- 17. Aug. 2021
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Mai 2024
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Heute dreht sich die Folge um das Thema Recherche.
Auch wenn du kein Sachbuch schreibst, solltest du die Recherche in deinem Buchprojekt nicht vernachlässigen, denn sie erfüllt vielfältige Funktionen: Sie kann dich motivieren, weil du dazulernst und dich in deinem Thema (noch) sattelfester fühlst, oder sie hilft dir dabei, dich in dein Thema hineinzufühlen. Sie ist jedenfalls entscheidend für die Qualität deines Buches.
Daher gebe ich dir heute ein paar Tipps, wie du deine Recherche gestalten kannst, um effizient zu arbeiten und für dein Projekt und dich am Meisten rauszuholen.

Ich persönlich liebe sie, die Recherche!
Ich kann mich so richtig hineintigern! Ich liebe es, Neues zu lernen, in ein Thema einzutauchen – sei es für ein Buch oder z.B. für den Podcast. Auch, wenn ich viel aus meiner eigenen Erfahrung schöpfen kann, so lese ich zu jedem Thema sicherlich in mindestens drei Büchern nach, durchforste Blogs oder andere Podcasts, um mich inspirieren zu lassen, und schließlich jene Aspekte herauszufiltern, die ich für wichtig halte
Zuerst einmal möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, wie präsent Recherche eigentlich bei uns Autoren ist bzw. sein sollte. Egal welchem Thema du dich näherst, in dem du dich nicht auskennst, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du einmal mit einer Runde Recherche beginnst.
Zwei Arten von Recherche für Kinderbücher,
die beim Verfassen eine Rolle spielen, möchte ich hervorheben:
1. Jene, bei der du dich mit deiner Zielgruppe, deinen Lesern (= Kinder) befasst und in ihre Welt eintauchst (Bücher, aber auch andere Medien, Themen, Verhaltensweisen, Probleme, Alltag in der Schule...)
2. Jene, in der du dich fundiert mit einem Thema auseinandersetzt, um es für dein Buch zu verwenden (Inhalte finden und Inhalte überprüfen)
In meiner Reihe JULIE GEHT INS MUSEUM veröffentliche ich Biografien und Bücher über geschichtliche Ereignisse. Es sind erzählende Sachbücher, d.h. dass die ganzen Informationen in einen größeren Kontext, eine Rahmengeschichte, eingebettet sind. Dennoch muss der Inhalt korrekt sein, und wird zum überwiegenden Teil vom Ergebnis meiner Recherche gespeist.
Wenn es um den konkreten Prozess geht, habe ich wirklich intensiv nachdenken müssen, um mir bewusst zu machen, wie ich das bei meinen Büchern eigentlich angehe. Ich hoffe, die einzelnen Etappen sind so für dich nachvollziehbar.
Schritt 1: Den Rahmen stecken
Der erste Schritt ist ein wenig wie der Beginn einer archäologischen Ausgrabung: Du musst schon in etwa ein Gebiet abstecken, in dem du beginnst, zu buddeln. Es ist schlichtweg nicht sinnvoll oder leistbar, ganze Erdteile umzuackern. Ähnlich ist es mit der Recherche – steckst du kein Gebiet ab, so wirst du Zeit, Motivation und vielleicht auch Geld verlieren.
Aber keine Angst, führt dich deine Suche schließlich doch noch in eine andere Richtung, so ist nichts in Stein gemeißelt, du kannst deine Recherche dann immer noch in eine neue Richtung lenken.
Schränke dein Suchfeld also vorerst einmal grob ein, d. h.:
Konkretisiere dein Thema bzw. deine Fragestellung – je genauer du weißt, worüber du schreiben willst, desto eher wirst du konkrete und brauchbare Antworten finden; bleibst du zu allgemein, wirst du von der Fülle an Material womöglich erschlagen ...
Davor oder danach hast du dir überlegt, was du mit deinem Buch eigentlich erreichen möchtest – z.B. Wissen weiterzugeben, zum Denken anzuregen, zum Lachen zu bringen usw.; was diesem Ziel nicht dient, muss auch nicht ins Buch, und somit auch nicht recherchiert werden
Überlege, welchen Einfluss die Wahl deiner Zielgruppe auf die Inhalte hat: In "KRIEGE gehören ins Museum" schreibe ich über Kampf, Verwundung und Tod, nichts desto trotz kann ich das nicht einfach so realistisch darstellen und alles einbringen, was es an Fakten hierzu gibt – das Alter der Leser setzt mir Grenzen; solche könnten aber auch z. B. das Vorwissen oder die Einstellung der Leser sein
Welche Art von Buch schreibst du? Wie genau und faktentreu muss der Inhalt sein? Ist es ein Sachbuch oder geht es nur um einige wenige Details in deinem Fantasy-Roman? Das Genre definiert die notwendige Korrektheit und Tiefe an Informationen, aber auch die Toleranz des Lesers gegenüber Ungenauigkeiten.
