Ich bin Doro, Illustratorin und Autorin, und besuche seit einigen Jahren immer wieder die Frankfurter Buchmesse. Die Masse an Talent, Träumen und Kinderbüchern in Halle 3, in die Kinder- und Jugendmedien ausgestellt werden, überwältigt mich immer wieder. Daher würde ich gerne meine Erfahrungen mit dir teilen und hoffe, dass der ein oder andere Tipp dir weiterhilft eine gute Zeit auf der Messe zu haben.
Die Frankfurter Buchmesse ist die größte internationale Buchmesse im deutschsprachigen Raum. Bei den IllustratorInnen-Sprechstunden der Verlage, ergibt sich für IllustratorInnen die wunderbare Möglichkeit ihre Portfolios zu zeigen, sichtbar zu werden und Feedback zu bekommen.
TIPP 1: Bereite dich gut vor!
DEIN PORTFOLIO
Bei mir beginnt der Besuch der Messe schon einige Monate vorher, und zwar mit der kritischen Durchsicht meines Portfolios und dem Finden von Antworten.
Wie sieht mein Portfolio momentan aus?
Habe ich genug Illustrationen von den Themen, an denen ich Arbeiten möchte?
Möchte ich vielleicht noch zusätzliche Illustrationen erstellen?
Was fehlt noch in meinem Portfolio?
Zu welchen Verlagen passe ich?
Wem will ich mein Portfolio unbedingt zeigen?
Möchte ich das Portfolio digital oder analog zeigen?
Möchte ich Visitenkarten oder Postkarten vorbereiten, um sie den LektorInnen mitzugeben?
Kann ich Termine mit LektorInnen vereinbaren?
Ich muss gestehen, dass ich mich noch nicht getraut habe nach Terminen zu fragen, außer bei dem Verlag, bei dem ich veröffentlicht habe. Aber wenn du mutiger bist und schon Kontakte hast, frag nach Terminen.
2. MESSEBESUCH ORGANISIEREN
Du solltest möglichst frühzeitig die Übernachtung zu organisieren und dir überlegen, wie du nach Frankfurt kommst (Bahn? Auto? Mitfahrgelegenheit?). Vergiss nicht, das Ticket für die Messe zu buchen. Ich finde Mittwoch und Donnerstag die entspanntesten Messetage, weil da nur Fachbesuchern Eintritt gewährt wird. Ab Freitagmittag ist die Messe auch für lesebegeistertes Publikum geöffnet – und dann wird es rappelvoll.
Du kannst dir auch schon vor Beginn der eigentlichen Messe die App der FBM herunter laden. Da bekommst du vorab einen Überblick über die Verlage, die ausstellen, Veranstaltungen, Diskussionen und interessante Lesungen.
TIPP 2: Verschaffe dir einen guten Überblick
Auf der Frankfurter Buchmesse angekommen, verschaffe ich mir erst mal eine Übersicht. Ich schaue, wo welcher Verlag ist, und ob sie schon die Termine für die IllustratorInnen Sprechstunden herausgegeben haben. Einige geben die Termine auch schon vorher über Social Media bekannt, aber eben nur einige. Bei den meisten stehen Schilder mit den Terminen, aber zum Beispiel beim Magelan Verlag, musst du dir einen Termin geben lassen.
Dann mache ich mir einen Plan:
Wann ist Sprechstunde bei welchem Verlag?
Welche Verlage sind mir besonders wichtig?
Wie schaffe ich es, bei allen anzustehen, die mir wichtig sind?
TIPP 3: Super Netzwerkmöglichkeit: Der Stand der Illustratoren Organisation
Ich gehe gerne zum Stand der IO. Bisher habe ich immer ein paar bekannte Gesichter getroffen (auch wenn ich manche anfangs nur von Insta kannte).
Ob zum Pause machen, vernetzen oder eines der Angebote der IO nutzen, wie zum Beispiel die Mappen-Beratung, der Stand ist ein Besuch wert. Zudem haben sie auch meistens eine Liste mit den Illustratoren-Sprechstunden aller Verlage aushängen.
TIPP 4: Plane Treffen mit Herzensmenschen ein!
