- Gast
- 8. Nov. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Als KinderbuchKreative erleben wir eine emotionale Achterbahn. Hochflüge und Tiefschläge. Die Tiefen beschäftigen dabei jeden von uns zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Die Crowdfunding-Kampagne zu meinem ersten Kinderbuch “Die Alice Wunder. Wissenschaft im unsinnigen Wunderland” ist mittlerweile circa zwei Jahre her. Es war mein erstes Mal. Das erste Buch. Das erste Crowdfunding.
Akribisch vorbereitet mit tip-top Kampagnenplan bin ich hinein gestartet. Mein Ziel hat sich an vergleichbaren Büchern orientiert, die es ebenfalls auf den internationalen Markt abgezielt haben. Vier Wochen später ist die Kickstarter-Kampagne vorbei. 30 % meines Ziels habe ich erreicht. Das bedeutet aber auch, dass ich 70 % nicht erreicht habe. Trotzdem habe ich mein Buch veröffentlicht und weitergemacht.

Diese sieben Tipps helfen dabei, mit Tiefschlägen besser umzugehen:
Tipp 1: Plan B bringt dich auch an ein Ziel, es ist lediglich ein etwas anderes
Um ehrlich zu sein, so ganz naiv und blauäugig bin ich nicht in mein Vorhaben gestartet. Als brown-eyed Girl kommt das zwar auch bei mir manchmal vor, aber so wie im Märchen bringt einen meist Plan B eher zum Happy End. Oder er macht die ganze Geschichte spannender. Alice hätte auch nach der ersten Niederlage – sie ist zu groß für die Wunderlandtür – einfach weinen können, bis sie durch ihr Tränenmeer aus dem Hasenloch hinausschwimmen kann. Doch so wäre sie nicht einmal annähernd dem Wunderlandabenteuer mit all seinen verrückten Charakteren nahegekommen. Ihr Plan B war das “Trink mich” Fläschchen, meiner war die Alternative, Druckkosten selbst zu tragen.
Tipp 2: Fühle deine Emotionen, aber versinke nicht im Tal der Tränen
Es ist OK und auch absolut notwendig, Enttäuschung und andere negative Emotionen rauszulassen. Die braucht nun wirklich niemand in seinem System. Weinen, schreien, eine bedrückte Stimmung und Co. Tue es, wie es sich für dich richtig anfühlt. Ich bin der trotzig-Eis-essend-Film-schauen-Typ. Trotzdem erhofft man sich natürlich den großen Erfolg mit Plan A. Und wer weiß, wo ich heute wäre, wenn dieser aufgegangen wäre. HALT! Man darf sich mit solchen was-wäre-wenn-Gedanken nicht lange aufhalten – außer es betrifft natürlich die Plot-Möglichkeiten deines nächsten (Kinder-)Buches.
Tipp 3: Bleib dran und nutze Rückschläge als Ansporn
Fast täglich habe ich den Crowdfunding-Fortschritt verfolgt und meine Kampagnenposts auf Kickstarter und Social Media geteilt. Ich habe die Traumvorstellung und die damit verbundenen Hoffnungen gezeigt. Tag für Tag wurde es weniger wahrscheinlich, dass ich mein Ziel erreiche. Selbst bei der Halbzeit hoffte ich noch auf einen Aufschwung. Die Hoffnung darauf Schritt für Schritt der Realisierung des Kinderbuchtraumes näher zu kommen, treibt uns an. Deswegen gebt diese Motivation am besten eins zu eins an Follower weiter, um diese mitzureißen.
Tipp 4: Bleibe flexibel und höre deinen Fans aufmerksam zu
Im Laufe der Zeit kristallisierte sich heraus, dass die Nachfrage für die deutsche Buchversion um einiges höher war als erwartet. Deswegen habe ich meine englische Originalversion, auf die ich viel gesetzt habe, recht zügig auf Deutsch übersetzt und Korrektur lesen lassen. In gewisser Weise habe ich den internationalen Markt überschätzt und den deutschsprachigen Markt unterschätzt. Dadurch, dass ich jedoch nicht festgefahren war, konnte ich schnell reagieren.