Schritt 2: Die offene Recherche
Ich nenne das so, damit klar ist, dass du dich hier treiben lassen kannst und sollst. Sei offen für Neues, sei neugierig! Aus meiner Sicht dient diese Etappe den folgenden Zielen:
dass du dir einen Überblick über das Thema verschaffst,
dass du die großen Unterthemen identifizierst und wie sie untereinander zusammenhängen,
dass du eventuell dein Halbwissen oder deine Vorurteile zu diesem Thema kritisch hinterfragst, und
dass du interessante Geschichten und Details entdeckst, die dein Buch erst so richtig spannend machen.
Fliege wie eine Biene von einer Blume zur nächsten und schau, welche dir „schmeckt“. Wo bleibst du hängen und weshalb? Welche Quellen erschließen dir neue Perspektiven und neues Wissen. Welche Details könnten deiner Geschichte das gewisse Etwas verleihen?
Du kannst dich in jeder Hinsicht treiben lassen, nur nicht bei der Organisation deiner Unterlagen. Hier solltest du bereits ein Ablagesystem haben bzw. eine Aufstellung über die Quellen, damit du die Inhalte auch wiederfindest, wenn du sie brauchst.
Oftmals ist es nämlich so, dass du später eben doch noch eine Kleinigkeit nachsehen musst, auch wenn du noch so viele Notizen gemacht hast.
Überprüfe von Zeit zu Zeit, ob du dich noch im gesteckten Rahmen von Schritt 1 bewegst. Falls nicht, hinterfrage einfach, ob dieser neue Weg eine weitere Recherche wert sein könnte, oder ob du einfach nur unaufmerksam warst und abgeschweift bist.
Bei mir sieht diese Phase so aus:
Ich suche mir ein paar Bücher oder Dokumentationen, die mir über das Thema erstmal einen Überblick geben – dabei spielt die faktische Korrektheit der Quelle noch eine untergeordnete Rolle. Anhand dessen kann ich jedenfalls schon interessante Bausteine identifizieren, in deren Richtung ich weitersuchen möchte.
Dann beginne ich mit der eigentlichen Recherche, und nutze dabei Quellen, die ich für seriös halte. Für die offene Recherche lasse ich mir bei meinen Büchern mindestens einen Monat Zeit.
Aus dem entdeckten Material entwickelt sich bald ein Bild, aus denen sich die großen Brocken meiner Geschichte herauskristallisieren.
Schritt 3: Der Plot
Es gibt einen Punkt, an dem du das Gefühl hast, kaum mehr wesentlich Neues zu entdecken. Nun ist es an der Zeit, all das gewonnene Wissen zu organisieren – und zwar in Bezug auf deinen gesteckten Rahmen: Wie willst du dein Buch aufbauen?
Du solltest einen roten Faden entwickeln und grob wissen, welche Inhalte du verwenden möchtest. Daraus ergibt sich der Plot (der Verlauf der Geschichte) bzw. die Kapitel deines Titels. Behalte dabei deine Zielsetzung im Auge: Was ist das Wesentliche, dass du dem Leser mitgeben willst?
An diesem Punkt weiß ich z. B. welche Themenblöcke ich in meine Geschichte packen möchte – das sind dann meist auch schon die Kapitel.
Ich weiß, welche Inhalte in welches dieser Kapitel einfließen und habe auch eine Ahnung, wie sich die Übergänge vom einen zum nächsten gestalten, da ich den roten Faden meiner Geschichte kenne.
Die Struktur habe ich meist sehr schnell. Sie steht innerhalb eines Tages, allerdings überarbeitet ich sie eventuell nochmals im Laufe des Recherche-Prozesses. Solange ich hier nicht sicher bin und der Aufbau nicht fix ist, fange ich nicht an, zu schreiben.
Schritt 4: Die erste Verdichtung
Das ist eine Geschmacksache und hängt sicherlich auch vom Umfang und der Komplexität des Projektes ab. In meinen Büchern geht es darum, komplexe Informationen zu verdichten, stark zu vereinfachen und für Kinder verständlich zu machen. Dazu benötige ich einen Zwischenschritt, und erstelle eine erste Zusammenfassung jener Inhalte, die ich in mein Buch übernehmen möchte. Und ich mache das tatsächlich handschriftlich!
Das mag ineffizient wirken – ich bin mir auch noch nicht sicher, ob das selbst für mich der Weisheit letzter Schluss ist – aber ich glaube, es hilft mir beim Prozess. Und solange es mir dienlich erscheint, behalte ich es bei.
