- Katrin
- 26. Juli 2024
- 5 Min. Lesezeit
1) Was begeistert dich daran, Buchbloggerin zu sein?
Es ist einfach wunderbar, sich intensiv mit Büchern zu beschäftigen: Anderen Menschen gute Bücher zu empfehlen, mit anderen über Bücher ins Gespräch zu kommen, neue Bücher zu entdecken und einiges mehr.

2) Wie kamst du dazu, einen Buchblog zu schreiben? Von wem hast du gelernt?
Die Idee entstand spontan. Ich wurde auf einen Blog hingewiesen, auf dem Rezepte zu finden sind. Ich habe mir den Blog dann etwas genauer angeschaut und auch Buchempfehlungen dort gefunden. Mein Gedanke dazu: „Das wäre doch auch etwas für mich!“ Und schwuppdiwupp habe ich meinen Blog erstellt.
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich eigentlich noch gar nicht so richtig gewusst, was ein Blog überhaupt ist. Das ist jetzt sieben Jahre her. Und im Prinzip war das Ganze dann mehr oder weniger „Learning by Doing“.
Ab und zu bekommt man dann von anderen BloggerInnen im Austausch den einen oder anderen Tipp, wie man seinen Blog noch besser gestalten kann, und hilfreich war sicherlich auch, dass ich bereits früher schon für verschiedene Organisationen Rezensionen geschrieben habe.
3) Wie wählst du deine Bücher aus?
Ich schaue mir die Verlagsprogramme und Neuerscheinungen an, entweder auf Buchmessen oder zu Hause in Verlagsvorschauen. Dabei muss ich zugeben, dass ich mich in erster Linie von eigenen Interessen leiten lasse:
Was spricht mich an?
Was wäre etwas für meine Kinder?
Dann stelle ich auch gerne interessante Bücher aus kleineren Verlagen vor oder Bücher mit aktuellen und wichtigen Themen (z.B. Klimawandel, Vielfalt etc.).
4) Woher kommen die Bücher, die du vorstellst?
Die meisten Rezensionsexemplare erhalte ich direkt von den Verlagen. Ich stelle aber manchmal auch Bücher vor, die wir uns gekauft oder aus der Bücherei ausgeliehen haben. Manchmal bekomme ich die Bücher auch von AutorInnen.
5) Gibt es eine Möglichkeit, als AutorIn KinderbuchbloggerInnen direkt anzuschreiben? Auf was sollte man achten?
Ja, die Möglichkeit besteht auf jeden Fall. Wichtig ist es, dass man sich den Blog vorher wirklich mal anschaut, um herauszufinden, ob das Buch dort hinpasst. Auch Kinderbuchblogs haben verschiedene Schwerpunkte. Es gibt z.B. Blogs, die stellen hauptsächlich Bilderbücher vor, andere spezialisieren sich auf klischeefreie Literatur oder ähnliches.
Man sollte auch nicht zu enttäuscht sein, wenn die Anfrage nicht angenommen wird, denn viele BloggerInnen werden mit Anfragen und Büchern überhäuft.
Außerdem sollte man auch mit Kritik umgehen können. Manche BloggerInnen nehmen nur Rezensionsexemplare über Verlage, da es manchmal bei Kritik im Nachhinein Probleme mit den AutorInnen gibt.
6) Was sind Blogtouren und kannst du dazu einen Tipp geben?
Blogtouren gibt es manchmal z.B. zu Neuerscheinungen eines Buches. Da tun sich vorher BloggerInnen zusammen, die nacheinander einen Beitrag zu dem Buch posten. Vorher werden bestimme Themen dazu verteilt.
Man kann so z.B. verschiedene Aspekte des Buches beleuchten oder tiefergehende Gedanken zu herausgepickten Inhalten äußern. Auch Interviews mit AutorInnen und IllustratorInnen sind möglich.
Häufig wird eine Blogtour auch gemeinsam mit AutorInnen oder dem Verlag geplant.
Damit die LeserInnen auch wirklich alle Beiträge dazu lesen, gibt es manchmal ein Gewinnspiel. Für die Lösung benötigt man dann Hinweise aus allen Beiträgen.
Es ist auch sinnvoll, in den Beiträgen Inhalte zu bieten, die sich von normalen Rezensionen unterscheiden, um echtes Interesse zu wecken.
7) Und was ist der Unterschied zu Blogparaden?
