legen nämlich besonders viel Wert auf Qualität und Professionalität. Und das sind genau jene Themen, bei denen SelfPublishern oft ein Manko nachgesagt wird.


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Hier also ihre Antworten auf meine Fragen:


1) Wie findet man eine Idee für ein Buch?

Für uns Kunterbücher startet die Ideenfindung schon bei der kontinuierlichen Marktbeobachtung, d.h. regelmäßigen Buchhandlungsbesuchen.

Dabei findet man nicht nur den Input für eine Idee, sondern sieht auch gleich, mit welchen Themen der Markt schon gesättigt ist.


Inspirierende Buchempfehlung:

Was macht man mit einer Idee?

von Yamada Kobi und Besom Mae erschienen im Adrian Verlag €13,40

Eine Geschichte von einer Idee und dem Kind, das hilft diese in die Welt zu bringen.


2) Wie wichtig ist das Lektorat wirklich?


Ein Lektorat ist unerlässlich – ein Rechtschreibprogramm am PC reicht definitiv nicht!!!

Ein Lektorat achtet immer auch auf den logischen Ablauf der Geschichte und verhindert dabei etwaige Fehler.


Inspirierende Buchempfehlungen:

Das Mädchen, das den Sturm ruft

von Lackey Lindsay erschienen im Dressler Verlag €18,50

Ein für uns sehr besonderes Buch, das uns sehr berührt hat.

Eine hervorragende Übersetzung (man merkt nicht, dass das Original nicht deutsch ist), die schöne Bilder malt. In unseren Augen ein durch und durch poetisches Buch!

Nicu und Jess

von Crossan Sarah und Conaghan Brian im Mixtvision Verlag €17,40

Auf den ersten Blick sprachlich und lesetechnisch sehr gewöhnungsbedürftig, da das Buch nicht in klassischer Erzählform geschrieben ist.

Der Protagonist Nicu spricht anfangs schlecht deutsch, die Sprache wird aber im Laufe der Geschichte immer besser und dadurch verändert sich diese und auch der Stil des Buches. Eine besondere Liebesgeschichte für junge Erwachsene.


3) Welche Rolle spielen Illustrationen?


Ein Sparen an den Illustrationskosten ist der falsche Ansatz!

Text und Bilder müssen immer zusammenspielen. Auch Fehler in der Illustration müssen vermieden werden (z.B. eine Wintergeschichte und die Protagonisten tragen Sommerkleidung). Ansprechend gestaltetes Cover und schöne Ausstattung hilft beim Vermarkten des Buches!

Auch die Auswahl des Papier ist wichtig – so wie Qualität generell wichtig ist.


Inspirierende Buchempfehlungen:

189

von Böge Dieter und Klever Elsa erschienen im Aladin Verlag €17,50

Geschichte einer abenteuerlichen Reise eines Kanarienvogels vom Harz bis nach NY – eine wahre Geschichte aus dem 19 Jahrhundert.

Ein außergewöhnliches Bilderbuch mit viel Sachinformation und trotzdem poetischen Bildern, die schon beim Vorsatz starten.

Mein großes Buch der Dinosaurier

von Durley Natasha erschienen bei Ars Edition €15,50

Für ein Sachbuch absolut ungewöhnliche Illustrationen und mit einer besonderen Einteilung der Dinos. Hier wird nach Merkmalen kategorisiert und erklärt – mitgeraten werden kann auch. Der Text steht nicht im Mittelpunkt.


Mitmach Buch

von Tullet Herve erschienen im Christophorus Verlag €13,40

Das erste interaktive Bilderbuch ohne Batterien.

Kinder, die die Farben kennen, können beim Vorlesen der Geschichte eingebunden werden. Das Buch muss dann gedreht werden, gekippt werden und geschüttelt………

Trotz einfacher Illustrationen ausschließlich mit Komplementärfarben und nur aus unterschiedlichen Kreisen bestehend sind die Bilder trotzdem stimmig.


4) Welche Tipps habt ihr noch für SelfPublisher?


Auch betriebswirtschaftliche Fragen sollte man sich bereits zu Beginn seines Buchprojektes stellen (ganz meine Rede!):

Wie möchte ich mein Buch vertreiben und wie lege ich eine buchhalterisch korrekte Rechnung?