Tipp 5: Setze dir Deadlines und treffe Entscheidungen
Darüber hinaus war ich regelmäßig in Kontakt mit der Druckerei. 1. habe ich diese ab einem gewissen Tag mit 100%iger Bestimmtheit beauftragt, egal wie das Crowdfunding ausgeht. 2. bin ich sichergegangen, dass sämtliche (COVID-bedingten) Lieferengpässe mein zu-Weihnachten-unterm-Baum-Versprechen nicht beeinträchtigen würde. Natürlich habe ich auch meine Kichkstarter-Updates und Social Posts transparent der Entwicklung angepasst. Plan B gab mir Sicherheit und hat mir dabei geholfen, meiner Enttäuschung nicht die Oberhand zu geben. Ich konnte den Prozess dadurch recht schnell pragmatisch und emotionsentladen wahrnehmen.
Tipp 6: Manifestiere laut und regelmäßig
Als ich in dem Jahr den Entschluss fasste, dass das Jahr nicht vergehen darf, ohne dass “Die Alice Wunder” erscheint, hat sich etwas in mir verändert. Ich hatte den Drang und die Energie auf der einen Seite und Angst auf der anderen Seite. Dadurch, dass ich jedoch jedem in meinem Umfeld auf die Nase gebunden habe, dass mein Buch erscheint, habe ich meiner Furcht den Wind aus den Segeln genommen. Mit der Zeit hat es sich einfach echt angefühlt und ich habe immer mehr in mich vertraut.
Tipp 7: Definiere, was Erfolg und Misserfolg für dich bedeutet
Kursänderungen auf meiner Buchreise sind weit weg vom Misserfolg, Versagen oder Scheitern. Sie sind nicht mehr als die Anpassung des Weges, auch wenn ich manchmal über einen steinigeren Weg hüpfe oder schlussendlich woanders lande.
Stelle dir am besten folgende Fragen im Kontext deines Zieles (das veröffentlichte Kinderbuch):
Was ist Erfolg und Misserfolg für dich? Ist es, wenn der erste Versuch nicht klappt? Ist es, wenn du eine Deadline nicht erreichst? Ist es, wenn du ein Tipp- oder Layout-Hoppla in deinem fertigen Werk entdeckst und es dich frech anlächelt?
Nein. Nein. Und nochmals Nein. Vielleicht scheitert der ein oder andere Versuch von dir, aber nie du als Person.
Also auf gehts, mach dich auf den Weg und genieße die Reise, egal ob mit oder ohne Kursänderungen. Wichtig ist, dass sie dir Freude bereitet.
Gastbeitrag von Alyssa-Ninja Weis
Alyssa ist seit 2020 mit ihren SelfPublishing-Büchern kreative Entrepreneurin. Sie ist Mitglied der KinderbuchManufaktur und du kannst sie und ihre Bücher auf shop.yours.ninja oder auf Instagram @thealicewonders kennenlernen.
- Gast
- 28. Sept. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Okt. 2023
Ich heiße Maria Leon und bin Kinderbuchautorin. Neben meiner Kurzgeschichte in einer Spendenanthologie habe ich mein erstes Kinderbuch „Pauline Polle zieht um“ im Selfpublishing veröffentlicht. Dabei habe ich gelernt: Ein Buch zu veröffentlichen heißt nicht nur zu Schreiben, sondern sich auch um das ganze rechtliche Drumherum zu kümmern. Glücklicherweise bin ich in meinem Hauptberuf Juristin, sodass mich Rechtsfragen nicht abgeschreckt haben, meinen Traum zu verwirklichen. Damit die vielen rechtlichen Ge- und Verbote auch anderen Schreibenden keine Bauchschmerzen bereiten, habe ich im Folgenden eine Übersicht erstellt.
WICHTIGER HINWEIS:
Die hier angeführten Tipps stellen persönliche Anregungen dar und sollen dir dabei helfen, einen Überblick über das Thema zu gewinnen – ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit! Wir bitten dich für deine Projekte immer entsprechende ExpertInnen zu konsultieren.

Worauf sollte ich als SelfpublisherIn besonders achten?
Freiberufliche Tätigkeit oder Gewerbe
Die große Frage lautet oft:
Muss ich eine freiberufliche Tätigkeit oder ein Gewerbe anmelden?
Die Antwort: Das entscheidet Dein Finanzamt.