Nochmals: Das ist ganz individuell – und wenn du mit deinen recherchierten Inhalten nur Details deiner Geschichte ausschmückst, oder dein eigenes Wissen überprüfen willst, dann wirst du an dieser Stelle keine Zusammenfassung benötigen.
Schau einfach, was für dein Projekt und dich selbst passt.
Schritt 5: Die strukturierte Recherche
Hast du die Fülle an Informationen, die du in Schritt 2 gesammelt hast, in Schritt 3 in Form gebracht, so kannst du nun auch erkennen, wo es noch Lücken gibt. Diese offenen Fragen kannst du nun klären. Aber Achtung, recherchiere nur mehr ganz konkret, und achte darauf, nicht wieder in die Phase der offenen Recherche zurückzufallen.
Zu diesem Zeitpunkt ist deine Recherche-Phase eigentlich schon fast beendet. Sollte es sich nur mehr um Details handeln, bist du vermutlich sogar schon dabei, mit dem Schreibprozess zu starten.
An diesem Punkt quillt mir das Thema meist schon bei den Ohren raus und ich brauche eine Pause. Dann arbeitet es in meinem Kopf weiter und die Geschichte bzw. Passagen daraus entwickeln sich in meinen Gedanken. Dann beginne ich mit dem Schreiben.
Es kostet mich immer einiges an Überwindung, weil ich weiß, wieviel Arbeit auf mich zukommt. In meinem Fall liegt die größte Herausforderung nicht beim Schreiben, sondern in der Verarbeitung der Informationen. Manchmal dauert es also ein wenig, bis ich mich tatsächlich an den Schreibtisch setze, aber es wird von Mal zu Mal besser. Bilde ich mir zumindest ein.
In meinen beiden Teilen von "KRIEGE gehören ins Museum" behandle ich 400 Jahre Kriegsgeschichte. Natürlich schreibe ich nicht über jede Auseinandersetzung, die es in diesem Zeitraum gab. Sondern ich habe einzelne Geschehnisse ausgewählt, die jedes für sich genommen einzigartig waren und spannendes Erzähl-Material boten: der Dreißigjährige Krieg, die Türkenbelagerung von Wien, der Siebenjährige Krieg, die Napoleonischen Kriege, der 1. und der 2. Weltkrieg. Hinzu kommen zahlreiche Zusatz-Infos, die ich in Art Info-Boxen und Zusatzkapiteln packe.
Ich habe also den eben erwähnten Prozess insgesamt sechs Mal durchlaufen.
Dieses Projekt ist schon besonders umfangreich, und es kann gut sein, dass ich mich danach erst einmal um andere Projekte als um einen nächsten Titel in der Serie kümmern werde ... Vielleicht mache ich ein Bilderbuch über ein Einhorn. Das klingt nach wenig Recherche!

Qualität der Quellen
Es gibt zahlreiche Quellen, die du für deine Recherche nutzen kannst. Folgende kannst du typischerweise an deinem Arbeitsplatz durchsuchen:
Bücher
Zeitungen und Magazine
Online Recherche inkl. Online-Datenbanken
Dokumentationen und Reportagen
Podcasts, Radio-Beiträge o. Ä.
Was du an Quellen nicht im Handel kaufen oder online lesen bzw. sehen kannst, das findest du vielleicht in der öffentlichen Bücherei, der Nationalbibliothek, bei der Gemeinde, in Museen und Archiven, bei Vereinen, auf Uni-Instituten. Je nach Thema kann dies bei dir um die Ecke oder am anderen Ende der Welt sein ... Beziehe diesen Fakt also in deine Überlegungen – und ggf. in deine Kostenkalkulation – mit ein.
Solltest du dir die Recherche in Neuseeland nicht leisten können, und du auch sonst wenig Erfahrung mit dem Land aufweisen, so könnte es sinnvoller sein, deine Geschichte in den Alpen spielen zu lassen. Not macht durchaus erfinderisch.
Ganz besonders toll ist es, wenn man die Gelegenheit hat, Personen zu interviewen, die entweder Experten, Zeitzeugen oder sonst wie Betroffene sind. Denn sie erzählen üblicherweise Geschichten – und das ist ja genau das, was du auch möchtest.
Übrigens habe ich mich bewusst dagegen entschieden, ein Quellenverzeichnis bei meinen Büchern anzuführen. Bei mir steht eben die Geschichte – die Story – im Vordergrund. Für Kinder sind die Quellen unerheblich – sie Fragen ihre Eltern oder Lehrer, die dann ggf. weiter recherchieren. Mein Ziel ist es, den Kindern erstes Wissen mitzugeben und sie zum kritischen Denken anzuregen.