Auch die im Buchhandel üblichen Partien, Rabatte, Zahlungs -und Lieferbedingungen sollte man am Schirm haben.


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Vielen Dank nochmals an die Kunterbücher für das kleine Interview!




Aktualisiert: 13. Feb. 2024

Du hast sicherlich mittlerweile mitbekommen, dass der Kinderbuchmarkt recht viele Besonderheiten vorweist. Eine davon ist, dass unsere LeserInnen ihren Büchern "entwachsen". Das bedeutet: Was sie heute lesen, kann morgen schon nicht mehr passend für sie sein. Und zwar nicht, weil sich ihr Geschmack ändert, sondern weil sie sich weiterentwickeln.


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Ich werde nicht müde, zu betonen, wie wichtig es ist, sich bereits zu Beginn eines Buchprojektes über dessen Zielgruppe (in diesem Fall LeserInnen) im Klaren zu sein. Daraus leitet sich nämlich die Umsetzung von Text, Bild, Ausführung, Platzierung im Buchhandel und das Marketing ab. Gleich wirst du besser verstehen, was ich meine. Heute konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen auf die Gestaltung deines Buches.


Starten wir einmal mit einem Rahmen:

Das Kinder- und Jugendbuch ist ein Buch, dass sich an eine Lesergruppe richtet, die zwischen 2 und 16 Jahren alt ist. Eine weitere Eigenheit ist, dass es vorgelesen oder selbstgelesen werden kann.



Welche Differenzierung gibt es innerhalb der Kinder- und Jugendbücher?


Kinder- und Jugendbücher werden u.A. nach Formaten bzw. Sub-Warengruppen unterschieden. Das ist eine Unterteilung nach Alter der Leser.


Es ist aus zwei Gründen wichtig, dass du diese Unterteilungen kennst:

  1. Weil du später einmal dein Buch darin einordnen sollst, wenn du es im Handel vertreiben möchtest.

  2. Weil ein Vorschulkind und ein Teenager nicht dasselbe lesen, d.h. die Inhalte und die Form deines Buches sind am Alter deiner Zielgruppe orientieren sollten.

Das sind die zentralen Kinderbuch-Formate:

  • Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)

  • Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)

  • Erstlesebücher (6 bis 7 Jahre)

  • Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)

  • Jugendbücher (ab 12 Jahren)


Sie haben jeweils spezifische Eigenschaften hinsichtlich Sprache, Textlänge, Ausführung und Themenwahl.


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Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)

Bei Geschichten für die Kleinen solltest du auf Folgendes achten:

  • die Illustrationen sind vorherrschend und zentral

  • möglichst wenig Text: nicht mehr als 800 Zeichen (inkl. Leerzeichen) je Doppelseite

  • normalerweise 12 bis 16 Doppelseiten

  • meist mit Hardcover (wegen der Haltbarkeit) und in größerem Format (ab A4)

  • besonders spannend ist es, wenn Text und Bild einander nicht wiederholen, sondern ergänzen, um gemeinsam die Geschichte zu formen

  • besonders beliebt sind Themen wie Familie, Tiere und Szenen aus dem Alltag

  • immer mit Happy End!

  • der/die Protagonist/in sollte greifbar sein, da er/sie/es als Identifikationsfigur dient

  • als Thema kann so gut wie Alles genutzt werden

  • pädagogisch problematische Inhalte identifizieren (Gefahr von Nachahmung)


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Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)

Die Vorlesebücher sind eine Art Mischform. Sie richten sich an etwas ältere Kinder, die jedoch zumeist noch nicht (gut) lesen können. Folgende Merkmale sind hier charakteristisch:

  • die Sprache muss nicht besonders einfach sein (Vokabular und Inhalt müssen aber natürlich altersgerecht sein)

  • die Textlänge nimmt deutlich zu (ca. 50-80 Normseiten)

  • die Geschichte ist in einzelne kurze Kapitel unterteilt, die in sich abgeschlossen sind (2-3 Normseiten lang)

  • es sind nach wie vor viele Illustrationen vorhanden, jedoch nicht zwingend auf jeder Doppelseite

