Dürfen wir vorstellen – Kinderbuch-Nominierten auf der Longlist des SelfPublishing-Buchpreises 2021!
Sie haben sich bereit erklärt, uns ein paar Fragen zu ihren Titeln, ihren Erfahrungen und zum Self-Publishing zu beantworten! Vielen Dank dafür!
Ganz nach dem Motto "Learn from the Best", haben wir folgende Fragen gestellt:
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
Unten findest du nacheinander ihre Antworten (nach Buchtitel gereiht). Ich muss ehrlich sagen, dass ich total happy bin, dass ich auf die Idee gekommen bin, diese Fragen zu stellen, denn sie zeigen auf, wie divers die Geschichten hinter den Büchern sind – nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Entstehung. Einige der Nominierten sind Neulinge, andere schon Profis. Und die Herausforderungen bei der Realisierung des eigenen Buchtraumes sind vielfältig.
Eine spannende Lektüre für jeden, der überlegt, selbst ein Buch herauszubringen!
Andrea Hahnfeld mit dem Märchen "Der Baum und das Mädchen"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Das Märchen ist im Rahmen eines Kurses zum Märchenschreiben entstanden. Ich wollte zwei Märchen so miteinander verweben, dass ein neues Märchen entsteht. Eines dieser Märchen ist schon seit jeher mein Lieblingsmärchen: Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen von Hans Christian Andersen. Ich habe es bei meiner Oma immer gelesen und damals hat mich die Traurigkeit des Märchens in ihren Bann gezogen.
Die erste Version war bereits während des Kurses fertig. Schon beim Vorlesen in der Runde habe ich gemerkt, dass es irgendwie besonders geworden ist. Also habe ich es bearbeitet. Fünf Versionen später stand der Text und die Idee es illustrieren zu lassen war gefasst."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich möchte gerne meine Geschichten so herausbringen, wie ich sie sehe. Außerdem macht es mir Spaß, ein Buchprojekt von Anfang bis zum Ende durchzuführen. Mit allem, was dazu gehört: Schreiben, Lektorat, Illustrationen, Cover-Gestaltung und Veröffentlichung. Klar, nimmt der Verlag Autor:innen vieles ab. Leider aber auch vieles, das spannend und lehrreich ist. Ich finde das Self-Publishing eine wunderbare Möglichkeit, meine Geschichten in die Welt zu bringen, ohne mich mit demotivierenden Gedanken auseinandersetzen zu müssen, wie beispielsweise: Lässt sich das auch verkaufen?"
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Da Der Baum und das Mädchen erst mein zweites Buch im Self-Publishing ist, habe ich mich für Kindle Direct Publishing entschieden. Das E-Buch ist über Amazon Select erhältlich, was den Vorteil hat, dass Kindle Unlimited-Kund:innen es kostenlos lesen können. Die vielen Plattformen können am Anfang einschüchtern. Ich habe mich daher schlicht für die größte entschieden. Es war mir einfach zu viel Arbeit, das Buch auf jeder Plattform separat hochzuladen."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Die Illustration war mit Sicherheit die größte Herausforderung. Zuerst hatte ich ganz klassisch eine Illustratorin angefragt, die aber ein sehr hohes Honorar wollte. Das Geld hatte ich nicht. Die Geschichte blieb eine Weile liegen, bis ich mich dann dazu entschieden habe, bei Fiverr jemanden zu finden. Dort kann man Illustrator:innen finden, die zum eigenen Budget passen. Die Bilder der ukrainischen Künstlerin Anastasia Khmelevska haben mich sofort überzeugt. Also habe ich sie angeschrieben und als Probe-Illustration Figurenskizzen beauftragt. Dazu musste ich die Geschichte erstmal ins Englische übersetzen, denn unsere Kommunikationssprache war Englisch. Nachdem ich mit den Figurenskizzen zufrieden war, sind wir das Projekt gemeinsam angegangen. Dazu musste ich den Text auf Doppelseiten anordnen und einigermaßen gleichmäßig verteilen. Dieser Schritt ist super wichtig und ich habe ihn nicht ganz so genau genommen, was sich später rächte. Ursprünglich wollte ich Anastasia einfach machen lassen - aber dann ist doch mein Perfektionismus durchgebrochen und ich habe relativ viele Hinweise gegeben, wie die Illustrationen verbessert werden können. Wir hatten unzählige Revisionen und Anastasia war da sehr geduldig, hat viel neu gezeichnet. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich. Oft kam es auf Details an: Beispielsweise trug das kleine Mädchen auf einem Bild Schuhe statt Stiefel. Auf einer anderen Illustration funktionierte die Farbe des Hemds nicht. Am längsten haben wir uns mit der Darstellung des Todes befasst, der irgendwie nie gut aussah - bis mir die rettende Idee kam, ihn als Schatten darzustellen.