Zuletzt habe ich, wie versprochen, noch eine Handvoll weiterer Tipps für dich zusammengestellt:
Gesunde Skepsis: Egal welche Quelle du nutzen möchtest, du solltest sie immer hinterfragen. Unser Hausverstand ist ein mächtiges Instrument! Dort, wo es dafür zu spezifisch oder kompliziert wird, und man nur noch mit Expertenwissen weiterkommt, dort gibt es die 3er-Regel: Deine Quelle sollte durch drei weitere ernstzunehmende und unabhängige Ressourcen überprüfbar sein.
Die „Lücken“ sind deine Chance! Am Liebsten sind mir fast die Geschichten, die nicht überprüfbar sind, denn sie geben dir die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden. Handelt es sich bei deinem Buch um einen Roman, so tobe dich aus! Bei einem Sachbuch sollte klar sein, dass du von den Fakten abweichst. Ich selbst erwähne dann immer, dass es Theorien sind, über die ich spreche.
Bildmaterial nicht vergessen – bei Kinder-Sachbüchern organisiert sich oft der gesamte Inhalt rund um das Bildmaterial! Übrigens funktioniert es auch umgekehrt: Aus Bildern lassen sich sehr viele Informationen ablesen und sie können oft viel mehr für die Atmosphäre eines Textes tun, als jedes andere Material (mit Ausnahme von Video).
Versuche die Motivation, den Schwung, die du bei der Recherche erlebst, mit in den Schreibprozess zu nehmen – das kannst du auch tatsächlich so machen, dass du dir immer wieder jene Quellen und Geschichten herholst, die dich besonders inspiriert und begeistert haben. Mir ging es bei der Türkenbelagerung und den Napoleonischen Kriegen so. Ich fand das Thema so spannend oder überwältigend, dass ich meinem Freund immer wieder die Stories erzählt habe, von denen ich gelesen hatte. Beim Schreiben habe ich dann versucht, diese Faszination rüberzubringen.
Das ist eine Möglichkeit, die ich selbst nur sehr bedingt habe: Aber versuche so viel es geht, selbst zu erleben. Möchtest du über einen bestimmten Ort schreiben? Dann gehe auf Reisen! Oder verfasst du ein Kochbuch über eine bestimmte Diät? Dann solltest du die Rezepte selbst ausprobiert und die Diät gemacht haben. So überprüfst du nicht nur die Fakten, sondern kannst das Thema auch mehr „fühlen“. Das wird der Leser spüren.
Wenn möglich (und je nach Wichtigkeit für dein Buch), lass deine Inhalte von einem Experten überprüfen. Ich habe mehrmals mit Museen zusammengearbeitet, die meine Texte auf die historische Korrektheit hin lektoriert haben. Gerade bei Kinderbüchern findet sich sicherlich jemand, der bereit ist, dich zu unterstützen! Manchmal reicht eine Danksagung, ein paar kostenlose Exemplare und / oder eine Flasche Wein als Dankeschön schon aus. Trau dich ruhig, zu fragen.
Last but not least: Nimm deine Zielgruppe ernst! Mit einer sorgfältigen Recherche zeigst du Respekt. Du hast Zeit und Mühe in Kauf genommen, um das bestmögliche Ergebnis für dein Buch zu erzielen.
Fazit:
Je nachdem, was für ein Buch du schreiben möchtest bzw. schreibst, wird die Recherche-Phase mehr oder weniger Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Unabhängig davon solltest du sie aber jedenfalls ernst nehmen und dich entsprechend organisieren. Denn tendenziell wird der Aufwand eines Buchprojektes eher unter- als überschätzt. Mir ging es nicht anders – eigentlich geht es mir immer noch so, aber ich glaube das ist eine perfide Form des Selbstbetrugs!
In jedem Fall wird es der Qualität deines Titels nicht abträglich sein, wenn du sorgfältig recherchierst. Aber vergiss dabei nicht, dich auf das zu konzentrieren, das deiner Zielsetzung dienlich ist. Alles andere kannst du weglassen.
- Gast
- 27. Juli 2021
- 6 Min. Lesezeit
Dein neues Buch ist endlich gedruckt und du möchtest dich nun richtig ins Marketing reinstürzen. Doch schon bei deinem ersten Kontakt mit einer Zeitung fragen sie dich nach einem passenden Foto. Du denkst dir nur: „Oh mein Gott. Ein Foto. Von mir? Muss das sein?“
Muss ein Foto sein?
Ja, muss es, denn deine Leser wollen ja den Menschen hinter der Geschichte kennenlernen. Und das bist nun mal du.

Also gut. Du machst dich auf die Suche nach einem Fotografen. Aber da gibt es ja so viele, denkst du dir nach ein paar Stunden Recherche im Netz. Und viele sind gar nicht weit von dir entfernt oder bereit, einen längeren Weg zurückzulegen. Wie sollst du dich da entscheiden?