  • Text ist in der Gegenwartsform gehalten

  • viel wörtliche Rede einbauen

  • Hauptfiguren können Kinder im Kindergarten oder Schulalter sein (1. oder 2. Klasse) sowie Tiere oder fantastische Wesen Klassisches Beispiel für ein Vorlesebuch: Märchen


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Erstleserbücher (6 bis 7 Jahre)

Kinder, die gerade lesen lernen, dürfen nicht frustriert werden! Ziel ist es, zum regelmäßigen Lesen zu animieren. Daher sind folgende Punkte zu beachten:

  • der Text tritt in den Vordergrund, allerdings ist die Sprache sehr einfach

  • kurze Sätze, nur wenige Sätze je Seite

  • großes klares Schriftbild, eher keine Silbentrennung

  • nach wie vor zahlreiche Illustrationen in Farbe

  • zumeist Hardcover, die Größe variiert rund um A5

  • je nach Alter sollte der Text 3 bis 15 Normseiten nicht übersteigen 👉🏻 die Vorlage für eine Normseite findest du ebenfalls am Ende des Beitrags

  • damit jeder Satz ein Erfolgserlebnis ist, sollte auch jeder einen Inhalt haben d.h. zur Geschichte beitragen

  • typische Themen sind z. B. Familie, Ängste, Schule oder Märchen

  • auch hier ist der Protagonist sehr wichtig, üblicherweise ist er ein bis zwei Jahre älter als deine Zielgruppe (Kinder orientieren sich gerne nach "oben")

  • trotz der Einfachheit sollte der Inhalt den Leser ernst nehmen


Dieses Segment wird von einigen wenigen Verlagen mit ihren jeweiligen Reihen dominiert (und diese haben ganz konkrete Richtlinien für ihre Titel).


Hinweis: Erstleserbücher sind handwerklich sehr anspruchsvoll, und daher eher selten ein Einstieg für Jungautoren.


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Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)

Für Kinder in diesem Alter gibt es bereits richtige Kapitel-Bücher (d.h., dass die Geschichte in Kapitel unterteilt ist):

  • nun können die Illustrationen radikal reduziert werden (oftmals sind noch dekorative Elemente oder hie und da schwarz-weiße Illustrationen vorhanden)

  • die meisten Bücher bewegen sich um die 100 bis 200 Seiten, so ab 10 Jahren gibt es schon richtige Wälzer mit über 400 Seiten

  • die Ausführung kann Hardcover oder Taschenbuch sein

  • der Text hat normale Schriftgröße

  • die Story sollte nicht zu dünn sein

  • die Kinder orientieren sich hier oftmals am gleichen Geschlecht wie sie selbst, das sollte man bedenken (oder einfach mehrer Protagonisten unterschiedlichen Geschlechts einbeziehen)

  • nun rückt auch das Thema "Freunde" in den Fokus, neben Familie, Schule und Fantasiewelten

  • es wird immer aus Kinder-Perspektive geschrieben (nicht aus jener eines Erwachsenen)

  • viele Dialoge einbauen!

  • Humor macht das Ganze noch unterhaltsamer

  • Cliffhanger (Spannungsmomente) am Ende jedes Kapitels

  • Buch-Reihen sind sehr beliebt und animieren dazu, immer wieder neue Bände zu lesen


Übrigens, das Kinder zwischen 8 und 11 Jahren sind auch die fleißigsten und begeistertsten Leser.

Es gibt aber einen spürbaren Unterschied zwischen Mädchen und Jungen (nur 8% der deutschen Kinder interessieren sich SEHR für Bücher und Lesen, im Vergleich dazu 18% der Mädchen – siehe KIM Studie), sowie je nach sozialem Hintergrund.


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Jugendbücher (ab 12 Jahre)

In dieser Altersgruppe ist die Differenzierung zur Erwachsenen-Literatur nur mehr auf inhaltlicher Ebene ab – die Aufmachung unterscheidet sich nicht mehr.


  • keine Illustrationen mehr

  • jede Textlänge denkbar, zumeist so ab 300 Seiten

  • die Inhalte sollten auf die Problematik des Erwachsenwerdens eingehen (schwierige und schöne Seiten), besonders beliebt sind "Coming-of-Age" Romane (Übergang vom Kind zum Erwachsenen)

  • die Sprache sollte der der Altersgruppe entsprechen (Umgangssprache, englisch-sprachige Begriffe usw.)