Die zweite Herausforderung war der Buchsatz, der bei einem illustrierten Buch nochmal deutlich schwieriger ist als bei einem nicht illustrierten. Dieser Schritt hätte auf jeden Fall der erste sein sollen. Der Text sollte auf der Seite in seiner finalen Form (also auch in der korrekten Schriftgröße) platziert sein, bevor ihn die Illustratorin bekommt. So kann sie die Illustrationen um den Text herum platzieren. Weil ich das nicht so genau genommen hatte, hatte ich zu große Zeichnungen und musste Platz für den Text schaffen. Das war problematisch und ich musste viel basteln, teilweise meine Illustratorin bitten, die Bilder entsprechend zu verändern. Weil ich Schriftgröße und Zeilenabstand vorab nicht bedacht hatte, musste ich Illustrationen nachordern, denn es wurden mehr Seiten als ursprünglich geplant. Das hat Zeit und Nerven gekostet.
Den letzten Nerv hat mir allerdings das Hochladen des Buches geraubt. Die Datei war aufgrund der Bilder sehr groß und das Hochladen brach häufig ab. Versuche, die Datei kleiner zu bekommen haben zu Formatfehlern geführt. Bestimmt drei Mal hat Amazon das Buch abgelehnt, weil es einen Formatfehler gab. Ich hab verzweifelt die Fehler gesucht und einfach nicht gesehen, wo genau das Problem liegt. Letztlich bin ich die Fehlersuche mit dem Kundensupport von Amazon angegangen. Der Support konnte gut weiterhelfen. Dennoch war der Prozess ziemlich frustrierend."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag vor allem das Selbstbestimmte daran. Klar würde ich auch gerne meine Bücher verkaufen und ich weiß, dass man im Verlag mitunter bessere Marktchancen hat. Allerdings gefällt mir nicht, dass alles nur danach beurteilt wird, ob es sich verkaufen lässt oder nicht. Für mich ist Kreativität ein Wert an sich. Ich schaffe gerne schöne Dinge. Die Verkaufbarkeit spielt eine Nebenrolle. Damit möchte ich keine Lanze dafür brechen, einfach alles ohne Qualitätskontrolle zu veröffentlichen. Auch ich habe die Geschichte vorab Freund:innen gegeben und ihr Feedback eingeholt, zudem eine Lektorin und eine professionelle Illustratorin beauftragt. Das kostet Geld. Ich betrachte das Bücherschreiben als Hobby. Wer reiten geht hat ja auch mehr Ausgaben als Einnahmen. Man macht ein Hobby, weil es Spaß macht und weil man besser darin werden möchte. Der Lohn für meinen Einsatz ist ein Buch, auf das ich stolz bin. Und dank Self-Publishing sieht es genau so aus, wie ich das wollte."