Wie entscheidest ich mich bei all den Fotografen?
Einerseits kannst du natürlich auf den Preis schauen. Aber Vorsicht… Teuer ist nicht unbedingt gut und billig nicht unbedingt schlecht, und leider auch nicht umgekehrt. Am besten du siehst dir mal die Bilder der Fotografen an. Wenn sie dir gefallen, dann rufe einen davon an.
Da rollt auch schon das nächste Problem auf dich zu. Der Fotograf fragt, was genau du denn möchtest? Wofür benötigst du die Bilder? Indoor? Outdoor? Homestory? So viele Fragen und so wenig Antworten.
Was genau möchte ich?
Am besten du lässt den Fotografen gleich mal eine ganze Serie machen. Also ein paar Bilder draußen, dann einige im Studio und vielleicht auch nochmal welche bei dir zuhause am Arbeitsplatz. Damit die Leser sehen können, wo deine Geschichten entstehen. Die verschiedenen Bilder eignen sich dann hervorragend für die verschiedenen Plattformen. Hier kannst du auch gleich mit ihm klären, wofür du die Bilder verwenden kannst und was das schlussendlich kosten wird (Achtung: Die Preise gehen hier leider weit auseinander, da es keinen wirklichen Richtwert gibt!). Viele Fotografen richten den Preis nach dem Zeitaufwand, der Anzahl der Bilder und auch nach der Nutzung der Bilder. Das solltet ihr unbedingt vorher vereinbaren.
Gut. Nachdem du dem Fotografen ein wenig über dich und deine Bücher erzählt hast, gibt er dir einen möglichen Termin und freut sich schon auf das Shooting mit dir. Du bist ganz aufgeregt und fängst an zu überlegen, was du denn eigentlich anziehen sollst. Am Tag des Shootings bringt dich ein Blick in den Kleiderschrank an den Rande der Verzweiflung. So viel Auswahl und so wenig Entscheidungsfreudigkeit.
Was sollst ich für die Fotos anziehen?
Keine Sorge. Wenn du dir drei verschiedene Outfits aussuchst, in denen du dich wohlfühlst und die du auch sonst im Alltag trägst, dann kann nichts mehr schiefgehen. Achte hier nur darauf, dass die Sachen vor allem keine kleinen Karos oder enge Streifen haben, denn das führt zu einem Flimmern auf den Fotos. Helle, neutrale Kleidung oder Pastelltöne eignen sich sehr gut zum Fotografieren. Auch Stoffe mit Struktur (Strick, Leinen, etc.) machen sich immer gut auf Fotos. Der sogenannte Zwiebellook hilft nicht nur im Winter, sondern auch beim Fotoshooting. Wenn man die einzelnen Lagen der Kleidung sieht, belebt das das Foto und du kannst dann zum Beispiel die Strickjacke ausziehen und hast automatisch ein neues Outfit. Solltest du lieber dunklere Sachen tragen, eignen sich am besten gedämpfte Töne (bordeaux, senf, petrol, terracotta, khaki, …). Die Basics wie Jeans, Strickjacke, Lederjacke und Blazer gehen jedenfalls immer. Was meist nicht so toll wirkt sind Neonfarben, zu viele knallige Farben, Mustermix, große Aufschriften oder Logos. Auch zu viele glänzende Stoffe sind nicht zu empfehlen.
Endlich. Du hast eine Tasche voll mit deiner Lieblingskleidung. Was fehlt jetzt noch, überlegst du. Da fällt dein Blick auf dein Buch. Daneben steht dein Laptop eingerahmt von einem Notizbuch, Stiften und ein paar Stoff-Figuren, die direkt vom Cover deines Buches auf den Tisch gehüpft zu sein scheinen. Soll ich das mitnehmen, fragst du dich.
Was soll ich für die Fotos mitnehmen?
Aber klar. Alles rein in die Tasche. Das eignet sich hervorragend für Studiobilder vor einem neutralen Hintergrund. Und solltest du eine bestimmte Farbe als Markenzeichen haben, dann sage das unbedingt deinem Fotografen. Vielleicht kann er dann sogar den Hintergrund darauf abstimmen.
Die Tasche ist nun also endlich fertig. Eigentlich sind es ja mehrere Taschen. Hoffentlich glaubt der Fotograf nicht, dass ich bei ihm einziehen will, denkst du dir und stellst dich vor den Spiegel im Badezimmer. Jetzt geht es ans Herrichten. Haare, Make-Up, Schmuck. Wieder kommt die Verzweiflung hoch. Wie sollte das am besten aussehen?
Wie sehe ich am besten auf den Fotos aus?