  • zum ersten Mal spielen romantische Themen und Liebe eine Rolle (bis 14 Jahre noch ganz jungendfrei 😉), hinzu kommen auch anspruchsvollere Themen wie z.B. Politik

  • auch Happy Ends sind nicht mehr zwingend nötig

  • deine Konkurrenz sind das Handy und Spielkonsolen – das Publikum will (sehr gut) unterhalten werden!


Jugendromane ab 14 Jahren sind im Grunde wie Erwachsenenliteratur, nur dass der Protagonist ein Teenager bzw. das Thema für die Altersgruppe relevant ist.


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Wenn du für dich entschieden hast, in welchem dieser Formate sich dein Buch einordnen wird, dann solltest du dich spezifisch und vertiefend mit ihm auseinandersetzen:

Als erstes lies möglichst viele Bücher dieser Sub-Warengruppe, aber recherchiere auch genauer zu den für die Altersgruppe relevanten Themen, unterhalte dich mit Kindern dieser Zielgruppe usw.


Du siehst also, es gibt ein breites Spektrum an Möglichkeiten, innerhalb derer du dich verwirklichen kannst. Hast du dich schon entschieden?


Weiterführende Links:



Aktualisiert: 13. Feb. 2024


Du möchtest ein Buch veröffentlichen und hängst gerade bei der Frage: "Was darf es eigentlich kosten?" In diesem Beitrag verrate ich dir, auf welche Variablen du bei der Festlegung deines Buchpreises achten solltest.


In letzter Zeit bin ich in Facebook-Gruppen immer wieder über Fragen rund um die Preisfindung gestolpert. Also dachte ich, ich greife dieses Thema gleich auf.


Du kannst diesen Beitrag auch als Podcast-Folge hören >>


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Was ist ein Kinderbuch wert?


Ich bin ganz ehrlich: Als Betriebswirtin habe ich früher oft nicht verstanden, warum das Thema Preisfindung für manche so schwierig ist.

Selbst bei meinem eigenen ersten Titel, SISI, ging ich recht sachlich an die Sache heran. Mein Buch war für mich ein Produkt – genauso wie jene, die ich früher als Managerin in Konzernen betreut hatte. Ich hatte die relevanten Parameter und einen geeigneten Preis für mich schnell gefunden. Und habe diesen bis heute beibehalten.


Aber es dauerte ein paar Jahre, bis ich verstand, dass für einige AutorInnen viel mehr hinter der Frage nach dem Preis steckt – nämlich viel mehr Emotion:


1. Der Wert des eigenen Textes, des eigenen Produktes

Der eigenen Leistung ein Preisschild umzuhängen, ist oft nicht einfach. Insbesondere das erste Buch steckt oft voller Emotionen – Liebe, Langeweile, Wut, Verzweiflung, Leidenschaft usw. Es ist etwas Persönliches – geradezu Intimes –, sein Buch der Welt zu präsentieren. Und wenn man bedenkt, wieviel Zeit man hineingesteckt hat, dann würde man es am liebsten entweder verschenken (damit es alle haben) oder € 1.000,- dafür verlangen (um die Zeit und die Nerven abzugelten).


2. Der Wert des Kulturgutes "Buch"

Immer wieder gibt es Diskussionen über den Wert von Büchern – konkret deren Summe schöpferischer Kraft: Text, Illustration, Design. Diese Eigenschaften in einen monetären Wert zu übertragen, ist keine einfache Sache. Der Aufwand, ein Buch zu publizieren, ist enorm. Und doch bleibt im Normalfall bei allen Beteiligten wenig Einkommen hängen.


3. Mögliche Unsicherheiten

Ein Preis kann mehr verraten, als einem vielleicht im ersten Augenblick bewusst ist: Bist du zu teuer, erkennen Brancheninsider, dass du den Markt nicht kennst. Bist du zu günstig, entlarvst du dich womöglich als unsicherer Amateur. Auch haben viele, die in der Kalkulation nicht so fit sind, Angst davor, sich zu verrechnen oder etwas zu übersehen.