Bei einer Blogparade steht vorher nicht fest, wer alles daran teilnimmt. Eine Bloggerin oder ein Blogger kann dazu aufrufen, Beiträge zu einer bestimmten Fragestellung zu schreiben.
Ich hatte z.B. mal zu einer Blogparade zu geliebten Kinderbuchschätzen aufgerufen.
Es ist aber auch möglich, eine Blogparade zu einem einzelnen Buch zu machen. Am besten entwickelt man dazu eine spannende Frage, zu der möglichst viele etwas sagen können. Nun kann dann jeder der möchte, einen passenden Blogbeitrag dazu verfassen, welcher dann im Ausgangspost verlinkt wird.
8) Wo bist du im Netz zu finden und welchen Link würdest du uns noch ans Herz legen?
Da ist zum einen natürlich mein Blog www.geschichtenwolke.de. Aber ich bin auch auf Instagram www.instagram.com/geschichtenwolkeblog und auf Facebook www.facebook.com/geschichtenwolke zu finden.
Es gibt wirklich viele tolle Kinderbuchblogs und ich finde es ganz schwer, da jetzt einzelne herauszupicken. In meinen Stories auf Instagram zeige ich immer mal wieder Beiträge von anderen Blogs. An dieser Stelle möchte ich der Einfachheit dann auf den Blog meines Sohnes verweisen: www.buecherzwerg.de
9) Du bist ja auch selbst Kinderbuchautorin. Wie gestaltet sich bei dir die Zusammenarbeit mit KinderbuchbloggerInnen?
Ich habe tatsächlich bisher eher kaum andere BloggerInnen angeschrieben, um ein Rezensionsexemplar anzubieten. Das lief dann über den Verlag. Wenn ich auf eine Rezension aufmerksam gemacht werde, verlinke ich sie aber immer gerne in meinem Profil.
Außerdem habe ich auf Lovelybooks.de bereits Leserunden zu meinen Büchern gemacht. Die Rückmeldungen von den LeserInnen fand ich immer sehr bereichernd.
Momentan überlege ich, Buchboxen zu meinen Büchern zusammen zu stellen, auf die sich dann BloggerInnen bewerben können.
10) Wenn du eine Rezension schreibst, was ist dir daran wichtig?
Das allerwichtigste ist mir, dass ich zu 100 Prozent hinter dieser Rezension stehen kann. Klar, in eine Rezension gehört etwas zum Inhalt und zu meiner Meinung dazu, manchmal vielleicht auch noch zum Einsatz beim Vorlesen oder in Institutionen, aber alles muss auf jeden Fall zu mir passen und im Prinzip von Herzen kommen. Ich finde nicht immer jedes Buch zu 100 Prozent gut und das schreibe ich dann auch.
Ich fände es sehr schwierig, wenn sich andere auf meine Empfehlungen verlassen und dann in einer Rezension etwas steht, was ich eigentlich nicht denke.
Als Autorin weiß ich aber natürlich auch, wie viel Arbeit in einem Buch steckt und wie sehr man auf positive Rückmeldungen hofft, so dass ich mich darum bemühe, angebrachte Kritik kurz und knapp herüberzubringen und positive Seiten an einem Buch hervorzuheben. Ich stelle am liebsten Bücher vor, von denen ich wirklich überzeugt bin, und da man irgendwann ein ganz gutes Gefühl dafür hat, was zu einem passt, stelle ich gar nicht so oft Bücher vor, an denen ich groß etwas auszusetzen habe.
Grundsätzlich fasse ich immer kurz den Inhalt eines Buches zusammen. Manche Blogger:innen nutzen auch den Klappentext, aber das mache ich nicht. Ich schreibe lieber in meinen eigenen Worten.
Abgesehen von Bilderbüchern verrate ich natürlich das Ende nicht. Und sollte es bei Bilderbüchern überraschende Wendungen geben, schreibe ich darüber auch nur oberflächlich, um niemandem das besondere Leseerlebnis zu zerstören.
Bei meiner eigenen Meinung gehe ich auf den Inhalt sowie auf Illustrationen ein. Manchmal geht es auch darum, wie ein Thema umgesetzt wurde oder ich berichte von persönlichen Erfahrungen. Auch wenn das Buch bei mir und bei meinen Kindern unterschiedlich ankommt, erwähne ich dies.
HERZLICHEN DANK an Miriam Schaps!
