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  • Nora

Für wen schreibst du? Ein Überblick über die wichtigsten Kinderbuch-Formate

Aktualisiert: 13. Feb.

Du hast sicherlich mittlerweile mitbekommen, dass der Kinderbuchmarkt recht viele Besonderheiten vorweist. Eine davon ist, dass unsere LeserInnen ihren Büchern "entwachsen". Das bedeutet: Was sie heute lesen, kann morgen schon nicht mehr passend für sie sein. Und zwar nicht, weil sich ihr Geschmack ändert, sondern weil sie sich weiterentwickeln.



Ich werde nicht müde, zu betonen, wie wichtig es ist, sich bereits zu Beginn eines Buchprojektes über dessen Zielgruppe (in diesem Fall LeserInnen) im Klaren zu sein. Daraus leitet sich nämlich die Umsetzung von Text, Bild, Ausführung, Platzierung im Buchhandel und das Marketing ab. Gleich wirst du besser verstehen, was ich meine. Heute konzentrieren wir uns auf die Auswirkungen auf die Gestaltung deines Buches.


Starten wir einmal mit einem Rahmen:

Das Kinder- und Jugendbuch ist ein Buch, dass sich an eine Lesergruppe richtet, die zwischen 2 und 16 Jahren alt ist. Eine weitere Eigenheit ist, dass es vorgelesen oder selbstgelesen werden kann.



Welche Differenzierung gibt es innerhalb der Kinder- und Jugendbücher?


Kinder- und Jugendbücher werden u.A. nach Formaten bzw. Sub-Warengruppen unterschieden. Das ist eine Unterteilung nach Alter der Leser.


Es ist aus zwei Gründen wichtig, dass du diese Unterteilungen kennst:

  1. Weil du später einmal dein Buch darin einordnen sollst, wenn du es im Handel vertreiben möchtest.

  2. Weil ein Vorschulkind und ein Teenager nicht dasselbe lesen, d.h. die Inhalte und die Form deines Buches sind am Alter deiner Zielgruppe orientieren sollten.

Das sind die zentralen Kinderbuch-Formate:

  • Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)

  • Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)

  • Erstlesebücher (6 bis 7 Jahre)

  • Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)

  • Jugendbücher (ab 12 Jahren)


Sie haben jeweils spezifische Eigenschaften hinsichtlich Sprache, Textlänge, Ausführung und Themenwahl.



Bilderbücher (2 bis 5 Jahre)

Bei Geschichten für die Kleinen solltest du auf Folgendes achten:

  • die Illustrationen sind vorherrschend und zentral

  • möglichst wenig Text: nicht mehr als 800 Zeichen (inkl. Leerzeichen) je Doppelseite

  • normalerweise 12 bis 16 Doppelseiten

  • meist mit Hardcover (wegen der Haltbarkeit) und in größerem Format (ab A4)

  • besonders spannend ist es, wenn Text und Bild einander nicht wiederholen, sondern ergänzen, um gemeinsam die Geschichte zu formen

  • besonders beliebt sind Themen wie Familie, Tiere und Szenen aus dem Alltag

  • immer mit Happy End!

  • der/die Protagonist/in sollte greifbar sein, da er/sie/es als Identifikationsfigur dient

  • als Thema kann so gut wie Alles genutzt werden

  • pädagogisch problematische Inhalte identifizieren (Gefahr von Nachahmung)



Vorlesebücher (4 bis 7 Jahre)

Die Vorlesebücher sind eine Art Mischform. Sie richten sich an etwas ältere Kinder, die jedoch zumeist noch nicht (gut) lesen können. Folgende Merkmale sind hier charakteristisch:

  • die Sprache muss nicht besonders einfach sein (Vokabular und Inhalt müssen aber natürlich altersgerecht sein)

  • die Textlänge nimmt deutlich zu (ca. 50-80 Normseiten)

  • die Geschichte ist in einzelne kurze Kapitel unterteilt, die in sich abgeschlossen sind (2-3 Normseiten lang)

  • es sind nach wie vor viele Illustrationen vorhanden, jedoch nicht zwingend auf jeder Doppelseite

  • Text ist in der Gegenwartsform gehalten

  • viel wörtliche Rede einbauen

  • Hauptfiguren können Kinder im Kindergarten oder Schulalter sein (1. oder 2. Klasse) sowie Tiere oder fantastische Wesen Klassisches Beispiel für ein Vorlesebuch: Märchen



Erstleserbücher (6 bis 7 Jahre)

Kinder, die gerade lesen lernen, dürfen nicht frustriert werden! Ziel ist es, zum regelmäßigen Lesen zu animieren. Daher sind folgende Punkte zu beachten:

  • der Text tritt in den Vordergrund, allerdings ist die Sprache sehr einfach

  • kurze Sätze, nur wenige Sätze je Seite

  • großes klares Schriftbild, eher keine Silbentrennung

  • nach wie vor zahlreiche Illustrationen in Farbe

  • zumeist Hardcover, die Größe variiert rund um A5

  • je nach Alter sollte der Text 3 bis 15 Normseiten nicht übersteigen 👉🏻 die Vorlage für eine Normseite findest du ebenfalls am Ende des Beitrags

  • damit jeder Satz ein Erfolgserlebnis ist, sollte auch jeder einen Inhalt haben d.h. zur Geschichte beitragen

  • typische Themen sind z. B. Familie, Ängste, Schule oder Märchen

  • auch hier ist der Protagonist sehr wichtig, üblicherweise ist er ein bis zwei Jahre älter als deine Zielgruppe (Kinder orientieren sich gerne nach "oben")

  • trotz der Einfachheit sollte der Inhalt den Leser ernst nehmen


Dieses Segment wird von einigen wenigen Verlagen mit ihren jeweiligen Reihen dominiert (und diese haben ganz konkrete Richtlinien für ihre Titel).


Hinweis: Erstleserbücher sind handwerklich sehr anspruchsvoll, und daher eher selten ein Einstieg für Jungautoren.



Kinderbücher (8 bis 11 Jahre)

Für Kinder in diesem Alter gibt es bereits richtige Kapitel-Bücher (d.h., dass die Geschichte in Kapitel unterteilt ist):

  • nun können die Illustrationen radikal reduziert werden (oftmals sind noch dekorative Elemente oder hie und da schwarz-weiße Illustrationen vorhanden)

  • die meisten Bücher bewegen sich um die 100 bis 200 Seiten, so ab 10 Jahren gibt es schon richtige Wälzer mit über 400 Seiten

  • die Ausführung kann Hardcover oder Taschenbuch sein

  • der Text hat normale Schriftgröße

  • die Story sollte nicht zu dünn sein

  • die Kinder orientieren sich hier oftmals am gleichen Geschlecht wie sie selbst, das sollte man bedenken (oder einfach mehrer Protagonisten unterschiedlichen Geschlechts einbeziehen)

  • nun rückt auch das Thema "Freunde" in den Fokus, neben Familie, Schule und Fantasiewelten

  • es wird immer aus Kinder-Perspektive geschrieben (nicht aus jener eines Erwachsenen)

  • viele Dialoge einbauen!

  • Humor macht das Ganze noch unterhaltsamer

  • Cliffhanger (Spannungsmomente) am Ende jedes Kapitels

  • Buch-Reihen sind sehr beliebt und animieren dazu, immer wieder neue Bände zu lesen


Übrigens, das Kinder zwischen 8 und 11 Jahren sind auch die fleißigsten und begeistertsten Leser.

Es gibt aber einen spürbaren Unterschied zwischen Mädchen und Jungen (nur 8% der deutschen Kinder interessieren sich SEHR für Bücher und Lesen, im Vergleich dazu 18% der Mädchen – siehe KIM Studie), sowie je nach sozialem Hintergrund.



Jugendbücher (ab 12 Jahre)

In dieser Altersgruppe ist die Differenzierung zur Erwachsenen-Literatur nur mehr auf inhaltlicher Ebene ab – die Aufmachung unterscheidet sich nicht mehr.


  • keine Illustrationen mehr

  • jede Textlänge denkbar, zumeist so ab 300 Seiten

  • die Inhalte sollten auf die Problematik des Erwachsenwerdens eingehen (schwierige und schöne Seiten), besonders beliebt sind "Coming-of-Age" Romane (Übergang vom Kind zum Erwachsenen)

  • die Sprache sollte der der Altersgruppe entsprechen (Umgangssprache, englisch-sprachige Begriffe usw.)

  • zum ersten Mal spielen romantische Themen und Liebe eine Rolle (bis 14 Jahre noch ganz jungendfrei 😉), hinzu kommen auch anspruchsvollere Themen wie z.B. Politik

  • auch Happy Ends sind nicht mehr zwingend nötig

  • deine Konkurrenz sind das Handy und Spielkonsolen – das Publikum will (sehr gut) unterhalten werden!


Jugendromane ab 14 Jahren sind im Grunde wie Erwachsenenliteratur, nur dass der Protagonist ein Teenager bzw. das Thema für die Altersgruppe relevant ist.



Wenn du für dich entschieden hast, in welchem dieser Formate sich dein Buch einordnen wird, dann solltest du dich spezifisch und vertiefend mit ihm auseinandersetzen:

Als erstes lies möglichst viele Bücher dieser Sub-Warengruppe, aber recherchiere auch genauer zu den für die Altersgruppe relevanten Themen, unterhalte dich mit Kindern dieser Zielgruppe usw.


Du siehst also, es gibt ein breites Spektrum an Möglichkeiten, innerhalb derer du dich verwirklichen kannst. Hast du dich schon entschieden?


 

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