In der Zwischenzeit habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und ganz einfach mehr Einblick in den Markt, und bemerke, dass es tatsächlich etwas komplexer ist, als ich ursprünglich angenommen hatte.


Wie du den Preis für dein Buch konkret festsetzt


Zuerst einmal verrate ich dir, wie du für eine erste grobe Preisfindung vorgehen, im Anschluss verrate ich dir, worauf du sonst noch Rücksicht nehmen könntest.


1. Variable: deine Kalkulation

Die Kosten für dein Buch definieren im Grunde die Untergrenze für dessen Preis. Du solltest hierbei zumindest deine tatsächlichen Ausgaben für die Herstellung und den Vertrieb des Buches einrechnen. Zur Herstellung gehören z.B. Illustration, Grafik und Druck. Auf der Vertriebsseite hast du beispielsweise Versandkosten, Händlerspannen sowie ggf. noch andere Marketing- und Vertriebskosten.

Addierst du nun noch die Umsatzsteuer hinzu, so ist das deine absolute Preisuntergrenze – gehst du darunter, so sind deine Ausgaben nicht gedeckt und du fährst einen Verlust ein.


Deshalb addierst du zu diesem Minimum (exkl. Umsatzsteuer) die gewünschte Gewinnmarge. Sie entspricht deinem Honorar. Wenn du auf die Summe nun die Umsatzsteuer aufschlägst, bist du bei einem möglichen Letztverbraucherpreis für dein Buch angelangt.


Übrigens, ich plane für dieses Jahr einen Kurs zum Thema "Selfpublishing: Vom Text zum fertigen Buch", in dem ich natürlich auch auf die Themen Kalkulation und Kostenoptimierung eingehe. Sollte dich das interessieren, so trage dich gleich in unseren Newsletter ein, dann erfährst du als Erste, wenn es soweit ist!

Nun verkaufst du dein Buch ja nicht im luftleeren Raum, sondern neben vielen anderen Titeln. Spätestens jetzt stellt sich also die Frage, ob der Preis angemessen ist.



2. Variable: die Preise gleichartiger Titel (Konkurrenzanalyse)

Eine gute Orientierung bieten dir auch die Preise von Büchern, die bereits am Markt sind und dir als Benchmarks (Orientierungspunkte) dienen können. Der Preiskorridor, in dem sich diese Titel bewegen, definiert bis zu einem gewissen Grad auch deine preisliche Obergrenze.

Wenn sich Bücher ähnlicher Aufmachung, mit ähnlichem Thema, die sich an dieselbe Zielgruppe richten, beispielsweise zwischen € 13,- und € 18,- bewegen, dann würde ich mich auch in dieser Bandbreite bewegen wollen.

Denn auf der einen Seite sind das die Preise, die KundInnen gewohnt sind, zu zahlen – wer merklich darüber liegt, muss schon etwas bieten. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch absolut nicht notwendig, darunter zu liegen!


3. Variable: die Besonderheiten deines Titels

Nun gehen wir auf all die Variablen ein, die dir bei der Preisgestaltung vielleicht etwas mehr Spielraum verschaffen.


Generell kann man BuchkäuferInnen als relativ preissensibel betrachten (d.h. er reagiert stark auf Preisdifferenzen). Mir sind ein paar Faktoren eingefallen, die dabei eine Rolle spielen und die Sensibilität der KäuferInnen reduzieren können:


  • Deine KundInnen sind generell schon Fans von dir und sind ganz scharf darauf, etwas von dir zu kaufen (du hast bereits eine starke Community, bist ein Promi o.Ä.).

  • Dein Buch bietet einen besonderen inhaltlichen Nutzen für die KundIn – entweder weil du Expertin daran bist oder weil das Thema für sie sehr relevant ist.

  • Das Thema ist gerade "in" oder neu und du bist unter den Ersten, es aufzugreifen (allerdings hält dieser Vorteil nicht besonders lange an).

  • Dein Buch besitzt eine besondere Aufmachung, ist qualitativ besonders hoch hergestellt, bietet viele Details oder Extras (das schraubt aber üblicherweise die Kosten im gleichen Ausmaß hoch). Als Beispiel sei hier "S. – Das Schiff des Theseus" genannt – schau dir mal die Produktabbildungen an!