Zu allererst musst Du beim zuständigen Finanzamt den sogenannten „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ ausfüllen. Nach Prüfung wird Dein Finanzamt Dein Vorhaben entweder als freiberufliche Tätigkeit anerkennen oder Dich zusätzlich zum Gewerbeamt schicken. In der Regel reicht die Anmeldung der freiberuflichen Tätigkeit. Auch der Verkauf Deines Buches über den eigenen Webshop wird von manchen Finanzämtern noch als freiberufliche Tätigkeit akzeptiert, spätestens jedoch, wenn Du Merchandise verkaufst, führt wohl kein Weg am Gewerbeamt vorbei.
Titelschutz
Recherchiere, ob Dein Lieblingstitel bereits existiert, denn Werktitel sind nach dem Gesetz über den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichen (MarkenG) geschützt. Wichtig ist: Ähnlich klingende Titel müssen genügend Unterscheidungskraft aufweisen.
Gute Recherchequellen sind Titelschutzanzeigen, das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) oder die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), da dort – der Regel nach – alle in Deutschland erschienen Veröffentlichungen vertreten sind. Zusätzlich können Suchmaschinen und große Onlinehandelsplattformen Durchforstet werden. Da Titel erst ab Inverkehrbringen, d. h. ab dem Tag der Werksveröffentlichung bzw. bei unmittelbar davor geschalteten Vorbestellungen, geschützt sind, kann es sinnvoll sein, für den Zeitraum vor dem Inverkehrbringen eine Titelschutzanzeige zu schalten. Der Titelschutz gilt dann sechs Monate lang. Ist das Werk bis dahin nicht erschienen, muss der Titelschutz erneuert werden.
Urheberrecht und Bildrecht
Urheber, also Schöpfer von Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst genießen für ihre Werke Schutz nach Maßgabe des Urheberrechtsgesetzes (UrhG). Das Urheberrecht entsteht automatisch ab Schaffung des Werks und muss weder angemeldet noch beantragt werden. Das Werk muss auch nicht veröffentlicht sein, sodass Manuskripte und Bildentwürfe ebenfalls geschützt sind. Eine reine, noch nicht verkörperte Idee hingegen genießt keinen Schutz. Mehrere AutorInnen haben eine Miturheberschaft inne. Die Urheber bestimmen über die Nutzung und Verwertung ihres Werks. Während die Urheberschaft nicht übertragbar ist, kann das Nutzungs- und Verwertungsrecht an Dritte abgetreten werden (z. B. an Verlage). Bist Du MitautorIn einer Geschichte, benötigst Du die Zustimmung aller MitautorInnen, wenn Du das Buch verwerten möchtest. Bei Illustrationen verbleibt das Urheberrecht bei den IllustratorInnen. Haltet am besten im Vorfeld vertraglich fest, welche Nutzungsrechte an die Euch abgetreten werden. Jede darüberhinausgehende Nutzung der Bilder benötigt die Zustimmung der IllustratorInnen.
Zitatrecht
AutorInnen kann es schnell passieren, dass sie fremdes Gedankengut in den eigenen Werken verwenden. Dies kann gegen das Urheberrecht verstoßen. Zitate bilden jedoch eine Ausnahme vom Urheberrecht und dürfen verwendet werden. Dabei müssen jedoch die Vorgaben des § 51 Urheberrechtsgesetzes (UrhG) beachtet werden. Insbesondere darf das Zitat nicht verändert und muss als solches erkennbar, d. h. mit einer Quellenangabe versehen sein.
Persönlichkeitsrecht
Wenn Du über eine reelle Person schreibst, kann ihr Persönlichkeitsrecht verletzt sein. Das Persönlichkeitsrecht dient dem Schutz der Persönlichkeit vor Eingriffen in ihren Lebens- und Freiheitsbereich. Insbesondere beinhaltet dieser Schutz auch das Recht auf Selbstdarstellung (z. B. Recht am eigenen Wort und Bild sowie das Namensrecht). Basieren Deine Figuren auf reellen Personen, benutzt Du echte Namen bestimmter Personen oder beschreibt Deine Geschichte reelle Gegebenheiten, die mit einer Person in Verbindung gebracht werden können, musst Du die betroffene Person um Erlaubnis fragen (am besten immer schriftlich).