Bettina Huchler mit "Tabea, Sascha und der besondere Adventkalender"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Nachdem mein Buch "Weihnachtsglanz in Kinderaugen" erschienen ist, meinte eine Leserin, dass sechs Kurzgeschichten für ein Buch viel zu wenig sind. Nach einem kurzen Austausch kam dann die Idee zu einem Adventkalender mit 24 Geschichten. Weil das für mich jedoch nach nichts Neuem klang, hatte ich die Idee zu einer sogenannten Drumherumgeschichte, die alle 24 Geschichten miteinander verbindet. Somit erleben die Leser*innen in diesem Buch gemeinsam mit den Geschwistern Tabea und Sascha die Adventszeit und haben für jeden Tag eine neue Geschichte. Doch auch das hat mir noch nicht gereicht, sodass es zu jeder Geschichte auch noch ein kleines Goodie gibt - ein Rezept, eine Bastelanleitung etc."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Ich habe bisher all meine Bücher im Selfpublishing veröffentlicht, von daher war es bei diesem Buch genauso klar, dass ich es wieder tun werde."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Das eBook habe ich über neobooks und das Hardcover über BoD veröffentlicht. Ich habe beides voneinander getrennt veröffentlicht, weil mir wichtig war, dass ich das eBook ebenfalls in meinem eigenen Shop anbieten kann, was bei BoD leider nicht möglich ist."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Der ganze Adventskalender war eine reine Herausforderung. Erst einmal mussten tatsächlich 24 Ideen für 24 Geschichten her, was gar nicht so einfach war. Daher bin ich allen dankbar, die mir ein paar Ideen für Geschichten geliefert haben. Auch dass das Buch rechtzeitig im November erscheint, war gar nicht so einfach. Denn ich musste kurz vor Schluss eine neue Lektorin und eine neue Korrektorin für die restlichen Geschichten finden. Auch kamen die letzten Illustrationen erst kurz vor Torschluss, sodass meine Nerven blank lagen. Es ist in diesem Fall schließlich nicht wie bei jedem anderen Buch, wo man sagen kann: Ach, verschiebe ich es eben um einen Monat. Es ist ein Adventskalender. Das heißt, hätte es nicht rechtzeitig geklappt, hätte ich die Veröffentlichung um ein ganzes Jahr verschieben müssen. Aber am Ende ist zum Glück alles gut gegangen und die Achterbahnfahrt wurde überstanden."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich mag am Self-Publishing, dass man mit den Personen zusammenarbeiten kann, mit denen es harmoniert, man keine festen Deadlines hat - es sei denn, man setzt sich selbst welche - und man im Grunde sein eigener Herr bzw. Frau über die Veröffentlichung und alles, was damit zu tun hat, ist."
Enna Miau mit "Die kleine Sommerbiene"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
"Meine Kinder, die mit ihnen verbundene wachsende Anzahl an guten und weniger guten Kinderbücher in unserem Haushalt und nicht zuletzt mein fast nie still stehender kreativer Motor haben mich zur Autorin werden lassen. "Die kleine Sommerbiene" ist das vierte Buch der Kinderbuchreihe rund um die kleine Biene Millie. Jede Jahreszeit hat ein Abenteuer. Es war also klar, dass es für den Sommer noch ein Buch geben wird."
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
"Als Musikerin und Unternehmerin war ich nach zwei Vorstellungsgesprächen bei kleinen Verlagen entsetzt, wie winzig Beteiligung am eigenen Werk ist und wie hoch das eigene Engagement trotzdem sein muss, um überhaupt gesehen zu werden oder als Erfolg zu gelten. Da ich sowieso "selbst und ständig" bin, war der Schritt in diese Richtung nach einer optimistischen Kalkulation und mit meinen bisherigen Erfahrungen nicht so schwer."
Wie hast du ihn veröffentlicht?
"Mit einer guten Werbestrategie und entgegen aller Empfehlungen, dass im Deutschen Buchhandel nur Hardcover bei Kinderbüchern zählen, als Softcover."
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
"Mein eigener Anspruch ist von Buch zu Buch gestiegen und da ich in Reimen schreibe, ist es immer wieder eine besondere Herausforderung. In jedem Buch wird außerdem Wissen vermittelt und für "Die kleine Sommerbiene" war geplant, dass es um Wildbienen gehen soll. Jedoch 12 verschiedene Reimwörter auf "Biene" zu finden, ging überhaupt nicht gut. Erst als die Idee "erschien", das Ganze aufzulockern und Tiere am See und Wildbienen vorzustellen, war "alles wieder gut". An den Reimen habe ich aber trotzdem sehr lange gefeilt.