Und hier kommen wir zum Dilemma bei Kinderbüchern:

Auf der einen Seite soll der Zugang zum Lesen besonders leicht sein, weshalb die Titel einen recht günstigen Preis haben – in Deutschland liegt der Durchschnittspreis lt. Börseverein des Deutschen Buchhandels etwas über € 12,-, bei mir zuhause laut dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels sogar nur knapp über € 10,-. Was übrigens in beiden Ländern unter dem Gesamtschnitt liegt, und auch unter dem der Belletristik (wenn er auch in den letzten Jahren steigt).

Auf der anderen Seite ist die Herstellung von Kinderbüchern ja oftmals kostspieliger als Erwachsenenliteratur. Die Gewinn-Marge (also die Differenz zwischen den Kosten und den Einnahmen) wird also gleich von zwei Seiten beschnitten.


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Was könntest du bei der Preisfindung noch bedenken?


Kinderbücher sind ein forderndes Terrain für Selfpublisher. Das macht es aber definitiv nicht unmöglich, deinen Traum umzusetzen (das habe ich sicherlich schon das eine oder andere Mal erwähnt). Was immer hilft, ist einen gewissen Überblick zu haben.


Deshalb habe ich die genannten Variablen noch um ein paar weitere Punkte ergänzt, die du bei der Preisfestsetzung für dein Buch beachten könntest:


  • Preise bei Print-on-Demand: Hier hast du deutlich weniger Spielraum, die PoD-Dienstleister geben dir eine Preisuntergrenze vor, die jedoch bei Kinderbüchern schnell über dem marktüblichen Niveau liegt (v.a. bei Ausführung in Hardcover und Farbdruck)

  • Interessen des Handels: Der Handel ist prozentuell an deinen Buchverkäufen beteiligt, d.h. dass du mit deinem Preis auch die Höhe seines Einkommens bestimmst. Sehr niedrige Preise sind also gar nicht so gerne gesehen und gibt auch weniger Anreiz ein Buch zu verkaufen. Was man auch erwähnen könnte, sind klassische psychologische Preisschwellen wie € 10, 15, 20, 30. Auch Einzel-Cent-Beträge sind problematisch wegen des Wechselgeldes (daher würde ich auf 10-Cent-Beträge gehen)

  • der unterschiedliche Umsatzsteuer-Satz in deutschsprachigen Ländern: Du musst bedenken, dass es aufgrund der unterschiedlichen Umsatzsteuersätze in Deutschland (7%) und Österreich (10%) auch abweichende Brutto-Preise für dein Buch geben wird. Idealerweise beachtest du auch hier Preisschwellen usw.


Zuletzt sei noch erwähnt, dass wir in Deutschland und Österreich die Buchpreisbindung haben. Diese besagt, dass ein Titel dem Letztverbraucher überall zum gleichen Preis angeboten werden muss. Das ist in diesem Kontext relevant, falls du deinen Preis ändern möchtest oder darüber nachdenkst, mit unterschiedlichen Niveaus zu experimentieren. Preisänderungen sind möglich, jedoch mit etwas Aufwand verbunden und benötigen einen Vorlauf.



Fazit


Fakt ist:

  • Der Endkunde ist preissensibel und freut sich über niedrige Preise.

  • Bücher sind im Schnitt zu billig, es bleibt nur wenig Spielraum – und für Selfpublisher noch viel weniger. Setzt man den Preis zu niedrig an, bleiben Qualität und/oder Gewinn womöglich auf der Strecke. Auch der Handel schätzt sehr niedrige Preise nicht unbedingt.

  • Der Umsatz am Buchmarkt wächst, weil die durchschnittlichen Preise steigen. Damit bewegt sich aber auch dein Preiskorridor nach oben.


Meine Empfehlung: Versuche, einen marktüblichen Preis für dein Buch festzusetzen. Konkret bewege dich dabei zwischen deinem Minimum (Summe deiner Kosten) und der Obergrenze bei vergleichbaren Titeln. So bist du einmal auf der "sicheren Seite". Später kannst du immer noch "experimentieren".


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