Und wenn du für dich auch in die Welt der Rezensionen und Kinderbuch-Blog-Ideen eingetaucht bist, dann lass uns doch wissen, was du dir mitnimmst und daraus für deine eigenen Buchprojekte gelernt hast!
Du kannst natürlich auch Miriam direkt einen Gruß schicken. Auf Instagram ist sie unter www.instagram.com/geschichtenwolkeblog zu finden.
Dieser Beitrag ging erstmals im Oktober 2021 online.
- Gast
- 9. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Auf der Leipziger Buchmesse kommen jedes Jahr Buchbegeisterte und Verlage das erste Mal im neuen Bücherjahr zusammen. 2024 zählten die Messeveranstalter insgesamt 2085 Verlage, die ihre Neuigkeiten ausstellten, und über 283.000 Besucher.
Wie kannst du als AutorIn die Buchmesse nutzen, um deine Buchideen Verlagen vorzustellen? Julia Osbahr nimmt uns mit auf ihrem Besuch durch die Messehallen.

Da stand ich nun, in Halle 3 der Leipziger Buchmesse, umgeben von Menschengruppen, bunten Cosplay-Wölfen und natürlich jeder Menge Kinderbüchern. Ich hatte mir vorgenommen, Verlage anzusprechen und meine Buchprojekte vorzustellen.
Obwohl ich die Pitches im Kopf und die Exposés im Rucksack hatte, bezweifelte ich in diesem Moment, dass ich es wirklich durchziehen würde. Die Stände waren voll, alle Leute wirkten beschäftigt – und das schon Donnerstagmittag. Puh! Ich ließ mich eine Weile treiben und fand mich plötzlich vor einem kleinen Stand wieder, an dem nichts los war. Eine Person saß vor ein paar Bilderbüchern und schaute abwartend durch die Halle. Aber klar! Ich kannte sie und den Verlag über Insta … und auch die Website, auf der steht, dass man von Manuskripteinsendungen absehen soll. Ich hatte also höchstwahrscheinlich nichts zu gewinnen, aber auch nichts zu verlieren. Perfekt zum Üben!
„Sie kommen aus Stadt XY, oder?“, fragte ich.
Die freundliche Person bejahte und erzählte ein bisschen von sich und seiner Motivation. Ich nahm ein Buch, dessen Cover ich schon online bewundert hatte, in die Hand. Beim Blättern musste ich mehrmals grinsen, weil es wirklich so lustig war wie der Klappentext vermuten ließ. Eigentlich eine hervorragende Überleitung zu meinem Projekt … Ich gab mir einen Ruck.
„Ich bin Kinderbuchautorin“, sagte ich selbstsicher, „und ich habe auch ein humorvolles Bilderbuch geschrieben. Das Manuskript hätte ich Ihnen schon längst geschickt, wenn auf Ihrer Homepage nicht dieser Satz stehen würde.“
„Ach, toll! Erzählen Sie doch mal“, forderte mich die Person auf.
Ich fasste Themen und Handlung kurz zusammen (den Pitch habe ich nicht Wort für Wort aufgesagt, dass kam mir gekünstelt vor). Die Person hörte amüsiert zu, dann sagte sie (tatsächlich!):
„Schicken Sie es mir gerne zu. Mein Programm ist zwar durchgeplant bis 2026, aber wenn mir was Besonderes begegnet … vielleicht kann ich noch was draufpacken.“
Ich machte innerlich Freudenhopser, als wir auch noch Visitenkarten tauschten. Was für ein Einstieg!
Dieses wertschätzende Gespräch gab mir den Mut, auch bei weiteren Ständen zu „pitchen“.
Insgesamt war ich an drei Tagen auf der Messe und möchte meine persönlichen Erfahrungen hier teilen.
1. Es ist besser, die Bücher des Verlags als Gesprächseinstieg zu nutzen als das eigene Werk
Ich zumindest habe mich dadurch wohler und weniger „aufdringlich“ gefühlt und konnte ehrliches Interesse zeigen. Wenn man einen Verlag mag, kennt man mindestens eins der Bücher am Stand. Falls man weder Verlag noch dessen Bücher kennt, bringt es Spaß, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen: Bestimmt gibt es mindestens ein interessantes Cover, über das man ein Gespräch beginnen kann. Wenn alles nicht zutrifft, dann passt der Verlag eh nicht zum eigenen Projekt. Mich hat z.B. der Illustrationsstil eines Meeres-Bilderbuchs sofort angesprochen. Darüber habe ich eine Verbindung zu meinem maritimen Buch herstellen und die Visitenkarte der Verlegerin gewinnen können.