Hier kannst du nach dem Motto verfahren: Ein bisschen mehr schadet nicht, aber wirklich nur ein bisschen. Das Make-Up sollte nicht übertrieben sein. So wie du dich auch normal schminkst, nur ein kleines bisschen stärker, da die Kamera manches davon schluckt. Trage die Haare am besten so, wie du dich am wohlsten fühlst und gut frisiert. Schmuck lockert dein Outfit auf, sollte aber auch nicht zu dominant sein. Immer passend zur Kleidung.
Jetzt bist du endlich startklar. Aufregung kribbelt in deinem Bauch, als du zum Shooting fährst. Der Fotograf hat dich zuerst einmal in sein Studio bestellt. Dort angekommen sind deine Nerven zum zerreißen gespannt. Du weißt nicht, was jetzt auf dich zukommt. Zum Glück hast du den richtigen Fotografen gewählt. Er hat ein gut ausgestattetes Studio und begrüßt dich freundlich. Du bekommst etwas zu Trinken und er fragt dich über dein Buch aus. Das beruhigt dich etwas. Da kennst du dich aus und du fängst an, dich wohlzufühlen. Nachdem du dem Fotografen deine Outfits gezeigt hast, stimmt er den Hintergrund mit dir ab und es geht auch schon los. Was passiert hier jetzt, fragst du dich.
Wie läuft ein Fotoshooting ab?
Am Anfang wird er sicher ein paar Bilder von dir vor dem Hintergrund machen, nachdem du deine Brille geputzt und deine Kleidung mit einem Fusselroller gereinigt hast. Mal im Sitzen, mal im Stehen, mal mit einem Notizbuch in der Hand, mal mit deinem Buch in der Hand oder auch den Kuscheltieren. Sollte dein Buch ein Kinderbuch sein, kannst du auch gerne mal ordentlich lachen oder auch ein paar Grimassen schneiden. Alles immer ganz natürlich. Vielleicht macht der Fotograf ein paar Witze, um die Situation aufzulockern. Im Idealfall fühlst du dich langsam immer sicherer und kannst dich so zeigen wie du bist. Der Fotograf wird dich im Hoch-, aber auch im Querformat fotografieren, damit deine Fotos sich für alle Plattformen eignen.
Nach einiger Zeit hast du dich an das Blitzlichtgewitter gewöhnt und kommst dir schon vor wie ein richtiges Model. Dann meint der Fotograf, dass das Licht draußen gerade super passt und ihr in die Natur gehen solltet. Natürlich kann es auch sein, dass ihr das an einem anderen Tag machen müsst oder anders herum, je nach Wetterlage und Zeit des Fotografen. Heute ist ein super Tag und ihr geht vor die Tür. Der Fotograf kennt da ein paar Plätze in der Nähe, die sich hervorragend eignen für deine Bedürfnisse. Vor einer alten Backsteinmauer, meint der Fotograf, dass du dich locker an die Wand lehnen sollst. Du wirst wieder ein bisschen unsicher. Da sind Menschen, die euch zuschauen.
Was, wenn ich bei all den Fotos unsicher werde?
Denke in dem Moment am besten nur an deine Fotos und konzentriere dich auf den Fotografen. Dann wirst du wunderbare Bilder bekommen. Natürlich kannst du hier auch ein paar Bilder machen lassen, die zu deinem Buch passen. Vielleicht im Wald oder in der Stadt. Aber darauf sollte nicht der Fokus liegen.
Du hast alle deine Outfits durch. Einige Bilder hast du im Studio mit deinen mitgebrachten Utensilien gemacht. Und draußen sind auch wunderbare Bilder entstanden. Du machst mit dem Fotografen einen Tag aus, an dem er zu dir nach Hause kommt, um dich noch in deiner Arbeitssituation abzulichten. Was passiert jetzt?
Was darf ich für meine AutorInnenfotos nicht vergessen?
Bevor du gehst, fragst du ihn noch nach seinem Copyright, das bei den Fotos immer dabeistehen muss, wenn du sie irgendwo veröffentlichst. Wahrscheinlich wirst du von ihm später eine online Auswahlgalerie geschickt bekommen, in der du deine Bilder auswählen kannst. Nach deiner Auswahl wird er die Bilder fertig bearbeiten und dir zum Download bereitstellen.
Ein bis zwei Wochen später, nachdem der Fotograf auch bei dir zuhause war, hast du endlich deine fertigen Bilder. Du schickst die erste Mail mit deinem Lieblingsfoto an die Zeitung.
Denke jetzt vor allem daran, dass der Fotograf Urheber des Bildes ist und sein Name unbedingt genannt werden muss. Das solltest du in deiner Mail ausdrücklich dazu schreiben. Gebe hier an, welchen Namen für das Copyright der Fotograf dir gesagt hat.
