- Nora
- 6. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Interview mit Dagmar und Elisabeth aus der Buchhandlung Kunterbuch
Rund die Hälfte des Bücher-Umsatzes wird – in gewöhnlichen Zeiten – über den Sortimentsbuchhandel (also die klassische Buchhandlung) erzielt.
Nun beschäftige ich mich mit vielen Themen aus der Sicht der Autorin, der Verlegerin, der SelfPublisherin. Deshalb dachte ich mir, es wäre spannend, auch einmal mehr über die Perspektive des Handels zu erfahren.
Also habe ich die Buchhandlung Kunterbuch aus Wien gebeten, mir ein paar Fragen zu beantworten, die ich gerne mit dir teile – ein paar Buchempfehlungen gibt es natürlich gleich dazu ;-)
Die "Kunterbücher", wie sie sich selbst liebevoll nennen (das sind Dagmar und Elisabeth), sind nicht nur langgediente Profis (sie führen übrigens ausschließlich Kinderbücher), sondern auch absolute Skeptiker, wenn es um das Thema SelfPublishing geht. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, denn: Das macht sie zu perfekten Lehrerinnen! Die beiden legen nämlich besonders viel Wert auf Qualität und Professionalität. Und das sind genau jene Themen, bei denen SelfPublishern oft ein Manko nachgesagt wird.

Hier also ihre Antworten auf meine Fragen:
1) Wie findet man eine Idee für ein Buch?
Für uns Kunterbücher startet die Ideenfindung schon bei der kontinuierlichen Marktbeobachtung, d.h. regelmäßigen Buchhandlungsbesuchen.
Dabei findet man nicht nur den Input für eine Idee, sondern sieht auch gleich, mit welchen Themen der Markt schon gesättigt ist.
Inspirierende Buchempfehlung:
Was macht man mit einer Idee?
von Yamada Kobi und Besom Mae erschienen im Adrian Verlag €13,40
Eine Geschichte von einer Idee und dem Kind, das hilft diese in die Welt zu bringen.
2) Wie wichtig ist das Lektorat wirklich?
Ein Lektorat ist unerlässlich – ein Rechtschreibprogramm am PC reicht definitiv nicht!!!
Ein Lektorat achtet immer auch auf den logischen Ablauf der Geschichte und verhindert dabei etwaige Fehler.
Inspirierende Buchempfehlungen:
Das Mädchen, das den Sturm ruft
von Lackey Lindsay erschienen im Dressler Verlag €18,50
Ein für uns sehr besonderes Buch, das uns sehr berührt hat.
Eine hervorragende Übersetzung (man merkt nicht, dass das Original nicht deutsch ist), die schöne Bilder malt. In unseren Augen ein durch und durch poetisches Buch!
Nicu und Jess
von Crossan Sarah und Conaghan Brian im Mixtvision Verlag €17,40
Auf den ersten Blick sprachlich und lesetechnisch sehr gewöhnungsbedürftig, da das Buch nicht in klassischer Erzählform geschrieben ist.
Der Protagonist Nicu spricht anfangs schlecht deutsch, die Sprache wird aber im Laufe der Geschichte immer besser und dadurch verändert sich diese und auch der Stil des Buches. Eine besondere Liebesgeschichte für junge Erwachsene.
3) Welche Rolle spielen Illustrationen?
Ein Sparen an den Illustrationskosten ist der falsche Ansatz!
Text und Bilder müssen immer zusammenspielen. Auch Fehler in der Illustration müssen vermieden werden (z.B. eine Wintergeschichte und die Protagonisten tragen Sommerkleidung). Ansprechend gestaltetes Cover und schöne Ausstattung hilft beim Vermarkten des Buches!
Auch die Auswahl des Papier ist wichtig – so wie Qualität generell wichtig ist.
Inspirierende Buchempfehlungen:
189
von Böge Dieter und Klever Elsa erschienen im Aladin Verlag €17,50
Geschichte einer abenteuerlichen Reise eines Kanarienvogels vom Harz bis nach NY – eine wahre Geschichte aus dem 19 Jahrhundert.
Ein außergewöhnliches Bilderbuch mit viel Sachinformation und trotzdem poetischen Bildern, die schon beim Vorsatz starten.