Für mich ist die Messe unglaublich toll und aufregend, aber auch unglaublich anstrengend. Daher probiere ich mich mit Menschen zu treffen, die mir guttun:
Menschen, mit denen ich über ein negatives Feedback lachen oder weinen kann.
Menschen, die mit mir Fliehen, einen Kaffee trinken und ein nettes Wort für mich haben, wenn mir alles zu viel wird.
Menschen, die sich über tolles Feedback mit mir freuen und es mit mir feiern.
TIPP 5: Richtig Schlangestehen
Schlangestehen, Schlangestehen, Schlangestehen. Wenn du möchtest, kannst du 3 Tage nur in den Schlangen der Sprechstunden für IllustratorInnen stehen. Bei meinem ersten Messebesuch habe ich genau das gemacht. Ununterbrochen. Meine Füße haben geschmerzt, der Rücken hat sich angefühlt als würde er zerbrechen und zum Schluss hatte ich das Gefühl ich, kann nicht mehr geradeaus gucken. Das würde ich keinem Empfehlen.
Daher plane ich seitdem bewusst Pausen ein. Sonst ist es mir zu anstrengend. Du musst wissen, dass die Schlangen lang sind und es sich lohnt schon eine Stunde vor dem offiziellen Start einer Sprechstunde zu kommen. Ich hatte zwar schon Glück und nur drei Leute vor mir in der Schlange. Aber ich hatte auch schon Pech, habe 2 Stunden gewartet und bin trotzdem nicht drangekommen.
Netzwerken ist ein Bonus beim Schlangestehen. Ich habe viele großartige IllustratorInnen dort kennengelernt. Einmal hatte ich das Glück und stand neben einer Illustratorin, die die Mappenberatung der IO gibt. Sie hat sich beim Schlangestehen mein Portfolio angesehen und und mich beraten
TIPP 6: Die IllustratorInnen-Sprechstunde
Bei IllustratorInnen-Sprechstunden ist mein Ziel, den Kontakt und die Visitenkarte meiner GesprächspartnerIn zu bekommen.
Das eigentliche Gespräch dauert nur wenige Minuten. Deshalb frage ich am Anfang immer, ob ich etwas erzählen soll, zu mir, den Illustrationen oder ob mein Gegenüber irgendetwas besonders interessiert. Auf diese Frage habe ich ganz unterschiedliche Antworten bekommen: Manche wollten etwas über meinen Hintergrund erfahren, andere wollten nur etwas zu den Illustrationen hören und wieder andere wollten gar nicht reden.
Dann höre ich beim Feedback zu und probiere mir alles gut zu merken, damit ich es mir hinterher aufschreiben kann. Egal wie das Feedback ausfällt, gut oder schlecht, ich probiere es erstmal nicht zu bewerten. Das klappt mal besser und mal schlechter. Später nehme ich mir die Zeit alles noch einmal in Ruhe durchzugehen. Mir hilft das Feedback, mich selbst besser einzuschätzen und zu welchem Verlag ich passe und zu welchem eher nicht.
Tipp 7: Nachbereitung nicht vergessen!
Nach der Messe analysiere ich noch einmal das Feedback, das ich mir aufgeschrieben habe und entscheide, welches für mich relevant ist. Dann bereite ich die E-Mails an die Verlage vor, die etwas angefordert haben. Ich habe den Tipp erhalten, erst ein bis zwei Wochen nach der Messe das Portfolio zu schicken. Die Inboxen der LektorInnen sind nach der Messe sehr voll und es besteht das Risiko, dass meine Mail in der Masse einfach untergeht.
Tipp 8: Von den Hacks der anderen lernen
Hier noch ein paar Hacks die ich bei anderen gesehen habe und die ich cool oder schräg fand:
Eine Illustratorin hatte einen Campingstuhl dabei, damit sie sich in der Schlange auch mal hinsetzten konnte und ich glaube zwischendurch war nicht nur ich neidisch.
Eine andere Illustratorin hatte einen Begleiter, der für sie in der Schlange stand, so konnten sie sich abwechseln und es war für sie nicht so anstrengend.
Jemand anderes hatte Noise-Cancelling Kopfhörer auf, um zumindest zeitweise den Messetrubel entfliehen zu können, ohne seinen Platz in der Sprechstunden-Schlange aufgeben zu müssen.
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