Die Zeitung ist begeistert und deine Bilder kommen auf den Social Media Plattformen sehr gut an. Der Fotograf freut sich, dass du ihn immer markierst oder seinen Namen nennst. Du bist rundum glücklich mit deinen Bildern, weil sie dich so zeigen wie du bist.

Herzlichen Dank für diese Geschichte als Gastbeitrag, Melanie Melchior! Melanie ist Mitglied der KinderbuchManufaktur, Autorin und Fotografin. Mehr von ihr findest du unter www.melaniemelchior.at oder auf Instagram unter www.instagram.com/melanie_melchior_autorin/ mit Einblicken in ihre Buchbegeisterung!
- Gast
- 13. Juli 2021
- 5 Min. Lesezeit
Von "Du kommst hier nicht rein!" zu "Schön, dass du da bist!"
Wer als Selfpublisher mit seinem Werk in den lokalen Handel möchte, der fühlt sich oft wie in der Warteschlange vor einem angesagten Club der Metropolen dieser Welt.
Wer hineingelassen wird und wer nicht, entscheidet genau eine Person. Und zwar die Person an der Tür. Manchmal erscheint die Auswahl willkürlich, manchmal ist es auf den ersten Blick klar, warum es funktioniert oder eben nicht. Ob die Gründe nachvollziehbar sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und ganz genau so ist es, wenn du mit deinem Werk in den lokalen Handel möchtest. Mit diesen fünf Tipps öffnet dir der Buchkiez seine Tore. Vielleicht nicht alle, aber ganz sicher ein paar richtig coole.

1. Bevor die Party losgeht – stimme dich aufs Verkaufen ein
In der Schlange vor dem Club findet man sie garantiert: Einzelpersonen oder Gruppen, die schon beim Warten für gute Laune sorgen. Sie sind fröhlich, lachen und wirken einfach durchweg sympathisch. Und sie kommen rein, garantiert. Und deswegen ist genau dies die Rolle, die du einnehmen musst, wenn du Buchhändler:innen davon überzeugen willst, dein Buch ins Sortiment aufzunehmen. Egal, ob du so selbstsicher bist oder eigentlich nicht. Egal, ob du persönlich im Laden vorbeischaust oder anrufst, um dein Buch vorzustellen. Denn um andere von deinem Buch zu überzeugen, musst du es als erstes selber sein. Und das musst du ausstrahlen. Sei selbstbewusst und vorbereitet. Denn das Zeitfenster um zu überzeugen ist kurz und manchmal hast du nur zwei Sätze, um deinem Gegenüber zu erklären, warum genau dein Buch in ihren Regalen fehlt. Daher solltest du nach dem freundlichen "Hallo" in einem Satz formulieren können, worum es im Buch geht und warum das Thema so aktuell beziehungsweise ein Verkaufsschlager ist.

2. Präsentiere dich – das Outfit deines Buches als Eintrittskarte
Damit ist weniger deine Kleidung gemeint, als die Kluft deines Buches. Denn egal, ob du persönlich in den Läden vorbeischaust oder anrufst, du musst etwas abliefern und dort lassen. Beim persönlichen Kontakt hast du natürlich dein Buch in den Händen. Nicht in der Tasche. Der erste Blick auf dich muss auch ein Blick auf dein Buch sein. Denn schließlich gibt es euch nur im Doppelpack. Bei einem Telefonat ist die Sache etwas schwieriger, denn weder dein Buch noch du werden gesehen. In beiden Fällen kommt es aber aufs Gleiche hinaus: Biete ein Rezensionsexemplar zur Ansicht an. Ebenso eine hübsch gestaltete Präsentation im PDF-Format mit allen wichtigen Daten über das Buch (Inhalt, bibliografische Angaben, Informationen zu Autor:in und Illustrator:in). Bei einem persönlichen Termin solltest du diese Präsentation ebenfalls zum Dalassen als Printversion dabeihaben.

3. Willkommen in meinem Viertel – regionale Buchläden
Starte regional. Denn selbst Buchläden, die Selfpublishern eher kritisch gegenüberstehen, fördern gerne Künstler ihrer Stadt. Biete Lesungen oder Signierstunden an und vor allem auch die Möglichkeit dein Buch in Kommission zu nehmen. So haben die Händler:innen kein Risiko bei Nichtverkauf und kooperieren deutlich eher mit dir als bei einem Direktankauf. Im Idealfall schaffst du es, parallel die regionale Presse für dich zu gewinnen und nennst hier die Läden deiner Stadt als Bezugsquelle für dein Buch. Diese Kombi kann zu einer wunderbaren Wechselwirkung und einem super Verkaufsstart im Laden führen.