Mein großes Buch der Dinosaurier
von Durley Natasha erschienen bei Ars Edition €15,50
Für ein Sachbuch absolut ungewöhnliche Illustrationen und mit einer besonderen Einteilung der Dinos. Hier wird nach Merkmalen kategorisiert und erklärt – mitgeraten werden kann auch. Der Text steht nicht im Mittelpunkt.
Mitmach Buch
von Tullet Herve erschienen im Christophorus Verlag €13,40
Das erste interaktive Bilderbuch ohne Batterien.
Kinder, die die Farben kennen, können beim Vorlesen der Geschichte eingebunden werden. Das Buch muss dann gedreht werden, gekippt werden und geschüttelt………
Trotz einfacher Illustrationen ausschließlich mit Komplementärfarben und nur aus unterschiedlichen Kreisen bestehend sind die Bilder trotzdem stimmig.
4) Welche Tipps habt ihr noch für SelfPublisher?
Auch betriebswirtschaftliche Fragen sollte man sich bereits zu Beginn seines Buchprojektes stellen (ganz meine Rede!):
Wie möchte ich mein Buch vertreiben und wie lege ich eine buchhalterisch korrekte Rechnung?
Auch die im Buchhandel üblichen Partien, Rabatte, Zahlungs -und Lieferbedingungen sollte man am Schirm haben.

Vielen Dank nochmals an die Kunterbücher für das kleine Interview!
- Nora
- 30. Juni 2021
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Du hast sicherlich mittlerweile mitbekommen, dass der Kinderbuchmarkt recht viele Besonderheiten vorweist. Eine davon ist, dass unsere LeserInnen ihren Büchern "entwachsen". Das bedeutet: Was sie heute lesen, kann morgen schon nicht mehr passend für sie sein. Und zwar nicht, weil sich ihr Geschmack ändert, sondern weil sie sich weiterentwickeln.
Ich werde nicht müde, zu betonen, wie wichtig es ist, sich bereits zu Beginn eines Buchprojektes über dessen Zielgruppe (in diesem Fall LeserInnen) im Klaren zu sein. Daraus leitet sich nämlich die Umsetzung von Text, Bild, Ausführung, Platzierung im Buchhandel und das Marketing ab. Gleich wirst du besser verstehen, was ich meine. Heute konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen auf die Gestaltung deines Buches.
Starten wir einmal mit einem Rahmen:
Das Kinder- und Jugendbuch ist ein Buch, dass sich an eine Lesergruppe richtet, die zwischen 2 und 16 Jahren alt ist. Eine weitere Eigenheit ist, dass es vorgelesen oder selbstgelesen werden kann.
Welche Differenzierung gibt es innerhalb der Kinder- und Jugendbücher?
Kinder- und Jugendbücher werden u.A. nach Formaten bzw. Sub-Warengruppen unterschieden. Das ist eine Unterteilung nach Alter der Leser.
Es ist aus zwei Gründen wichtig, dass du diese Unterteilungen kennst:
Weil du später einmal dein Buch darin einordnen sollst, wenn du es im Handel vertreiben möchtest.
Weil ein Vorschulkind und ein Teenager nicht dasselbe lesen, d.h. die Inhalte und die Form deines Buches sind am Alter deiner Zielgruppe orientieren sollten.
Das sind die zentralen Kinderbuch-Formate:
Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)
Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)
Erstlesebücher (6 bis 7 Jahre)
Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)
Jugendbücher (ab 12 Jahren)
Sie haben jeweils spezifische Eigenschaften hinsichtlich Sprache, Textlänge, Ausführung und Themenwahl.

Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)
Bei Geschichten für die Kleinen solltest du auf Folgendes achten:
die Illustrationen sind vorherrschend und zentral
möglichst wenig Text: nicht mehr als 800 Zeichen (inkl. Leerzeichen) je Doppelseite
normalerweise 12 bis 16 Doppelseiten
meist mit Hardcover (wegen der Haltbarkeit) und in größerem Format (ab A4)
besonders spannend ist es, wenn Text und Bild einander nicht wiederholen, sondern ergänzen, um gemeinsam die Geschichte zu formen
besonders beliebt sind Themen wie Familie, Tiere und Szenen aus dem Alltag
immer mit Happy End!