Impressumspflicht
Betreibst Du eine AutorInnen-Website oder führst Du einen geschäftlichen Social-Media-Kanal, gilt nach dem Telemediengesetz (TMG) die Impressumspflicht. Das Impressum enthält ähnlich einer Visitenkarte bestimmte Angaben über Deine Identität, die es dem Verbraucher erleichtern, Dich zu kontaktieren oder ggf. rechtliche Ansprüche gegen Dich geltend zu machen. In der Regel reichen Name, Anschrift und E-Mail-Adresse oder Telefonnummer. Möchtest Du Deinen echten Namen oder Deine Adresse geheim halten, kannst Du einen Impressumsservice nutzen.
Datenschutz
Zu guter Letzt musst Du beim Umgang mit personenbezogenen Daten die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) beachten. Führst Du eine AutorInnen-Website, musst Du NutzerInnen offenlegen, welche ihrer Daten für welchen Zweck gespeichert, verarbeitet oder weitergegeben werden. Dies schreibst Du in einer Datenschutzerklärung nieder.
Ich hoffe, ich konnte etwas Klarheit verschaffen und wünsche Dir viel Mut und Freude an der Verwirklichung Deines Kinderbuchtraums!
Gastbeitrag von Maria Leon
Maria ist Kinderbuchautorin und Juristin im Hauptberuf. Sie ist Mitglied der KinderbuchManufaktur und du findest sie unter www.marialeon.de oder auf Instagram @marialeon.autorin.
- Nora
- 15. Dez. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Feb. 2024
In den letzten Jahren habe ich viele Selfpublishing-Titel in Händen gehalten. Dabei ist mir aufgefallen, dass die AutorInnen dieser Werke zum Teil ganz unterschiedliche Typen sind und ebenso unterschiedliche Ziele mit ihren Veröffentlichungen verfolgen.
Daraufhin habe ich mich der Herausforderung gestellt, die Gesamtheit der Selfpublisher für Kinderbücher in Gruppen zu unterteilen – und heute heute starte ich diesen Versuch und stelle mir die Frage, ob wir daraus etwas mitnehmen können.
Diesen Beitrag kannst du dir übrigens auch als Podcast anhören (Folge #29).

Das Ergebnis: 5 Typen von SelbstverlegerInnen
Ich muss zugeben, dieses Experiment war recht spannend!
Denn sobald man sich von Kategorien wie Genre, Alter der LeserInnen oder Veröffentlichungsweg trennt, bietet sich einem komplette Freiheit, die heterogene Gruppe der SelfPublisherInnen zu ordnen.
Ziemlich schnell hatten sich vier Gruppen herauskristallisiert, die ich klar nach einer gewissen Logik – nämlich der Motivation, die sie zu ihrer Veröffentlichung führte – differenzieren konnte. Und doch ließ mich eine fünfte Gruppe nicht komplett los, ich wollte sie nicht außer Acht lassen, deshalb habe ich sie als "Extra" hinzugefügt.
👉🏻 Hinterlasse hier gerne ein Kommentar und lass mich wissen, wie du diese Unterteilung findest oder ob dir andere Typen einfallen, die hier nicht abgedeckt sind!
Natürlich hat meine Kategorisierung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und basiert nicht auf Daten, sondern rein auf meinen persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen.
Hier kommen sie, meine 5 Typen von SelfPublishern:
1) Die KünstlerInnen
Sie haben eine Idee oder Geschichte im Kopf, die sie einfach in die Welt hinaustragen möchten. Wie KünstlerInnen in anderen Schaffensbereichen leben sie in erster Linie ihre Kreativität aus – und bieten das Ergebnis anschließend zum Kauf an.
Ich denke, dass sehr viele SelfPublisherInnen in diese Gruppe fallen. Typischerweise sind hier viele AnfängerInnen oder Hobby-AutorInnen zu finden, die in diesem Weg auch ein Abenteuer sehen oder Spaß daran haben, alle Aspekte ihres Buches selbst zu gestalten (Text, Bild, Layout).
Jedoch kann man diesem Typus auch jene AutorInnen zuordnen, die eine starke Vision von ihrem Werk haben, an den Erfolg glauben und daran festhalten.
Wie erfolgreich man mit der eigenen Geschichte letztlich wird, ist hier sicherlich sehr stark vom Marketing bzw. der Bereitschaft zur Vermarktung abhängig.