4. Ich steh auf der Gästeliste – die ersten Buchverkäufe
Ist der erste Schritt geschafft und du bist in zwei oder drei Läden vertreten, wird dies zur Eintrittskarte für die nächsten angesagten Buchparty-Locations. Denn, kaum etwas lässt Händler:innen so viel vertrauen, wie die Platzierung in den Konkurrenzregalen. Frei nach dem Motto: Wenn die das Buch haben, will ich es auch! Am besten nimmst du eine Liste deiner Kooperationspartner:innen in deine Präsentations-PDF auf und aktualisierst diese regelmäßig. Und mache Werbung für die Läden. Gib sie als Bezugsquelle auf deiner Homepage an, verlinke sie auf Social Media. Mit etwas Glück, verlinken sie dich zurück oder stellen dein Buch sogar mal bewusst in den Fokus ihres Marketings. All das hilft, neue Partner:innen von deinem Projekt zu überzeugen, vor allem überregional.

5. Lass dich nicht unterkriegen – bitte weitermachen!
Was aber, wenn der Satz „Du kommst hier nicht rein!“ ertönt. Dann frage dich nicht großartig, warum. Denn du wirst ihn oft hören. Aus den verschiedensten Gründen. Und zu viel grübeln frustriert da nur. Die einen mögen keine selbstverlegten Bücher, andere sehen dein Buch einfach nicht als passend für ihr Sortiment, andere vergessen dich bereits in dem Moment, wo das Gespräch vorbei ist und melden sich nicht mehr. Was auch immer der Grund sein mag, wollen potentielle Partner:innen, dass du ihn kennst, sagen sie ihn dir fast immer direkt. Bekommst du Floskeln oder einfach gar keine Antwort, dann ist das eben ein „(un)höfliches“ Nein. Konzentriere dich aufs Weitermachen, deine Präsentation und versuche diese kontinuierlich zu verbessern. Nach persönlicher Erfahrung können wir sagen, dass wir im Schnitt aus 15 Kontakten 1 Kooperation generieren konnten. Das bedeutet 14 NEINS stehen einem JA gegenüber. Und das kann frustrierend sein. Muss es aber nicht. Denn mit jedem Gespräch, Telefonat oder persönlichen Gespräch wirst du sicherer. Und meistens kommt auch immer genau in dem Moment, wo du nicht demotivierter sein könntest, ein neuer Deal zustande.

Und die Moral von der Geschicht‘
Ein Buch im Selbstverlag in die Läden zu bekommen, ist harte Arbeit. Und zeitintensiv. Vor allem, wenn der Kontakt telefonisch stattfindet. Denn nach jedem Gespräch werden die Präsentations-Unterlagen per E-Mail verschickt. Jetzt. Nicht in einer Stunde, nicht morgen. Denn jetzt bist noch im Kopf deines Gegenübers präsent. Und damit es so persönlich wie möglich bleibt, merke dir die Namen deiner Gesprächspartner:innen und sprich sie in deiner Mail persönlich an, bedanke dich für das freundliche Telefonat. Lege eine Liste mit den Buchläden an, mit denen du bereits Kontakt hattest. So vermeidest du versehentliche Dopplungen, kannst dir Notizen über das Gespräch machen und die Namen der Gesprächspartner:innen notieren. Nach ein bis zwei Wochen ohne Rückmeldung verschicken wir gerne einen Reminder per Mail. Allerdings hat dies uns erst einmal eine Kooperation gebracht. Haben die Händler:innen Interesse, kam der Deal immer innerhalb von etwa 48 Stunden zustande. Und mit der Zeit lernt man sogar anhand der ersten Sätze einzuschätzen, ob aus dem Kontakt eine Kooperation wird. Wir kommen also nicht umhin festzustellen: Mit der Platzierung deines Buches im Buchhandel, verhält es sich wie mit einem kurzen und netten Türsteher-Flirt vorm Club.

Gastbeitrag von Anne-Kristin Kastens, Illustrationen von Arabell Watzlawik
Anne ist freie Autorin und Redakteurin und hat gemeinsam mit Arabell, einer Illustratorin, das Buch "Herr Manfried und der Papadu" realisiert. Arabell ist außerdem Mitglied der KinderbuchManufaktur.
Weiterführende Links:
Website von Anne: www.annekristinkastens.com
Website von Arabell: www.arabellvirtuell.de
Auf dieser Seite zum Buch kannst du sehen, wie die Buchhändler von den beiden beworben werden: www.arabellvirtuell.de/portfolio/der-papadu
Willst du noch mehr über Vertriebswege und Marketing von Büchern erfahren?
Dann interessiert dich vielleicht Noras Kurs zum Thema "SelfPublishing von Kinderbüchern". Das 10-wöchige Programm startet Anfang August. Wenn du auf dem Laufenden bleiben möchtest, dann trage dich doch auf die Warteliste ein >>