Die zusätzlichen Wissensseiten hinten im Buch zu den einzelnen Tieren haben mir und meinem Mann, der mit Freude lektoriert und für den Textsatz zuständig ist, vor allem Nerven gekostet, da wir diese Texte einfach und kurz halten mussten. Kürzen und den Text hübsch formatieren - puh! - das war aufreibender als das Buch zu schreiben."
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
"Ich bin mit Leib und Seele gern selbstständige Unternehmerin und habe ein tolles Team. (DANKE liebes Team!) Wenn ich eine Idee habe, dann sagt mir niemand erstmal: "Das geht so aber eigentlich nicht!" Und ich bin nicht eine von vielen, sondern DIE NUMMER EINS - immer im Fokus. :D Außerdem ist es schön, mehr als 1 EURO am eigenen Buch zu verdienen."
Wenn du noch mehr über die Entstehung von Ennas Projekt erfahren möchtest, dann höre dir meine Podcast-Folge #11 an. >>
Mara Wolf mit "Hey da! Wo ist dein Schnabel?"
Was hat dich zu dieser Geschichte inspiriert?
Inspiriert hat mich ein Youtube Video, das ich vor vielen Jahren einmal zufällig gesehen habe – in dem Video ging es um einen animierten Kiwi. Von da an hatte ich diese niedlichen Vögel ins Herz geschlossen. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass sich ein Kiwi gut als Protagonist in einem Kinderbuch machen würde, und der Rest der Geschichte hat sich nach und nach ergeben.
Wieso hast du den Titel im Self-Publishing herausgebracht?
Mit meinen zwei Kinderbüchern, die vor »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« entstanden sind (die ich bisher aber immer noch nicht veröffentlicht habe), hatte ich mich an viele Verlage gewandt. Leider kam von den Verlagen hauptsächlich keine Reaktion bis hin zu ein paar Absagen. Da eine meiner Lieblingsautorinnen, Mila Olsen, Selfpublisherin ist, habe ich mich zu dem Thema schlau gemacht, und beschlossen, dass ich das Ganze auch selbst in die Hand nehmen möchte. »Hey du! Wo ist dein Schnabel?« habe ich gar nicht erst an Verlage geschickt, sondern mich direkt für Selfpublishing entschieden. Mein Traum war schon immer ein Buch zu veröffentlichen und das wollte ich mir einfach erfüllen.
Wie hast du ihn veröffentlicht?
Das Hardcover habe ich über BoD und das Taschenbuch und das eBook über KDP veröffentlicht.
Was waren die drei größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Puh, da gab es einige. Erst einmal das ganze Informieren rund ums Selfpublishing und was man dabei alles beachten muss. Da kamen Dinge auf, an die ich vorher nie im Leben gedacht hätte. Wenn man noch ganz am Anfang steht, kann einen das ganz schön verunsichern.
Mich mit Social Media Accounts, einer eigenen Webseite, und allgemein den Möglichkeiten der Buchbewerbung auseinanderzusetzen, war auch eine größere Hürde. Ich habe Social Media Accounts schon im Privaten kaum genutzt und musste mich deshalb komplett neu damit befassen.
Und mich mit Bildbearbeitungssoftware auseinanderzusetzen, damit die Illustrationen für die Veröffentlichung geeignet waren, war auch kein Spaß.
Aber immer, wenn man etwas geschafft hat, und es dann für die Zukunft gelernt hat, ist das ein tolles Gefühl.
Was magst du am Self-Publishing am meisten?
Dass ich alles selbst bestimmen kann und bei jedem Vorgang genaue Einsicht habe. Ich kann entscheiden, wie mein Buch aussehen soll, welchen Titel ich ihm gebe, welche Bilder mit hinein sollen usw.
Ich kann entscheiden, mit welchen Personen ich zusammenarbeite, um das Buch entstehen zu lassen. Zudem lerne ich sehr viel über den ganzen Prozess rund ums Buch und das ist sehr spannend.
Mehr Infos zum Selfpublishing Buchpreis
Vielen Dank an die Nominierten für die Teilnahme am Interview und viel Erfolg!