Beispiel für eine KünstlerIn:
Viele SelfPublisher fallen in diese Gruppe. Und doch lässt sich diese Gruppe wahrscheinlich am besten durch eine bekannte Verlagsautorin illustrieren:
Denn, wenn J.K.Rowling eine SelfPublisherin wäre, dann würde sie meiner Meinung nach in diese Gruppe fallen. Sie schrieb Harry Potter in einer Zeit, in der Fantasy nicht gefragt war, hielt aber an ihrer Idee fest und kämpfte für sie. Hätte sie damals die Option des SelfPublishing in der gleichen Form wie heute gehabt, wäre sie vielleicht diesen Weg gegangen?!
2) Die Bedarfsorientierten
Diesem Typus ordne ich AutorInnen zu, deren Titel bestimmte Themen aufgreifen, wofür offenbar gerade ein Bedarf besteht bzw. AutorInnen, die sich an Marktbedürfnissen und Marktlücken orientieren. Das schließt nicht aus, dass sie zum gewählten Thema keinen emotionalen Zugang haben. Der Antrieb für eine Veröffentlichung besteht bei dieser Gruppe jedoch klar darin, dass sie daran glauben oder vielleicht sogar wissen, dass es einen konkreten Bedarf am Markt gibt.
Aus der Natur der Sache werden hier eher Titel mit Sachthemen oder einem zu bestimmten Werten bzw. Inhalten (z.B. Gleichberechtigung, Umgang mit Krankheit oder Tod, spezielle Bedürfnisse) veröffentlicht. AutorInnen von allgemeiner Unterhaltungsliteratur fallen seltener in diese Gruppe.
Dieser Typus ist von Anfang an direkt an seiner Zielgruppe dran und sucht den Kontakt zu seiner Community, um den identifizierten Bedarf möglichst passgenau abdecken zu können.
Beispiele für Bedarfsorientierte:
Tatsächlich ist E.L. James, die Autorin von "50 Shades of Grey", ein perfektes Beispiel für diese Gruppe, denn sie schrieb ihre selbstveröffentlichten Geschichten quasi Hand in Hand mit ihren Fans und verfasste damit das erfolgreichste Buch der 2010er Jahre in den USA.
Im Bereich Kinderbücher würde ich z.B. Susanne Bohne als Beispiel nennen. Mit ihren "Wilma Wochenwurm" Lern-, Mitmach- und Bastelbüchern für Kleinkinder und Vorschüler legt sie ihren Fokus ganz eindeutig auf dem Bedarf der Eltern an praktischen, süssen und kostengünstigen Lernmaterialien.
Auch PädagogInnen sind in dieser Gruppe sicherlich öfter zu finden.
Nicht zuletzt würde ich mich selbst bei diesem Typus einordnen, da ich den Bedarf für mehr Kinderliteratur zu österreichischer Geschichte und auch das Absatzpotenzial in Museen sah und meine Reihe "Julie geht ins Museum" darauf ausrichtete.
3) Die kreativen Profis
Zu dieser Gruppe gehören all jene, die beruflich eine kreative Tätigkeit oder Branche gewählt haben, also auch einen professionellen Anspruch an ihr Ergebnis haben.
Üblicherweise dient eine Buchveröffentlichung hier der Erweiterung des beruflichen Portfolios oder aber der kreativen Diversifizierung.
Hier fallen typischerweise IllustratorInnen, GrafikerInnen, JournalistInnen oder LektorInnen hinein, aber auch beispielsweise MusikerInnen, die auch Kinder als ZuhörerInnen haben.
Beispiele für Kreative Profis:
Tatsächlich kenne ich einige Vertreter dieser Gruppe, die auch ganz tolle Arbeit leisten! Beispielsweise der Illustrator Wolfgang Hartl und die Fotografin Marlies Kirchler, die die Welt von Asagan erschaffen haben, oder die Musikerin Enna Miau, die ursprünglich nur ein CD-Booklet entwerfen wollte und 2021 mit ihrer Reihe rund um die "Biene Millie" für den Selfpublishing-Buchpreis nominiert war. Auch die IllustratorInnen Franziska Frey und Kristin Franke zähle ich zu diesem Typus, wobei letztere unter der Marke "tinyfoxes" nicht nur Kinderbücher, sondern auch Spiele und Accessoires verkauft.