2. Wie so oft sind Geduld und Zeit gute Begleiterinnen
Ich habe viel beobachtet (hinter Buchdeckeln geht das wunderbar 😉): Wer hat hier welche Funktion (manchmal steht es auf den Namensschildern)? Wen spreche ich am besten an? Sind mir die Leute sympathisch, wie verhalten sie sich im Gespräch mit Kundschaft und Geschäftspartner*innen? Es gab einen Stand, den ich statt Donnerstag erst am Freitag besucht habe, weil ich mitbekam, wie zickig die Mitarbeiterin mit einer Kundin sprach. Mein Plan ging auf, denn am Freitag hatte ein Kollege sie abgelöst.
3. Punkt 2 funktioniert besser, wenn man allein unterwegs ist
Ich war mit Freundinnen auf der Messe, aber wir haben uns ab und zu für 1-2 Stunden getrennt und irgendwo verabredet.
4. Kleinere und mittelgroße Verlage
sind offener für spontane Gespräche als Publikumsverlage (hier wirkten die Mitarbeiter*innen dauerbeschäftigt. Es kann sinnvoll sein, rechtzeitig vor der Messe einen persönlichen Termin auszumachen). Ich habe es trotzdem bei einigen größeren Verlage versucht, wenn ich eine Lücke erwischt habe. Einmal hat man mir per Handy die Homepage und die dortige Rubrik „Manuskripteinsendungen“ gezeigt (Na, darauf war ich auch schon selbst gekommen!), die anderen nannten allgemeine Mailadressen und selten (nur auf direkte Nachfrage und eher aus Höflichkeit) konkrete Ansprechpartner*innen.
5. Lesungen zu besuchen und mit anderen Menschen zu quatschen
(zum Beispiel mit Kinderbuchmanufaktur-Mitgliedern 😊), ohne ein Ziel zu verfolgen, half mir, locker zu bleiben und offen für Zufallsbekanntschaften zu sein (pausenlos sämtliche Verlage abzuklappern muss sehr ermüdend sein, weil man sich selbst nervt).
6. Papierausdrucke von Exposés
brauchte ich nicht zum Verteilen, aber es war ein gutes Gefühl, sie für den Fall der Fälle dabei zu haben.
7. Ich habe einige Überraschungen erlebt, positive und auch negative.
Von einem der (mittelgroßen) Verlage auf meiner Favoritenliste haben meine Kinder und ich viele Schätze im Bücherregal stehen. An einem der Messetage war sogar die inhabende Person vor Ort. Ich schlich mehrmals umd den Messestand herum, doch immer saß der Person schon jemand gegenüber. Ein Karosakko-Herr löste eine Seidenschal-Frau ab, es folgte ein Brillenband-Mann.
Ich drehte meine Runden und als ich dem Brillenband-Mann woanders begegnete, flitzte ich zurück zu dem Lieblingsverlag. Mittlerweile aß die Person ein Käsebrot. Och nee! Ich ging einen Kaffee trinken und als ich wiederwiederwiederkehrte, traf ich sie endlich allein an.
Nach der ganzen Mühe erlaubte ich mir kein Zögern und fragte einfach, ob die Person kurz für mich Zeit hatte. Sie bat mich, Platz zu nehmen. Ich lobte die Verlagsausrichtung und erzählte kurz von unseren Lieblingsbüchern, bevor ich mein Projekt erwähnte.
„Illustrieren Sie auch?“, unterbrach sie mich.
Ich schwärmte von der Illustratorin, die meine Geschichte bebildern würde, wenn das gewünscht wäre.
Wieder dazwischen: „Haben Sie Bilder dabei? Sonst kann ich dazu nichts sagen.“
Ich zog ein Blatt mit dem Portfolio der Illustratorin aus dem Rucksack.
Nach nicht mal drei Sekunden ein Kopfschütteln.
„Nee! Ich würde sofort weiterklicken! Gefällt mir nicht. Dann brauchen Sie mir über Ihr Projekt gar nichts sagen.“
Ich schluckte, stand auf und war erstaunt über die Art und Weise.
Im zweiten Moment erleichtert, weil ich wusste, woran ich war. Diesen Verlag konnte ich von meiner Bewerbungsliste streichen. Ohne die Buchmesse wäre er vermutlich immer noch auf der Liste. Drei andere Verlage hingegen nicht.