der/die Protagonist/in sollte greifbar sein, da er/sie/es als Identifikationsfigur dient
als Thema kann so gut wie Alles genutzt werden
pädagogisch problematische Inhalte identifizieren (Gefahr von Nachahmung)

Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)
Die Vorlesebücher sind eine Art Mischform. Sie richten sich an etwas ältere Kinder, die jedoch zumeist noch nicht (gut) lesen können. Folgende Merkmale sind hier charakteristisch:
die Sprache muss nicht besonders einfach sein (Vokabular und Inhalt müssen aber natürlich altersgerecht sein)
die Textlänge nimmt deutlich zu (ca. 50-80 Normseiten)
die Geschichte ist in einzelne kurze Kapitel unterteilt, die in sich abgeschlossen sind (2-3 Normseiten lang)
es sind nach wie vor viele Illustrationen vorhanden, jedoch nicht zwingend auf jeder Doppelseite
Text ist in der Gegenwartsform gehalten
viel wörtliche Rede einbauen
Hauptfiguren können Kinder im Kindergarten oder Schulalter sein (1. oder 2. Klasse) sowie Tiere oder fantastische Wesen Klassisches Beispiel für ein Vorlesebuch: Märchen

Erstleserbücher (6 bis 7 Jahre)
Kinder, die gerade lesen lernen, dürfen nicht frustriert werden! Ziel ist es, zum regelmäßigen Lesen zu animieren. Daher sind folgende Punkte zu beachten:
der Text tritt in den Vordergrund, allerdings ist die Sprache sehr einfach
kurze Sätze, nur wenige Sätze je Seite
großes klares Schriftbild, eher keine Silbentrennung
nach wie vor zahlreiche Illustrationen in Farbe
zumeist Hardcover, die Größe variiert rund um A5
je nach Alter sollte der Text 3 bis 15 Normseiten nicht übersteigen 👉🏻 die Vorlage für eine Normseite findest du ebenfalls am Ende des Beitrags
damit jeder Satz ein Erfolgserlebnis ist, sollte auch jeder einen Inhalt haben d.h. zur Geschichte beitragen
typische Themen sind z. B. Familie, Ängste, Schule oder Märchen
auch hier ist der Protagonist sehr wichtig, üblicherweise ist er ein bis zwei Jahre älter als deine Zielgruppe (Kinder orientieren sich gerne nach "oben")
trotz der Einfachheit sollte der Inhalt den Leser ernst nehmen
Dieses Segment wird von einigen wenigen Verlagen mit ihren jeweiligen Reihen dominiert (und diese haben ganz konkrete Richtlinien für ihre Titel).
Hinweis: Erstleserbücher sind handwerklich sehr anspruchsvoll, und daher eher selten ein Einstieg für Jungautoren.

Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)
Für Kinder in diesem Alter gibt es bereits richtige Kapitel-Bücher (d.h., dass die Geschichte in Kapitel unterteilt ist):
nun können die Illustrationen radikal reduziert werden (oftmals sind noch dekorative Elemente oder hie und da schwarz-weiße Illustrationen vorhanden)
die meisten Bücher bewegen sich um die 100 bis 200 Seiten, so ab 10 Jahren gibt es schon richtige Wälzer mit über 400 Seiten
die Ausführung kann Hardcover oder Taschenbuch sein
der Text hat normale Schriftgröße
die Story sollte nicht zu dünn sein
die Kinder orientieren sich hier oftmals am gleichen Geschlecht wie sie selbst, das sollte man bedenken (oder einfach mehrer Protagonisten unterschiedlichen Geschlechts einbeziehen)
nun rückt auch das Thema "Freunde" in den Fokus, neben Familie, Schule und Fantasiewelten
es wird immer aus Kinder-Perspektive geschrieben (nicht aus jener eines Erwachsenen)
viele Dialoge einbauen!
Humor macht das Ganze noch unterhaltsamer
Cliffhanger (Spannungsmomente) am Ende jedes Kapitels
Buch-Reihen sind sehr beliebt und animieren dazu, immer wieder neue Bände zu lesen
Übrigens, das Kinder zwischen 8 und 11 Jahren sind auch die fleißigsten und begeistertsten Leser.
Es gibt aber einen spürbaren Unterschied zwischen Mädchen und Jungen (nur 8% der deutschen Kinder interessieren sich SEHR für Bücher und Lesen, im Vergleich dazu 18% der Mädchen – siehe KIM Studie), sowie je nach sozialem Hintergrund.