Wenn du die AutorInnen näher kennenlernen möchtest, findest du auf der Seite des Selfpublisher Verbandes mehr Infos zur Longlist des Selfpublishing Buchpreises >>
1. Wann beeindrucken oder berühren Dich Illustrationen und illustrierte Kinderbücher? Was ist Dir dabei wichtig?
Mmh, wenn ich ehrlich bin, beeindruckt mich jede Art von Illustration bzw. illustrierte Kinderbücher. Ich finde es einfach interessant wie jeder Illustrator es schafft, Erzählungen und Texte auf seine Art visuell darzustellen.
Es sagt viel über die Person aus, wie sie innere Bilder aufs Papier bzw. aufs Tablet bringt. 😊
Natürlich suche ich mir auch gerne illustrierte Kinderbücher aus, deren Zeichnungen mich in Ihrem Stil beeindrucken und in denen ich Vorbilder sehe.
Wichtig dabei sind mir Farbkombinationen, die allein schon Atmosphäre und Stimmung schaffen, aber auch Gestiken und Ausdruck der Protagonisten zählen dazu.
Ohne den Text zu lesen, sollte der Betrachter den Inhalt, die Geschichte bzw. deren Aussage verstehen und vielleicht sogar mit eigenen Worten erzählen/beschreiben können.
2. Wie bist du dazu gekommen, Kinderbücher zu illustrieren und was begeistert Dich daran?
Durch meinen vorherigen Beruf als Erzieherin waren Kinder(bilder)bücher für mich von Anfang an das wunderschönste Medium, die Sprache der Kindern zu fördern und die Beziehung bzw. die Bindung zu ihnen aufzubauen.
Und da das Zeichnen bzw. Malen für mich schon im Kindesalter (eigentlich seitdem ich einen Stift halten konnte) meine größte Leidenschaft war/ist, und für mich seither Comics, Cartoons, Bilderbücher & Co. in meinem Leben immer eine sehr große Rolle spielten, war schon immer klar, dass ich irgendwann einmal mit meiner Liebe zum Zeichnen auch andere begeistern möchte. Vielleicht sogar davon leben könnte.
Meine Leidenschaft sollte nicht nur Hobby bleiben und so tat ich alles dafür mein Ziel zu erreichen. Ich studierte neben meinem Vollzeitjob als Erzieherin und fand Jahre später durch einen Zufall, oder nennen wir es riesiges Glück, auf die liebe Johanna Fritz, die noch vor einigen Jahren selbst als Kinderbuchillustratorin tätig war und Online-Kurse gab, wie man als Illustrator Geld verdienen kann.
Das war der Einstieg in meinen Traumberuf, der alles veränderte und ich heute immer noch dankbar bin, diesen großen Schritt gegangen zu sein, meinen sicheren Job im Kindergarten aufzugeben und endlich das zu tun, wonach ich mich schon immer sehnte.
3. Laufen deine Aufträge über eine Agentur? Arbeitest du direkt mit Selfpublishern zusammen oder mit Verlagen? Aus welchem Grund hast du dich für diesen Weg entschieden? Und welche Schritte bist du dafür gegangen?
Meinen Einstieg in das Berufsleben des Illustrators machte mir ein großer Verlag möglich, bei dem ich ein tolles Projekt für einen ganz besonderen Kunden umsetzen durfte.
Nach wie vor arbeite ich mit Verlagen zusammen, die ich vorher in Eigenregie akquirierte.
Dazu gehört:
herauszufinden welche Verlage zu mir passen bzw. zu meinem Zeichenstil. Dabei ist Recherche gefragt.
Ein geeignetes Portfolio aufzustellen mit aktuellen Arbeiten, die in das entsprechende Verlagsgenre passen. Tolle Infos wie ein Portfolio aufgebaut sein soll und was wichtig dabei ist zu beachten, bekam ich u. a. von der Illustratoren-Organisation (IO), in Johannas Kurs und im Portfoliomappen-Kurs von Meike Teichmann und Sven Geske.
Kunden anschreiben oder anrufen, sich kurz vorstellen und Interesse an einer Zusammenarbeit äußern. Termine für Illustratorensprechstunden auf den Kinderbuchmessen mach usw.