Drei ganz neue Chancen, die mir mehr Hoffnung geben als ich bei meinem ehemaligen Favoriten jemals hatte.
8. Ein Gedanke hat mir vor dem “Pitchen“ besonders geholfen:
Genauso wie der Verlag ein Gewinn für mich (oder dich?) sein kann, kann auch mein (oder dein?) Buchprojekt ein Gewinn für den Verlag sein - er weiß es nur noch nicht! 😊
Also, los, packen wir es an!
Und ich bin dann mal abgetaucht: Exposés an meine neuen Kontakte verschicken - und Daumen drücken.
DANKE für diesen Beitrag an Julia Osbahr!
Julia Osbahr ist Autorin von Bilderbüchern und Kinderromanen und hat 2020 ihr erstes Bilderbuch („Hilfe, Honigbeerbiest!“) im Selfpublishing veröffentlicht. Sie ist seit fast drei Jahren Mitglied der Kinderbuchmanufaktur und wünscht sich, Verlage für ihre Herzensprojekte zu finden.
- Gast
- 23. Jan. 2024
- 6 Min. Lesezeit
In der Vergangenheit hat Megan McGary als Mitglied der KinderbuchManufaktur und Selfpublisherin im Kinder- und Jugendbuchbereich ihre Erfahrungen und Empfehlungen zu Leserunden geteilt.
Im Moment beobachten wir zu diesem Thema eine große Verunsicherung, weil es Veränderungen der Plattform LovelyBooks gibt. Um auch hier Herausforderungen zu meistern und Wege zu finden, hat Megan ihre aktuellen Gedanken und Einschätzungen der LovelyBooks Regelungen in Form eines Interviews zusammengetragen.
Dazu gibt es am Ende eine Ankündigung. Bitte beachte beim Lesen, dass hier alles noch ganz neu und im Werden ist. Wir bleiben dran, werden aktualisieren und beobachten, wie weiter das KinderbuchKonfetti wirbeln kann! Und jetzt kommt Megan zu Wort:

„Ich mag LovelyBooks. Seit mehreren Jahren veranstalte ich dort als Autorin Leserunden.
Mit der Zeit habe ich einen ziemlich großen Erfahrungsschatz angesammelt und für mich ganz gut herausgefunden, wie man es schafft, viele BewerberInnen zu finden, die richtigen Fragen zum Buch zu stellen, einen guten Austausch mit vielen Meldungen hinzukriegen und, nicht zuletzt, Rezensionen zu erhalten.
Als Leserin mag ich es, an Leserunden teilzunehmen. LovelyBooks ist eine tolle Möglichkeit, neue Bücher kennenzulernen. Ab und an gewinne ich ein Print oder E-Book und freue mich, meine Meinung zum Buch sagen zu können. Für Autoren ist dieser Austausch mit einem größeren Kreis neuer LeserInnen unschätzbar wertvoll.
Leserunden sind wichtige Marketinginstrumente. Bis zum 31.12.23 war LovelyBooks – im Gegensatz zu anderen deutschen Plattformen wie NetGalley und Vorablesen.de – für Autoren kostenlos.
Mit dem neuen Jahr ist nun alles anders: LovelyBooks führt sogenannte „Credits“ ein: Leserunden werden kostenpflichtig (nein, nicht alle, aber die meisten. Leider genau die, die wir als Schreibende wollen).
LovelyBooks finanziert sich grundsätzlich durch Werbung, also durch die Werbebudgets der Verlage, die Leseplätze bei LB buchen. Verlage haben somit schon immer Geld dafür ausgeben müssen, bei LovelyBooks sichtbar zu sein – etwa mit Bannern, Erwähnung im Newsletter, der Berücksichtigung in Sonderaktionen und einer prominenteren Darstellung in der Auswahlliste für Leserunden.
Neu sind die Regelungen, dass Leserunden mit Credits bezahlt werden müssen.
1. Was ist ein „Credit?
Credit ist nicht im Sinne von „Darlehen“ zu verstehen, sondern eher im Sinne einer virtuellen Geldbörse für eine bestimmte Verfügung, Handlung oder Überlassung. Den Begriff kennt jeder, der schon mal Stockfotos erwerben wollte.
Ein Credit ist der Preis (= Gebühr) für eine Leserunde oder Buchverlosung, bei der Prints oder E-Books an die Lesenden vergeben werden. LovelyBooks erhält das Geld (im Rahmen von gebuchter Werbung), im Gegenzug kann eine Leserunde durchgeführt werden.