Jugendbücher (ab 12 Jahre)
In dieser Altersgruppe ist die Differenzierung zur Erwachsenen-Literatur nur mehr auf inhaltlicher Ebene ab – die Aufmachung unterscheidet sich nicht mehr.
keine Illustrationen mehr
jede Textlänge denkbar, zumeist so ab 300 Seiten
die Inhalte sollten auf die Problematik des Erwachsenwerdens eingehen (schwierige und schöne Seiten), besonders beliebt sind "Coming-of-Age" Romane (Übergang vom Kind zum Erwachsenen)
die Sprache sollte der der Altersgruppe entsprechen (Umgangssprache, englisch-sprachige Begriffe usw.)
zum ersten Mal spielen romantische Themen und Liebe eine Rolle (bis 14 Jahre noch ganz jungendfrei 😉), hinzu kommen auch anspruchsvollere Themen wie z.B. Politik
auch Happy Ends sind nicht mehr zwingend nötig
deine Konkurrenz sind das Handy und Spielkonsolen – das Publikum will (sehr gut) unterhalten werden!
Jugendromane ab 14 Jahren sind im Grunde wie Erwachsenenliteratur, nur dass der Protagonist ein Teenager bzw. das Thema für die Altersgruppe relevant ist.

Wenn du für dich entschieden hast, in welchem dieser Formate sich dein Buch einordnen wird, dann solltest du dich spezifisch und vertiefend mit ihm auseinandersetzen:
Als erstes lies möglichst viele Bücher dieser Sub-Warengruppe, aber recherchiere auch genauer zu den für die Altersgruppe relevanten Themen, unterhalte dich mit Kindern dieser Zielgruppe usw.
Du siehst also, es gibt ein breites Spektrum an Möglichkeiten, innerhalb derer du dich verwirklichen kannst. Hast du dich schon entschieden?
Weiterführende Links:
- Nora
- 15. Juni 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
Self-Publishing erlebt seit einigen Jahren ein rasantes Wachstum: Autoren emanzipieren sich dank Amazon, Print-on-Demand und Self-Publishing-Dienstleistern.
Über die Amazon Plattform KDP (Kindle Direct Publishing) kannst du innerhalb weniger Stunden kostenfrei dein Manuskript publizieren, und als eBook und Taschenbuch der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Unter den eBook Bestsellern finden sich dort zahlreiche Indie-Autoren (Indie = Independent = unabhängig).
Auch, wenn ich selbst eBooks über Amazon publiziere, gibt es da draußen definitiv viele andere Menschen, die dir bei diesem Thema besser weiterhelfen können als ich.
Aber wie sieht es mit Kinderbüchern im Selfpublishing aus?
Hierzu wirst du deutlich weniger Infos finden. Aber weshalb ist das eigentlich so?
Die Antwort ist eine Frage nach Henne oder Ei: Laut einer Studie des Self-Publishing-Dienstleisters BoD aus 2019 schreiben nur 5% der befragten Self-Publisher aus dem deutschsprachigen Raum für die Zielgruppe bis 13 Jahre. Ist nun das Interesse so klein, oder wagen sich die Self-Publisher einfach nicht an diese Kategorie heran?
Tatsächlich glaube ich an Zweites, weil es für Kinderbuch-Autoren um einiges schwieriger ist, Self-Publisher zu werden, da der gesamte Entstehungsprozess mehr Fachwissen – und leider auch Budget – erfordert.
Um dafür ein Gefühl zu bekommen, zeige ich dir fünf wesentliche Unterschiede auf, welche das Self-Publishing von Kinderbüchern – im Vergleich zur Erwachsenen-Literatur – erschweren. Denn meiner Meinung nach erfordert der gesamte Entstehungsprozess eines Kinderbuches mehr Fachwissen (und Budget).
Im Laufe der Zeit haben sich für mich fünf wesentliche Unterschiede herauskristallisiert, welche das Self-Publishing von Kinderbüchern – im Vergleich zur Erwachsenen-Literatur – erschweren. Es ist wichtig, diese zu kennen, denn sie sind gleichzeitig jene Bereiche, denen du besondere Aufmerksamkeit schenken solltest – dort liegen deine Potenziale in puncto Qualität, Effizienz, Kosten und Erfolg.
Noch eine kleine Anmerkung vorab: Je älter das Zielpublikum des Titels ist, desto weniger unterscheidet sich die Kategorie von Erwachsenen-Literatur, und desto weniger gelten die angeführten Punkte.