4. Was geht in deinem Kopf vor, wenn du ein Manuskript bekommst? Auf was achtest du dabei?
Bei einem Manuskript, welches ich von einem Verlag erhalte, achte ich erst einmal auf den Inhalt, was vermittelt werden soll, wer die Zielgruppe ist und was benötigt wird (Umfang).
In erster Linie ist für mich wichtig, ob ich mich mit dem Thema des Manuskripts auseinandersetzen kann. Liegt mir das Thema oder nicht? Habe ich Fragen dazu oder gar Äußerungswünsche bzw. weitere Ideen?
Was für mich auch zu den ausschlaggebenden Voraussetzungen für die Umsetzung eines Projektes gehören ist die Deadline/Abgabetermin. Ist der verlangte/erwünschte Umfang in der gegebenen Zeit für mich umsetzbar? Kollidiert es vielleicht mit anderen Projekten?
5. Wie gehst du erste Skizzen an? Wie entwickelst du Charaktere? Mit welchem Material arbeitest du? (In dem Zusammenhang: Wie digitalisierst du deine Illustrationen?)
Um erste Skizzen anzufertigen ist für mich ein freier Kopf Voraussetzung. Welcher für mich nicht immer anwesend ist und (wie Viele sicherlich nachvollziehen können) schwierig zu bekommen. 😉
Um den freien Kopf und meine „Muse“ anzukurbeln, gehe ich gerne in die Natur oder unterhalte mich darüber oft mit meinem Mann, der auch oft tolle Ideen hat und meine weiterspinnen lassen. 😊
Wie man heraushört, entstehen meine Charaktere/Darstellungen erst einmal in meinem Kopf.
Danach recherchiere und durchstöbere ich das berühmte WorldWideWeb, Instagram oder Pinterest und schaue mir Referenzen an. Die Bücherei ist auch eine tolle Möglichkeit Ideen zu sammeln (solange es die Inzidenz möglich macht 😉).
Für jedes Projekt erstelle ich Alben oder Moodboards, um gegebenenfalls darauf zurückzugreifen.
Die ersten Bleistiftstriche entstehen dann grob in meinem Skizzenbuch oder direkt auf meinem Tablet digital.
Früher arbeitete ich gerne mit Bleistift, Aquarellfarben und Buntstiften. Heute entstehen meine Illus ausschließlich digital auf meinem Microsoft Surface, welches gleichzeitig mein Computer für jegliche andere Arbeiten beinhaltet. Quasi ein rundum Kompakt-Arbeitsplatz. 😊
6. In welcher Form stellst du deine Illustrationen deinen Auftraggebern zur Verfügung? Welche Informationen brauchst du dafür vorab?
Meine Auftraggeber wollen meine Illus in der Regel als TIF-Dateien.
Je nach Auftrag können allerdings auch mal PNGs oder PSDs versendet werden.
Die Datenübertragung erfolgt in den meisten Fällen über den Filehosting Dienst Wetransfer oder auch mal über den Datenübertragungsserver Filezilla.
Die Infos für die benötigte Form der Daten sind normalerweise im Briefing des Kunden aufgeführt. Wichtig dabei zu wissen sind folgende Punkte: Die Form der Daten, in welcher Auflösung und welchem Farbmodus die Illus angefertigt werden sollen und welche Maße diese haben sollen.
7. Welchen Rat würdest du Autorinnen auf den Weg geben, um Illustrationen bereits während des Schreibens im Kopf zu behalten? Welchen Raum brauchst du, um ausreichend Freiheit für deine eigene Fantasie zu haben?
Wie oben schon erwähnt, gehe ich in die Natur, um meinen Kopf frei zu bekommen und somit genügend Platz für genug Ideen und Fantasie zu entwickeln.
Manchmal genügt mir nur die Beobachtung von Insekten oder Tieren, um Bilder im Kopf weiter zu spinnen. 😊
Oft helfen mir auch Unterhaltungen/Gespräche darüber mit meinem Mann oder meiner Freundin.
Da wir gemeinsam eine Fantasiereichweite entwickeln, klappt das meistens sehr, sehr gut.