2. Was kostet das denn?
10 Credits kosten 790 € (Rabattierung möglich, aber erst ab 30 Credits. Billiger wird’s, wenn man große Kontingente kauft.
Für Einzelpersonen wäre das allerdings utopisch, da die Punkte innerhalb eines Jahres aufgebraucht sein müssen und nicht übertragen werden können.)
Somit kostet eine Leserunde (wenn es zu 10 Leserunden in einem Jahr kommt) den Verlag oder Selfpublishing-Dienstleister maximal 79 €, zuzüglich der Bücher und deren Versand (wenn ihr bei einem Dienstleister seid, müsst ihr selbst für die „Hardware“ in Form von Lesestoff aufkommen. Denkt daran, dass die Verlosung von E-Books zwar günstig ist, aber in vielen Fällen nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Bei Kinderbüchern könnt ihr euch das mit den E-Books eigentlich gleich sparen).
3. Wie kommt man an Credits?
Verlage und Selfpublishing-Dienstleister (z.B. BoD, TwentySix, Epubli, Tredition) erwerben im Rahmen von Marketingpaketen Credits. Die werden dann, solange Vorrat reicht, an die AutorInnen weitergegeben. Die jeweiligen Credits können nur für Bücher aus den Programmen der jeweiligen Anbieter eingesetzt werden.
Autoren haben derzeit nicht die Möglichkeit, selbst Credits zu kaufen. Allerdings kann man Marketingpakete buchen: ein (1) Credit ist dann enthalten. Kostenpunkt für ein Marketingpaket/Zusatzpaket: ab 300 €. Pro Buch.)
4. Wie viele Credits hat der Verlag oder Dienstleister, bei dem ich veröffentliche?
Das steht leider nirgends, kann man aber bei LovelyBooks, dem Verlag oder dem Dienstleister erfragen. Wie transparent und verlässlich die Auskunft sein wird, bleibt abzuwarten.
5. Wie bekomme ich mit, ob ich vorhandene Credits nutzen kann oder ob auf mich diese Veränderung vielleicht gar nicht zutrifft und ich ohne Credits wie gehabt eine Leserunde einrichten kann?
Indem du eine Leserunde erstellst bzw. zu erstellen versuchst. Laut LovelyBooks kommt sehr zeitnah eine Info, ob Credits verfügbar sind oder nicht.
6. Und wenn es keine Credits mehr gibt?
Dann kannst du leider auch keine Leserunde oder Buchverlosung machen.
7. Wer braucht keine Credits?
Kleinstverlage brauchen keine.
Verlage, mit deren Büchern bisher nur selten Leserunden Leseaktionen durchgeführt wurden, brauchen keine.
Selfpublisher, die ohne Dienstleister (= „independent“, = komplett in Eigenregie, Auflagendruck) veröffentlichen, brauchen keine. Da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Ob jetzt alle Schreibenden einen Auflagendruck machen können, wage ich zu bezweifeln.
Leserunden ohne Rezensionsexemplare sind nach wie vor kostenlos und können von jedem LovelyBooks-Mitglied wie gewohnt angelegt werden. Ob Leserunden ohne Rezi-Exemplare für euch sinnvoll sein könnten, müsst ihr bitte selbst entscheiden (für mich sind sie es nicht).
8. Gibt es kostenlose Alternativen?
Ja: Leserunden auf Facebook, Instagram oder über die eigene Homepage.
Eine Umgehung der neuen Richtlinien – also, indem ihr woanders Bücher verlost und auf LovelyBooks eine Leserunde ohne Rezensionsexemplare durchführt; siehe Punkt 7 – sind unzulässig und führen zum Ausschluss von LovelyBooks.
Ihr könnt aber auch andere kostenfreie Leseplattformen nutzen (Achtung: teils fremdsprachig oder weniger stark frequentiert).
9. Funktionieren diese Alternativen?
Aus eigener Erfahrung: nicht so gut wie die auf LovelyBooks…
10. Was sind die Vor- und Nachteile dieser Veränderung bei LovelyBooks?
Nachteile aus meiner Sicht: höhere Kosten, Rückzug von kleinen Verlagen und Selfpublishern, Stärkung größerer Verlage, mangelnde Vielfalt, weniger Chancen, sein Buch zu bewerben
Der Vorteil könnte darin liegen, die Qualität der angebotenen Bücher zu steigern. LovelyBooks möchte mit den Mehreinnahmen „wachsen“, was sich als Vorteil erweisen könnte.