Auch die Journalistin Jasmin Zipperling, deren "Himmeldonnerglöckchen" den Lovelybooks Leserpreis 2019 gewann, würde ich diesem Typus zuordnen.
4) Die ExpertInnen
Zu diesem Typus gehören AutorInnen, die in ihrem Thema ExpertInnen sind bzw. einen Beruf in jenem Themenbereich ausüben, in dem sie auch veröffentlichen. Irgendwann ergibt sich die Idee zu ihrem Thema auch ein Kinderbuch zu verfassen.
Typischerweise bringen ExpertInnen – wie z.B. ÄrztInnen, WissenschafterInnen, ReiseleiterInnen oder ErnährungsberaterInnen – nicht sehr viele Titel heraus, setzen aber diese wenigen professionell um, da diese auch als Marketing-Instrument gesehen werden.
Beispiele für ExpertInnen:
Linda Liukas' Titel "Hello Ruby" wurde zu einem internationalen Bestseller rund um das Thema Programmierung.
Daniela Gau, Kommunikations- und Lerntrainerin und Beraterin im Bildungsbereich, veröffentlichte unter Berücksichtigung pädagogischer Ansätze das Booklet "Der Kleine Muthelfer".
Der Autor Franz-Joseph Huainigg, der fast 20 Jahre Abgeordneter im Österreichischen Parlament war, erklärt Kindern in seinem Sachbuch "Wer macht die Gesetze" politische Abläufe.
5) Sondergruppe: Die VerlegerInnen
Dieser letzte Typus stellt eventuell eher eine Weiterentwicklung der SelfPublisher dar als einen eigenen Typus. Und zwar werden sie dann Teil dieser Gruppe, wenn sie beschließen, nicht nur ihre eigenen Titel, sondern auch jene von FremdautorInnen zu verlegen, also einen eigenen Verlag gründen.
Dahinter steht m.M.n. der Wunsch, generell mehr Angebot rund um ein bestimmtes Thema zu schaffen (mehr als sie persönlich verfassen können) bzw. einfach mehr wertvolle Kinderbücher auf den Markt zu bringen.
Diese Gruppe bringt logischerweise einen hohen Anspruch an Professionalität mit und entwickelt auch seine (logistischen) Prozesse dementsprechend weiter.
Beispiele für VerlegerInnen:
Steffi Bieber-Geske war im Juni 2021 als Mentorin bei uns in der KinderbuchManufaktur zu Gast. Sie hat vor über 10 Jahren den "Biber & Butzemann Verlag" gegründet, der auf Geschichten mit regionalem Bezug spezialisiert ist.
Auch meine Kollegin, Kristin Loras, startete als Selbstverlegerin und veröffentlicht in ihrem Verlag "wortweit" heute Geschichten anderen österreichischer AutorInnen.

Mein Fazit: Was können wir daraus lernen?
Du merkst sicher schon, dass diese Typen einander nicht unbedingt ausschließen bzw. kann man sich auch von einer Gruppe zur nächsten weiterentwickeln.
Ich selbst ordne mich sowohl der Gruppe der Bedarfsorientierten, als auch der VerlegerInnen zu. Spannend ist z.B. auch die Kombination bei Carolin Pohlenz: Sie arbeitet als Illustratorin, hat aber Umweltmanagement studiert und gibt ihr Wissen dazu u.A. in ihrer Reihe "Frieda Feldhamster" an Kinder weiter.
Nun wirst du dich jetzt vielleicht fragen, inwiefern meine Erkenntnisse für dich nützlich sein können. Nun, ich denke, es macht immer Sinn, zu reflektieren, was einen persönlich antreibt. Meine Gruppen unterscheiden sich ja in erster Linie hinsichtlich ihres Veröffentlichungsmotivs und ihrer Ziele.
Sicherlich sollte der Typus eine Auswirkung darauf haben, mit welchem Anspruch an Professionalität man die eigenen Titel umsetzt.
Aber vielleicht gibt dir meine Differenzierung auch einfach nur etwas mehr Klarheit, was deine eigenen Ziele und Motive angeht. Das hilft dir vielleicht wiederum dabei, Prioritäten zu setzen, weniger Selbstzweifel zu haben oder aber an deinen eigenen Weg zu glauben.