Herausforderung 1: Der Inhalt
Ein ganz markanter Unterschied zwischen Kinderbüchern und Erwachsenen-Literatur sind im Allgemeinen die Illustrationen. Diese wirken sich durchaus massiv auf den Herstellungsprozess aus – z.B. in folgenden Punkten:
die Dauer der Entstehung deines Buches verlängert sich um die Dauer der Konzipierung und Herstellung der Illustrationen
es ist eine Person mehr am Prozess beteiligt, mit der du dich abstimmen, die du briefen und mit der du eine gemeinsame Sprache finden musst
Illustrationen sind üblicherweise die größte einzelne Kostenposition und wirken sich daher massiv auf das Gesamtbudget aus (und damit auf den Deckungsbeitrag); das Geld, das du in Illustrationen steckst, musst du eventuell beim Druck oder der Vermarktung deines Buches wieder einsparen;
es ist eine Position bzw. ein Risikofaktor mehr, an dem man die Unerfahrenheit oder die Budget-Restriktionen eines Self-Publishers erkennen könnte
die rechtliche Seite: Du musst dich um die Verwaltung der Bildrechte kümmern, da du nicht einfach so über die Bilder verfügen kannst; dies kann sich auf die Verkaufspotenziale auswirken (regional, zeitlich) oder aber auf deine laufenden Einnahmen (falls du dir die Tantiemen teilst);
In der Praxis bedeutet das ganz einfach, dass ein Kinderbuch nicht so rasch und spontan auf den Markt "geworfen" werden kann, wie dies bei Unterhaltungsliteratur für Erwachsene möglich ist. Da du u.U. auf die Rechte eines Dritten achten musst, kannst du auch nicht komplett ahnungslos in den Herstellungsprozess einsteigen.
Gleichzeitig sind Illustrationen oft die größte einzelne Kosten-Position und entsprechend ausschlaggebend für deine Gesamt-Kalkulation, die du von Anfang an im Auge behalten solltest.
Herausforderung 2: Das Format und Ausführung
Kinderbücher werden nach wie vor zu einem überwiegenden Teil als Print-Ausgabe gekauft, insbesondere solche mit einem großen Bildanteil (ich konnte keine konkrete Zahl finden, aber ich schätze, dass der Anteil bei Bilderbüchern bei über 95% liegt).
Im deutschsprachigen Raum ist das Hardcover (fester Einband) nach wie vor der Standard bei Kinderbüchern. Bilderbücher werden zusätzlich oft in größeren Formaten wie z.B. A4 veröffentlicht. Für die Kleinsten gibt es Papp-Bilderbücher.
Farbdruck, hochwertigeres und festeres Papier, größere Formate, für Kinder unbedenkliche Druckfarben, andere ökologische Parameter, ein fester Einband oder gutes Aufschlageverhalten (wie gut sich die Seiten aufblättern lassen und "liegen bleiben", erzielt z.B. durch Fadenheftung) sind allesamt Kostentreiber.
Die hohen Kosten der Illustration und der Ausführung alleine sind schon massive Hürden – um nicht zu sagen: Es sind Markteintrittsbarrieren!
Selbst, wenn man grundsätzlich imstande ist, für diese Investition aufzukommen, so wirkt sich die anfängliche Unerfahrenheit von Erst-Autoren in zweierlei Hinsicht aus:
Sie müssen sich das Know-How im diesen Bereichen erst aneignen, weshalb sie
umeist beim ersten Titel viel zu viel bezahlen.
Die guten Nachrichten sind: Know-How kann man sich aneignen, und gleichzeitig ist es sehr wahrscheinlich, dass es Einsparungspotenziale gibt. :-)
Grund 3: Die Wertigkeit eines Kinderbuches
Meine persönliche Vermutung ist, dass der Qualitätsanspruch bei Kinderbüchern höher ist, da die Käufer (z.B. Eltern) bei den Lesern (Kindern) einen gewissen Effekt erzielen wollen: Die Bücher sollen Werte vermitteln, mit Sachinformationen bilden, über Wochen und Monate dem Einschlaf-Ritual dienen, unterhalten und so das Lesen schmackhaft machen ...
Für dich konkret bedeutet das: Die Käufer erwarten einen zusätzlichen Nutzen von deinem Buch. Abgesehen von der eigentlichen Geschichte, sollen z.B. Werte vermittelt, eine gewisse Ästhetik geschult, oder – wie in meinem persönlichen Fall – Sprache gebildet werden.