11. Verändert sich die Leserunden-Landschaft?
Ich fürchte, ja. Schon jetzt sind bei den Leserunden-Angeboten deutlich weniger Bücher. Die, die ohnehin schon den Spiegel-Bestseller-Button tragen, herrschen vor. Kinderbücher waren schon immer in der Minderzahl.
Der Vorteil von LovelyBooks war immer die Zugänglichkeit für Selbstverleger und damit ein sehr breites Angebot, was auch viele Leser schätzen. Wenn nur noch die „Großen“ in den Leserunden vertreten sind, ergibt sich daraus möglicherweise eine Vorauswahl, wie sie auch bei NetGalley und Vorablesen bereits getroffen wird.
Hoffentlich werden jetzt nicht die Crowdfundings mit dem Ziel, Marketingpakete zu kaufen, explodieren…
12. Wo gibt es weitere Infos?
In den LovelyBooks-FAQ für Autoren: https://www.lovelybooks.de/info/faq-fuer-autoren/credits-a/
Zusätzlich erklärt Daniela Liesing von LovelyBooks die Sache: lovelybooks.de/autor/LovelyBooks/Neuerungen-Fragen-und-Antworten-rund-um-LovelyBooks-11892916072-w/leserunde/11892942446/11892942447/#thread
Und es gibt einen Beitrag auf dem Blog der „Autorenwelt“: https://www.autorenwelt.de/blog/branchen-news/lovelybooks-fuehrt-credits-ein-ohne-moos-nix-los
13. Grundsätzlich ist eine Kostenpflicht legitim, machen andere ja auch. Aber wieso nimmt LovelyBooks eigentlich kein Geld von den Lesern? Man könnte doch meinen, für kostenlosen Lesestoff, oft noch mit Extras wie Goodies und Bonus-Infos, würden Nutzer einen kleinen Obolus zahlen?
Das wäre eine absolute Veränderung im Public-Reading-Geschäft. LovelyBooks ist die am meisten frequentierte Community und extrem beliebt bei Lesern, weil die Auswahl super ist und die Gewinnchancen hoch sind.
Diese Leser mit der Einführung einer Lesegebühr zu verschrecken, ist nach meinem Dafürhalten zu viel Aufwand und bislang ein No-Go.
Aber vielleicht kommt das ja noch. Das wäre dann für uns AutorInnen nämlich ein echter Vorteil, weil möglicherweise die Qualität der Leserschaft – im Sinne der Bereitschaft, sich an den Leserunden zu beteiligen – steigt.
Fazit:
Wie sich die Sache entwickelt, bleibt abzuwarten. LovelyBooks verwendet in seinen Ausführungen zum Thema häufig den Begriff „aktuell“, womit deutlich wird, dass die Dinge sich noch ändern können. Derzeit ist alles noch neu und in der Erprobung begriffen.
Ich hoffe, dass die Investition auch dazu dienen wird, der zunehmenden Abgreifermentalität entgegenzuwirken.
Meine aktuelle Leserunde – mit einem BoD-Buch – hatte ich glücklicherweise vor der Neuerung begonnen, am 30.12. endete die Bewerbungsfrist. Bis dahin hatten die Wenigsten von den „Credits“ gehört – LovelyBooks verweist erst in der neuesten Version (2024) der Website rückwirkend auf die Neuerung, und selbst im Börsenblatt der Buchbranche kam der Hinweis erst nachträglich. Womit Lovelybooks sich durchaus einen gewissen Informationsrückhalt vorwerfen lassen muss. Die Verlage hatten die Info allerdings schon zur Frankfurter Buchmesse.
Zweites Fazit und ein Versprechen:
Billiger – oder einfacher – wird’s für Schreibende ohne Publikumsverlag und gut gepolstertes Werbebudget nicht. Wenn jemand eine Idee hat, wie man weiterhin Leserunden gestalten und ohne herausfordernde Suchen nach BloggerInnen zuverlässig an fundierte Rezensionen (heißt: mit Text!) kommt – meldet euch gern bei mir!
Davon abgesehen verspreche ich, ab Anfang Februar einen Selbstversuch mit „Benni und Keks“ (Independently published, SP-Preis-nominiert ) zu machen und darüber zu berichten!“