Daher würde ich auch Autorinnen den Rat geben, der mir selbst immer gut weiterhilft, nämlich raus in die Natur, weg vom Arbeitsplatz, deine Gedanken nach außen bringen und sich mit „Gleichgesinnten“ darüber austauschen. 😊
8. Von wem hast du gelernt ein Portfolio zu erstellen und dein Handwerk weiterzuentwickeln?
Mein damaliger Coach, Johanna Fritz gab mir im Rahmen eines Illustratoren-Kurses wesentliche Tipps und Tricks, wie eine Portfolio-Mappe aufgebaut sein sollte.
Weitere Beratungen erhielt ich auch bei der Mappen-Beratung der Illustratoren-Organisation (IO) und bei einem weiteren Portfolio-Mappen-Coaching von Meike Teichmann und Sven Geske.
9. In welchen Kinderbüchern oder welchen Seiten: Wo können wir mehr von deiner Arbeit bewundern?
Mehr von meinen bisherigen Projekten und meinen Arbeiten könnt ihr auf meiner Website https://www.melanie-kraft.de oder auf meinem Insta-Account @melanie.kraft entdecken.
10. Falls du direkt mit Autorinnen zusammenarbeitest: Wie läuft so eine Zusammenarbeit ab? Sagen wir mal, eine Autorin möchte dich buchen. Welche Schritte wären wichtig?
Bisher hatte ich nur wenig Kontakt mit Autorinnen, die ihre Werke illustriert und veröffentlicht haben wollen. Aber in der Regel, also so wäre jetzt meine Vorstellung, bespricht man erst einmal grob das Thema bzw. den Umfang was an Illus benötigt wird. Wenn alles soweit passt, kann man sich überlegen, sich evtl. bei einem persönlichen Treffen (wenn das möglich ist) näher kennenzulernen. Dabei können dann weitere wichtige Punkte besprochen werden:
1. Nutzung/Nutzungsrechte
2. Nähere Infos über den Inhalt
3. Wie soll veröffentlicht werden?
4. Soll selbst verlegt werden oder soll ein Verlag hinzu gezogen werden?
5. Wie kann der Illustrator für seine Arbeit vergütet werden?
11. Was hat dir den nötigen Mut gegeben, deinen Traum zu verfolgen und dranzubleiben? Was waren die größten Herausforderungen, die du dabei zu überwinden hattest?
Ehrlich gesagt, um meinen Traum zu verfolgen benötigte es wenig Mut, da ich diesen Beruf schon eine gefühlte Ewigkeit ausüben wollte. Es war schon IMMER mein allergrößter Wunsch meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Speziell in der Kinderbuchbranche arbeiten zu wollen, kam mir während meiner Tätigkeit als Erzieherin und der Umgang mit dem Medium Kinderbücher immer mehr.
Allein die Freude in den Gesichtern der Kinder, beim Betrachten der Zeichnungen, zu beobachten, gab mir so viel Positives.
Den nötigen A….-Tritt zu bekommen und somit den Mut zu entwickeln, nach vielen Jahren meinen sicheren Job aufzugeben und endlich den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, gab mir bedauerlicherweise mein eigener Körper und somit ich selbst.
Durch eine lange Zeit der Unzufriedenheit und der Disbalance in meinem Job, litt meine Gesundheit sehr darunter.
Auch wenn das Erwachen und die Erkenntnis endlich etwas zu ändern erst sehr spät kam, habe ich mit meinem (wirklich außerordentlichen) Ehrgeiz und das „Kopfwaschen“ meines Mannes, mich zu diesem Schritt bewegt, den ich bis heute nicht bereue.
Meine größte Herausforderung dabei war, im Grunde genommen, ich selbst.
Die Erwartungshaltung der Eltern ablegen und seinen inneren Bedürfnissen folgen, „ausbrechen“, Risiken eingehen und dem inneren Kind ein gewaltiges „High-Five“ geben.
HERZLICHEN DANK an Melanie!
Und wenn du für dich und deinen Traum vom (nächsten) Kinderbuch etwas mitnehmen konntest, lass es uns doch wissen!
Du kannst natürlich auch Melanie direkt einen Gruß schicken. Ihre Homepage, wie oben beschrieben ist https://www.melanie-kraft.de und auf Instagram ist sie unter @melanie.kraft zu finden.