Aus meiner Sicht ist einer der Zwecke eines Kinderbuches, AUCH die Sprachkompetenz zu erhöhen (Vokabular, Varianz, Formulierungen, Grammatik, Feinheiten usw.). Und ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich zugeben: Ich habe es noch nie geschafft, ein Buch komplett fehlerfrei zu publizieren! Und das, obwohl Lektorat und Korrektorat für mich höchsten Stellenwert besitzen. Irgendetwas übersehen wir immer!
Grund 4: Die Vertriebskanäle
Bei Self-Publishern sind der Online-Handel und eBooks zentrale Themen. Doch Kinderbücher funktionieren als eBooks nicht so gut: zum einen, sind sie schwerer zu konvertieren, zum anderen wird tatsächlich gerne in ihnen gestöbert. Ein beträchtlicher Teil der Bücher wird daher nach wie vor im Handel erworben.
Neben dem persönlichen Wunsch, den du vielleicht hast, deinen Titel in der Buchhandlung um die Ecke vorzufinden, gibt es noch einen weiteren Faktor, weshalb dein Buch nicht nur online verfügbar sein sollte:
Ein Kinderbuch wird nicht von seinem Leser gekauft!
Ja, tatsächlich ist das ein ziemlicher Game-Changer, denn es erhöht den Bedarf des Käufers um Beratung oder Empfehlungen, was dafür spricht, es im Geschäft zu kaufen. 50% der Bücher werden in Deutschland noch im stationären Handel gekauft, meine Vermutung ist, dass dieser Anteil bei Kinderbüchern noch höher ist.
Doch viele Self-Publisher schaffen es unterschiedlichen Gründen nicht in den Buchhandel, weshalb ihnen eben mindestens die Hälfte des Buchmarktes verschlossen bleibt.
Weiter spielen z.B. öffentliche Büchereien und Schulen eine Rolle. Du merkst es: Die Herausforderung ist, zu all diesen Kanälen erst einmal einen Zugang zu finden, und sie dann auch zu bedienen. Das bringt mich zum fünften letzten Punkt:
Grund 5: So viele Zielgruppen!
Wie ich vorher gesagt hatte: Kinderbücher werden nicht von ihren Lesern gekauft, sondern von einer Vielzahl anderer Personen: Eltern, Großeltern, Eltern von Freunden, Händlern, Lehrern usw.
Alle diese Personen sollen auf dein Buch aufmerksam werden und es schließlich kaufen. Hinzu kommt noch das Kind, dem das Buch gefallen, sowie beispielsweise der Journalist, der deinen Titel vorstellen sollte.
Ich denke, du erkennst die Herausforderung, mit der du hier im Marketing konfrontiert wirst. Wenn du es mit so vielen Zielgruppen zu tun hast, gibt im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
Fokussiere: Du entscheidest dich dafür, einige wenige Zielgruppen anzusprechen, diese aber dafür intensiv und über so viele Kanäle als möglich.
Segmentiere: Du konzentrierst dich mit einem Kommunikationskanal auf eine bestimmte Zielgruppe (z.B. die Medien über Presse-Aussendungen, Blogger über Youtube, Leser über Facebook); die meisten Newsletter-Dienstleister ermöglichen dir übrigens eine Segmentierung, d.h. es sollte dein Ziel sein, deine (potenziellen) Kunden zu Newsletter-Abonnenten zu machen.
In beiden Fällen, wirst du klein anfangen und mit der Zeit das Spektrum erweitern, weil du sonst keine Chance hast, den Aufwand zu bewältigen.
Zuletzt möchte ich dir zum Thema Zielgruppe noch einen kleinen Denkanstoß geben: Die Leser (und somit deren Eltern) selbst entwachsen ja deinem Buch recht schnell, weshalb es sehr anstrengend sein kann, den Fokus ausschließlich auf die Endkunden zu legen, weil du sie nicht langfristig binden kannst. Händler oder Lehrer sind hingegen stetiger.

Fazit:
Wie du siehst, unterscheidet sich der Kinderbuch-Markt für Self-Publisher deutlich von anderen Warengruppen. Ja, es ist eine Herausforderung, und ja, es ist komplexer, und es erklärt auch, weshalb hier die Verlage weit mehr dominieren als anderswo!
Aber es ist nicht unmöglich, v.a. wenn du vor hast, mehr als nur ein Buch zu schreiben! Du solltest allerdings bereit sein, zu planen, dein Know-How aufzubauen, zu investieren und längerfristig durchzuhalten.


